Heft 
Band 9
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148 Diplomarbeiten& Dissertationen

Raum- und Habitatnutzung des Wachtelkönigs(Crex crex L.) im Unteren Odertal

Angela Helmecke

Diplomarbeit am Institut für Biologie der Humboldt-Universität Berlin (2000)

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Raum- und Habitatnutzung von Wachtelkönigen zu untersuchen, um so Aussagen über die Eigenschaften der potenziellen Bruthabitate im bedeutendsten deutschen Brut­gebiet der Art zu erhalten. Die Untersuchungen wurden 1998 und 1999 im Nationalpark Unteres Odertal durchgeführt. Rufplätze und repräsentative Zufallsflächen auf Feuchtwiesen wurden anhand verschiede­ner Vegetationsparameter miteinander verglichen. 30 Vögel(26 Männchen, 2 Weibchen, 2 Jungvögel) wurden in den beiden Jahren besendert und telemetriert. Um den Einfluss der Mahd auf den potenziel­len Reproduktionserfolg des Wachtelkönigs zu untersuchen, wurden in einem Teilgebiet von 2.000 ha Größe dekadenweise Wachtelkönigzählungen und zeitgleich landwirtschaftliche Nutzungskartierungen durchgeführt.

Mitte Mai 1998 wurden in zwei Teilgebieten von je etwa 1.000 ha Größe maximal 65 beziehungsweise 22 gleichzeitig rufende Wachtelkönige verhört. Da der Durchzug zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig abgeschlossen ist und Wachtelkönige auch während der Rast rufen, gehörten die Rufer nicht zwangsläu­fig zur Brutpopulation des Unteren Odertals.

Ein Vergleich der Vegetationsstruktur von Rufplätzen mit der von Zufallsflächen ergab, dass Rufplätze sig­nifikant schneller abtrockneten(Mann-Whitney-Test: p< 0,01) und eine größere Vegetationshöhe aufwie­sen(Mann-Whitney-Test: p< 0,001). So besaßen alle Rufplätze und deren Umgebung zum Zeitpunkt der Ansiedlung bereits eine minimale Vegetationshöhe von 40 cm bei durchschnittlich 60 cm Aufwuchshöhe (Zufallsflächen: minimal 25 cm, durchschnittlich 45 cm). Da die Zufallsflächen einen Querschnitt durch alle Wiesentypen des Gebietes beinhalteten, ist daraus zu folgern, dass der Wachtelkönig bei der Besiedlung Flächen mit durchschnittlich höherer Vegetation präferiert. Der Deckungsgrad unterschied sich ebenfalls signifikant. So zeichneten sich die Rufplätze und deren Umgebung zu Beginn der Besiedlung Anfang Mai durch im Mittel 63%(Zufallsflächen: 49%), mindestens jedoch 45% Deckung aus. Ab Mitte Mai besaßen sie bereits einen Deckungsgrad von 83%(Zufallsflächen: 74%). Da der Deckungsgrad an den unmittelba­ren Rufplätzen Anfang Mai auch signifikant höher war als in 20 m Entfernung(Mann-Whitney-Test: p< 0,05), ist davon auszugehen, dass der Rufplatz als Ort mit der besten Deckung gezielt innerhalb des Reviers und des Gebietes aufgesucht wird, vorausgesetzt, eine gute Durchdringbarkeit und somit Durchlaufbarkeit sind gegeben. Der Brutplatz ist aufgrund der Heimlichkeit der Weibchen einer Habitatanalyse nicht zugän­gig ist. Da die Nester von Wachtelkönigen jedoch meist in unmittelbarer Nähe des Rufplatzes(< 100 m [STOoWE& GREEN 1997, Vogelwelt 118: 161-168; SCHÄFFER 1999, Ökol. Vögel 21: 1-267) angelegt werden, beschreiben die aufgenommenen Vegetationsstrukturdaten vermutlich auch das Bruthabitat des Wachtelkönigs. Die tags und nachts genutzten Habitattypen, die mit Hilfe von Tagortungen telemetrierter Vögel(n= 739) und nächtlichen Ruferkartierungen(n= 220) untersucht wurden, unterschieden sich nicht voneinander. Rohrglanzgrasbestände wurden mit 43% jeweils am häufigsten besiedelt.