Heft 
Band 9
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Brutvögel in Sanssouci 83

höher liegen. Aus dem Park Babelsberg liegen Zahlen einer Kartierung von 1999 vor. Hier wurden 10 Re­viere festgestellt(FG Ornithologie Potsdam, unveröff.). Ein Verbreitungsschwerpunkt des Mittelspechts des Landes Brandenburg liegt in den Parkanlagen von Potsdam und Berlin (Zehlendorf und Wilmersdorf ). Die hier erreichte Siedlungsdichte ist ähnlich hoch wie die in den übrigen ostdeutschen Haupt-Verbreitungsgebieten(NE-Harz und Mittelelbe zwischen Magdeburg und Wittenberg , NICOLAI 1993). Insofern hat das Vorkommen im Park Sanssouci eine die Landesgrenzen übergreifende Bedeutung. Der Mittelspecht ist nach der Bundes-Artenschutz-Verordnung als»Vom Aussterben bedrohte Tierart« besonders geschützt. Er ist nach der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands (WITT et al. 1996) in die Vorwarnliste eingestuft und nach der Roten Liste der Brutvögel des Landes Brandenburg (DÜRR et al. 1997) gefährdet.

Die ganzjährige Abhängigkeit von einem ausreichenden Angebot an Insekten an grobborkigen Bäumen beschränkt das Vorkommen des Mittelspechtes auf produktive alte Laubwälder mit wintermildem Klima. Da diese Wälder auf landwirtschaftlich wertvollen Böden wachsen und viele Eichen durch schnellwüch­sigere Arten ersetzt wurden und werden, ist das Verbreitungsgebiet in weiten Bereichen Mitteleuropas stark aufgesplittet und auf Restpopulationen beschränkt. Mittelfristig ist mit einer weiteren Verschlechte­rung des Lebensraumangebotes zu rechnen, denn einerseits sind inzwischen auch Eichen vom Waldster­ben betroffen und andererseits werden in vielen Gebieten die Eichenbestände der mittleren Altersklassen frühzeitig geschlagen und nicht wieder aufgeforstet. Mit diesen Tatsachen ist dann die Abnahme und der Zusammenbruch der Mittelspechtpopulationen vorprogrammiert(BAUER& BERTHOLD 1996).

Die Gefährdungsursachen bestehen also vor allem im Lebensraumverlust durch frühe Umtriebszeiten, Entnahme von Überhältern und Zerstörung bzw. Trockenfallen von Hartholzauen. Ein wirksamer Schutz der Art könnte durch Schutz und Erhalt von Hartholzauen, reich strukturierten Laub- und Mischwäldern und durch Verzicht auf Intensivnutzung und Umwandlung der Forsten in monotone, nadelholzdominier­te Altersklassenwälder erreicht werden. Dabei ist eine Erhaltung einer Mindestfläche reifer Bestände von 30-40 ha wichtig, sowie die Verhinderung von großflächigen Kahlschlägen und einer weiteren Isolation der Bestände(BAUER& BERTHOLD 1996).

Die Potsdamer Parklandschaft bietet eine Reihe der 0.g. Bedingungen zur Erhaltung und Stabilisierung der Mittelspechtpopulation und damit gleichzeitig- wenn auch nur kleinflächig- die Möglichkeit zur Erhaltung von gut strukturierten Laubholzforsten, eines unverzichtbaren und wertvollen Bestandteils unserer Kulturlandschaft.

Ausblick

Pflegemaßnahmen zur Angleichung an die ursprüngliche Parkgestaltung und zum Zwecke der Erhöhung des touristischen Wertes beeinträchtigen ganz offensichtlich die biologische Attraktivität für eine ganze Reihe von aktuellen und potenziellen Brutvögeln.

Eine der vordringlichsten Aufgaben des Naturschutzes im Berlin -Potsdamer Umland muss eine weitge­hende Harmonisierung aller Landnutzungsansprüche und die Erhaltung abwechslungsreicher Nutzungs­mosaike sein. Ziele des Schutzes von Natur und Landschaft müssen auch im Umland von Berlin und Potsdam flächendeckend realisiert werden und dürfen nicht auf Schutzgebiete beschränkt bleiben. Die allgemein übliche Praxis, dass für den Arten- und Biotopschutz außerhalb von Schutzgebieten weitgehend nur Flächen zur Verfügung stehen, für die keine anderen Nutzungsansprüche bestehen, muss schnellstens der Vergangenheit angehören. Deshalb kommt der Potsdamer Parklandschaft neben ihrem kulturhistori­