Otis 8(2000): 143-144
Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg
Für Aufsehen hat seit Oktober 2001 ein Artikel in der Zeitschrift»Nature « gesorgt, der sich mit dem Erfolg von Agrarumweltprogrammen auseinandersetzt und dabei Vögel, Schwebfliegen, Bienen und Pflanzen betrachtet. Der Titel»Agri-environment schemes do not effectively protect biodiversity in Dutch agricultural landscapes« zeigt bereits, dass es eher um den Misserfolg geht. Da er mit dieser Grundbotschaft auch in Windeseile in sämtlichen Landnutzerzeitschriften kursierte, sind einige Erläuterungen angebracht. Grundsätzlich positiv ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen solcher Programme- eine regelmäßige Effizienzkontrolle kommt bisher zu kurz, ist aber unentbehrlich, um die zur Verfügung stehenden Mittel möglichst effektiv einzusetzen und einer Verteilung nach dem Gießkannenprinzip entgegenzuwirken. Problematisch erscheint jedoch der Eindruck grundsätzlicher Erfolglosigkeit solcher Programme. Für eine derartige Aussage ist die Datenbasis dieser einen Untersuchung völlig unzureichend. Dies beginnt bei der Versuchsanordnung, die nur ungenügend beschrieben ist: was genau findet auf den Flächen statt, wie lange bereits, wie groß ist die Gesamtfläche der Extensivierung im Gebiet, wie sind die Wasserstände usw. Somit sind die Daten also kaum interpretierbar; zumindest deutet sich an, dass die Inhalte des»agri-environment management« weit von den Inhalten unseres Vertragsnaturschutzes entfernt sind. So ist erkennbar, dass der Stickstoffeintrag immer noch 106 kg/ha/Jahr betrug! Die Untersuchungsflächen waren offensichtlich nur zwischen 2 und 12,5 ha groß, wobei selbst die»gemanagten« Flächen nicht vollständig, sondern nur anteilig etwas extensiver bewirtschaftet wurden. Vor diesem Hintergrund sind verallgemeinernde Wertungen des Erfolges von Extensivierungsprogrammen innerhalb der EU nicht statthaft, um so weniger, wenn dabei die unterschiedlichsten Ansätze und Grade der Extensivierung in einen Topf geworfen werden. Aber dies ist weniger den Autoren selbst anzulasten, sondern jenen, die die Ergebnisse großzügig in ihrem Sinne interpretiert haben.
Die Effizienzkontrolle in den brandenburgischen Extensivierungsgebieten, insbesondere beim Vertragsnaturschutz, der gegenüber dem Kulturlandschaftsprogramm(KULAP) deutlich weiter geht, zeigt durchaus Erfolge im botanischen und zoologischen Artenschutz. Sie zeigt aber auch Grenzen: die ursprünglichen Pflanzengesellschaften werden z. B. auf devastierten Niedermoorböden kaum wieder herzustellen sein, wenngleich viele einzelne Arten inzwischen wieder vorhanden sind. Vögel werden zwar bei Zug und Rast vielfach begünstigt, aber insbesondere Wiesenlimikolen als Brutvögel profitieren noch zu wenig von den Maßnahmen. Zu den Hauptgründen dafür zählt, dass die Extensivierung meist nicht weit genug geht, dass es nicht gelingt, den Wasserhaushalt im Sinne des Vogelschutzes(wie auch des Bodenschutzes) zu beeinflussen, dass die Populationsstrukturen großräumig gestört sind und somit in vergleichsweise kleinen Refugien kaum ideale Verhältnisse herstellbar sind. In diesem Kontext ist dann das Wirken von Prädatoren zu sehen, die leider viel zu oft als Problem Nr. 1 des heutigen Wiesenvogelschutzes genannt werden.
Um den Berichtspflichten der FFH-Richtlinie bzw. EU -Vogelschutzrichtlinie hinsichtlich Erhaltungszuständen und Populationsentwicklungen von Tier- und Pflanzenarten regelmäßig, d. h. im 6-JahresTurnus, nachzukommen, ist für den Berichtsteil Vögel im Jahr 2000 mit einem systematischen SPA-Monitoring begonnen worden, d. h. einem Vogelmonitoring in den Europäischen Vogelschutzgebieten(SPA=