Heft 
Band 8
Seite
134
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134 Schriftenschau EEE

MiTSCHKE, A.& S. BAUMUNG(2001): Brutvogel-Atlas Hamburg. Hamburger avifaun. Beitr. 31. 344 S., Bezug: Heiko Hudeczek, Lehrter Str. 16, 30559 Hannover.(8)

Nachdem in den 80er Jahren für etliche Städte Brutvogelatlanten vorgelegt: worden waren, denen nur die Verbreitungsmuster der Arten zu entnehmen waren, werden jetzt meist halbquantitative Erhebungen durchgeführt, die neben Aussagen zur Verbreitung auch solche zur Häufigkeit der Arten in Häufigkeits­klassen zulassen. 89 Ornithologen haben die 747 km große Fläche Hamburgs in den Jahren 1997 bis 2000 kartiert und bereits 1 Jahr nach Abschluss der Feldarbeiten können die Autoren die Ergebnisse hervorra­gend aufgearbeitet und interpretiert vorlegen. Eine stolze Leistung!! Eine solche zeitnahe Veröffent­lichung wünschte man manchem anderen Projekt.

Die Methoden der Geländearbeit und Datenanalyse werden gründlich dargestellt. Ob Kartierungen mit dreimaliger Begehung und mittels Strichliste tatsächlich reelle Werte liefern, ist fraglich. Aus Gründen der Effektivität ist aber eine traditionelle Revierkartierung unmöglich. Die Autoren erkennen diese Mängel und stellen sie in einer erfrischend offenen Methodenkritik dar. Wie oft wird einem dagegen Genauigkeit »vorgegaukelt«, wo diese kaum zu erwarten ist!? Bestandstrends werden auf Basis der vom Arbeitskreis an der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg gesammelten und in einer Datenbank gespeicherten(sic!) 1 Millionen Datensätze berechnet. Da es sich um Zufallsdaten handelt, können nur Bestandsabnahmen (ausgedrückt als Arealverlust) dargestellt werden.

Die Lebensräume in Hamburg werden in Text, Karte und Bild dargestellt, so dass sich auch der Ortsun­kundige in die Vogellebensräume hineindenken kann. Die Stadt Hamburg besteht aus deutlich mehr als nur aus typisch urbanen Lebensräumen. Vielmehr prägen ein hoher Anteil an Acker- und Grünland, Wäldern und Gewässern das Gesicht der Stadt. Die eigentlichen Wohngebiete sind stark durchgrünt. Somit überrascht die hohe Anzahl der 160 in Hamburg brütenden Arten nicht. Von diesen sind viele stark gefährdet und weisen Arealverluste von über 80% auf(Wendehals, Haubenlerche, Steinkauz u.a.). Die häufigsten Arten sind Amsel(70.000 BP), Kohl-(36.000) und Blaumeise(31.000). Verbreitung und Häufigkeit aller Arten sind auf mehrfarbigen Karten gezeigt. Daneben sind für die entsprechende Art Wichtige Biotoptypen und erloschene Vorkommen abgebildet. Im Text werden Verbreitung und Bestand (mit Angabe von Siedlungsdichten), Lebensraum und Bestandsentwicklung diskutiert.

Das Blättern in den Karten ist äußerst spannend, besonders wenn man die Verbreitung Berliner Brutvögel im Hinterkopf hat. Aus Sicht des Referenten besonders bemerkenswerte Unterschiede sind u. a. die weite Verbreitung von Gimpel(Rasterfrequenz: 62,8%), Eichelhäher(75,2%), Misteldrossel(65,1%), Heckenbraunelle(95,5%) und Zaunkönig(94,1%) auch im bebauten Stadtgebiet, das weitgehende Fehlen des Stieglitzes im bebauten Bereich und die noch erfreuliche Häufigkeit der Dohle(440 Paare). Jedem Avifaunisten sei dieser Atlas sehr empfohlen. Jeder wird beim Blättern etliche Vergleiche mit der Avifauna seines eigenen Wohnumfeldes anstellen können und damit einem hoffentlich bald in Angriff zu nehmenden großen Avifaunen-Vergleich deutscher Großstädte(Berlin , Hamburg ...) vorweggreifen. Der Hamburger Brutvogelatlas ist so gut, dass sich die Herausgeber hätten sparen können, den Schriften­tauschpartnern einen vorformulierten Rezensionsentwurf zu schicken, denn zu solchen Büchern macht es durchaus Spaß, eigene Gedanken zu äußern. Kritische Bemerkungen bleiben dem Referenten nahezu völlig erspart. Warum noch im Jahr 2001 konsequent die garnicht mehr so neue Rechtschreibung vermie­den wird, bleibt wohl das Geheimnis der Autoren. Das Rebhuhn-Foto auf Seite 44 sieht doch sehr nach einem in die Wiese gestellten Präparat aus.

SF