Heft 
Band 10
Seite
103
Einzelbild herunterladen

Gebirgsstelze im Spreewald 103

genüber deckungslosen offenen Schlammflächen deutlich präferiert werden. Des weiteren hal­ten sich Gebirgsstelzen auch außerhalb der Brutzeit häufig an Fließgewässerbereichen auf, die vielfach als Brutplätze bekannt sind. An diesen unübersichtlichen Stellen ist zudem mit einem höheren Anteil übersehener Vögel zu rechnen. Von wesentlich geringerer Bedeutung sind Über­flutungsflächen und Seeufer(Tab. 2). Aus naturräumlicher Betrachtungsweise konzentrieren sich die Durchzugsbeobachtungen ganz deutlich auf den Spreewald. Nur drei(!) Beobachtun­gen gab es außerhalb der Spreeniederung(2x Dahmetal, 1x Briesener See).

Tab. 2: Übersicht der Rasthabitate nichtbrütender Gebirgsstelzen 1992-2002(n = 124 Beob. mit 158 Ind.).

Table 2: Resting habitats of non breeding Grey Wagtails 1992-2002(n= 124 observations of 158 individuals).

Rasthabitat Beobachtungen_ Individuen Anteil der Ind. in% Fischteiche 74 100 A

Fließgewässer 41 49 Seeufer 5 5 Überflutungsflächen 4 4 Summe 124 158

Diskussion Bestand und Bestandsentwicklung Die Gebirgsstelze dehnte im 19. Jahrhundert ihr Areal von den Mittelgebirgen weit in die nord­deutsche Tiefebene aus(SCHIFFERLI 1985, BAUER& BERTHOLD 1996). Zum Ende des 19. Jahrhun­derts waren in Brandenburg bereits viele Brutgebiete bekannt, während aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur lückenhafte Informationen vorliegen(LITZBARSKI& LITZBARSKI 1966). Für den Zeitraum nach 1950 gibt es trotz nunmehr genauerer Kenntnis der Verbreitung(LITZ­BARSKI& LITZBARSKI 1966) gleichwohl Hinweise auf eine langfristige Bestandsabnahme, die bis in die 1970er Jahre anhielt. Der brandenburgische Bestand wurde in dieser Zeit auf etwa 150 BP geschätzt(GRÄTZ& LITZBARSKI in RUTSCHKE 1983). Gegen Ende der 1990er Jahre siedelten in Brandenburg etwa 230 BP(DEUTSCHMANN in ABBO 2001). Diese scheinbare Zunahme könnte mit einer deutlich gesteigerten Erfassungs- und Meldeintensität in den 1990er Jahren zusam­men hängen(ABBO 2001), denn es wird aufgrund von Nistplatzverlusten und fehlenden geeig­neten Flussabschnitten sogar von einer Bestandsverringerung in den letzten 20 Jahren ausge­gangen(DURR et al. 1997). Kartierungen über längere Zeiträume(Altkreis Luckau , P. Schonert u.a. in ABBO 2001, P. Schonert, mündl.; Schlaubetal , H. Haupt, H. Deutschmann u.a. in ABBO 2001) lassen demgegenüber keinen eindeutigen Bestandstrend erkennen. Der mitteleuropäi­sche Bestand nimmt in vielen Tieflandregionen seit den 1970er Jahren wieder zu, er wird ins­gesamt als stabil betrachtet(BAUER& BERTHOLD 1996). Überregionale Bestandsangaben aus dem Kernareal der Gebirgsstelze, in dem Deutschland eine wichtige Stellung einnimmt