Kleine Mitteilungen
Einleitung
Normalerweise lässt sich das Geschlecht bei adulten Turmfalken spätestens nach der ersten Vollmauser im Jahr nach der Geburt anhand des Federkleides eindeutig unterscheiden. Das Männchen hat eine graue Kopffärbung und die Steuerfedern sind ebenfalls grau gefärbt mit breitem, schwarzem Subterminalband und weißlichem Endsaum. Das Weibchen dagegen hat die typische rotbraune Kopf- und Schwanzfärbung, wobei letztere zusätzlich eine dunkle Bänderung und ebenfalls eine breite schwarze Subterminalbinde besitzt. Dagegen ist bei den Jungvögeln in den ersten Monaten nach ihrer Geburt eine Unterscheidung des Geschlechts anhand des Federkleides noch nicht möglich. Sie haben noch eine dem adulten Weibchen sehr ähnliche Gefiederfärbung mit braunem Schwanz bzw. Kopf(vgl. GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1971).
Material und Methode
Wir bearbeiten in Berlin eine Kontrollfläche von ca. 480 km? Größe. Sie beinhaltet die Fläche der 12 Berliner Westbezirke und wird im Rahmen des Monitoring-Programms für Greifvögel und Eulen der Universität Halle/Saale als Monitoringfläche Nr. 376 geführt. Wir kontrollieren alljährlich den Bestand und den Reproduktionserfolg des Turmfalken. Dabei werden soweit wie möglich alle Jungvögel, die in den vorhandenen Nistkästen erbrütet werden, mit Ringen der Vogelwarte Radolfzell beringt. Da die Kästen fast ausschließlich in Gebäuden installiert sind, sind sie für uns bequem und ohne größeren Aufwand bzw. Störung zu erreichen. Mittlerweile erfolgen ca. 65% aller Bruten in unserer Fläche in solchen Nistkästen (2001 insgesamt 84 Stück). Die Jungvögel werden in der Regel im Alter von ca. 18-26 Tagen beringt.
Ergebnisse Dass der Turmfalke eine große Variabilität in der Gefiederfärbung besitzt, ist allgemein bekannt(GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1971) und konnte auch von uns manchmal beobachtet werden. So hatten zum Beispiel adulte Weibchen eine teilweise stark ausgeprägte Graufärbung der Steuerfedern bzw. der Oberschwanzdecken. Andererseits konnten adulte Männchen mit braun-grau gebänderter Steuerfederfärbung bei kompletter Graufärbung des Kopfes beobachtet werden. Im Zeitraum von 1986 bis 2001 konnten insgesamt 2.565 Jungvögel in unserer Kontrollfläche beringt werden. Jedoch wurde erst seit Entdeckung des ersten Jungvogels mit grauen Steuerfedern im Jahr 1991 bewusst auf dieses Phänomen geachtet. Bei allen nach 1991 beringten Jungvögeln erfolgte also eine gezielte Kontrolle des Federkleides, insbesondere der Steuerfedern. Insgesamt waren dies bis 2001 2.283 Jungvögel. Außerdem kamen in diesem Zeitraum über 200 Pflegefälle in zwei Berliner Pflegestationen. Auch hier war eine Kontrolle möglich. Trotz der großen Zahl von über 2.483 kontrollierten Jungvögeln entdeckten wir erst 1993(5er Brut) einen weiteren Fall, 1998 ebenfalls nur einen Jungvogel, 1999 dann insgesamt 6 und 2001 5 Jungvögel mit grauen Steuerfedern. Der 1998 entdeckte Vogel war bereits beringt worden(5er Brut) und wurde dann im Alter von ca. 30 Tagen bei einer Kontrolle tot am Brutplatz gefunden. Er hatte, genau wie ein adultes Männchen, die komplett graue Färbung der Steuerfedern(ohne Querbänderung) mit breiter, schwarzer Subterminalbinde. 1999 konnten in einem Fall 3 Jungvögel im Alter von 3% Wochen in einem Nistkasten(bei einer 5er Brut) mit kompletter Graufärbung der Steuerfedern festgestellt werden. In den weiteren Fällen konnten dann 1999 jeweils 1 Jungvogel in zwei 6er Bruten und 1 Jungvogel in einer 5er Brut festgestellt werden. Letzterer gelangte dann nochmals als Pflegling im Alter von 5 Wochen in unsere Hände. Mit Ausnahme der beiden mittleren, waren die Steuerfedern bei diesem Vogel allerdings zusätzlich gebändert.