Kleine Mitteilungen
Literatur GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(1993): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 13. AULAVerlag, Wiesbaden . Hoffmann, J.& H. Koszinski(1993): Die Vogelwelt im Landkreis Strausberg . Waldsieversdorf .
Zwillingsei beim Neuntöter(Lanius collurio)
von Stefan Fischer
Summary: Red-backed Shrike egg with two embryos. A Red-backed Shrike egg with two embryos was found near Linum in 2000.
Am 16.7.2000 fand ich in einem Holunderbusch bei Linum (Landkreis Ostprignitz-Ruppin ) ein Neuntöternest mit 4 Eiern. Um die Jungvögel zu beringen, kontrollierte ich das Nest am 23.7. erneut. Es enthielt zu diesem Zeitpunkt 3 ca. fünftägige Nestlinge und 1 nicht geschlüpftes Ei. Bei der Öffnung des Eies stellte ich fest, dass es zwei Embryonen enthielt, die kurz vor dem Schlupf abgestorben waren.
Über Zwillingsbildungen wird bei Vögeln recht selten berichtet. Selbst BEZZEL& PRINZINGER(1990) erwähnen Zwillingsbildungen nur»nebenbei« in einer Bildunterschrift als Ursache für Missbildungen(S. 478) und erläutern Ursache und Häufigkeit von doppeldottrigen Eiern(S. 329). Solche entstehen,»wenn zwei Eizellen gleichzeitig reifen oder wenn ein Ei zurückgehalten wird oder stecken bleibt, bis das nächste Ei springt«. Unter 500 normalen Eiern befindet sich ein Doppelei. Die Autoren führen aber nicht aus, ob sich in solchen Doppeleiern auch zwei Embryonen entwickeln können.
Unter Hühnereiern und Eiern anderen Hausgeflügels sind doppeldottrige Eier regelmäßig zu finden. Bei Wildvögeln werden solche Bildungen meist nicht entdeckt, da bei Nestkontrollen aufgefundene nicht geschlüpfte Eier meist nicht geöffnet werden und als»taube Eier« notiert werden. Allerdings führte bereits GROEBBELS(1937; zitiert nach SCHEUFLER et al. 1979) 25 europäische Arten auf, bei denen doppeldottrige Eier nachgewiesen wurden, darunter auch den Neuntöter. Weitere Fälle führen SCHEUFLER et al. 1979 und Zitate darin) auf. Offensichtlich ist der Schlupf überlebensfähiger Zwillinge die absolute Ausnahme. STRESEMANN (1927-1934, zitiert in SCHEUFLER et al. 1979) führt lediglich einen verbürgten Fall von Straußenzwillingen(Struthio camelus) an.
Besonders Beringer sollten zukünftig vermeintlich taube Eier gründlicher untersuchen und ungewöhnliche Befunde mitteilen.