Heft 
Band 8
Seite
152
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Otis 8(2000): 152-153

Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg

Fast unüberschaubar ist die Menge an Untersuchungen über die Auswirkungen der Windkraft auf die Vogelwelt geworden. Ebenso variabel wie die Gebiete, die Beobachtungszeiten, die Erfassungsmethoden und die betrachteten Arten sind die Ergebnisse. Momentan können sich Windkraftbefürworter und-geg­ner der jeweils passenden Ergebnisse bedienen, um ihre Positionen zu untermauern. Um das extrem hete­rogene und teils widersprüchliche Material zusammenzuführen und auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen, wurde durch die Vogelschutzwarte mit Hilfe des Naturschutzfonds Brandenburg und des Vereins Aquila e. V. ein Gutachten initiiert, das eine möglichst große Menge des für das Binnenland vorliegenden Materials auswerten soll. Ziel ist es, zu allgemeingültigen Ergebnissen zu gelangen, die Planer, Behörden und Verbände gleichermaßen zu einer objektiven Beurteilung der Risiken von Windkraftplanungen befähigen. Sofern unter den ABBO-Mitgliedern unveröffentlichte Untersuchungen oder schwer erlangbare»graue Literatur« kursieren, ergeht von uns die Bitte an alle, dieses Material für die Gesamtauswertung verfügbar zu machen.

Nach der Beschlagnahmung von mehr als 120.000 Vogeleiern im Sommer 1999 sind den Behörden erneut mehrere»dicke Fische« ins Netz geraten. In einer gemeinsamen Aktion des Landesumweltamtes Brandenburg und der Landeskriminalämter Sachsen und Brandenburg wurden am 26.6.2001 über 70 lebende Vögel- in erster Linie Greifvögel- sowie diverse Fallen, gefrorene Tierkörper, Präparate usw. sichergestellt. Die leitende Staatsanwaltschaft Dresden hat für die zwei Hauptbeschuldigten Haftbeschlüs­se beim Amtsgericht erwirkt. Einmal mehr zeigte sich, dass Artenschutzkriminalität kein Kavaliersdelikt ist. Die systematische Dokumentation aller bekanntwerdenden Fälle durch die Vogelschutzwarte in Verbindung mit der Naturschutzstation Woblitz und der Arbeitsgruppe Artenschutzvollzug im Landes­umweltamt macht darüberhinaus deutlich, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt. Abschuss, Fallenfang, Vergiftung sowie illegale Haltung und Handel, Manipulationen an Brutplätzen usw. sind weit verbreitet und betreffen eine große Zahl oft seltener Arten. Die ersten veröffentlichten Auswertungen haben bundesweit für Aufsehen gesorgt. Entsprechende Auffälligkeiten, die sich bei der ornithologischen Arbeit ergeben, sollten in jedem Fall an das Landesumweltamt gemeldet werden! Auch im aktuellen Fall hat ein ABBO-Mitglied die entscheidenden Hinweise gegeben.

Die Forschungsstelle für Wasservogelökologie und Feuchtgebietsschutz ist umgezogen. Schon 1999 hat sich die Universität Potsdam von diesem Arbeitsbereich getrennt, und die Aufgaben wurden kommis­sarisch durch die Vogelschutzwarte übernommen. Seitdem sich im Juli 2000 der gleichnamige Förderverein für Wasservogelökologie und Feuchtgebietsschutz gegründet hat, erfolgt die Aufgabenwahr­nehmung gemeinsam. Mit dem Umzug nach Buckow sind auch die räumlichen Voraussetzungen für einen Neuanfang geschaffen. Die Postanschrift ist die gleiche wie die der Vogelschutzwarte(Dorfstr. 34, 14715 Buckow bei Nennhausen). Dank intensiver Dateneingabe im Rahmen eines Werkvertrages liegen nun­mehr fast alle Zähldaten für Ostdeutschland seit 1966 in digitaler Form vor. Eines der nächsten Ziele ist