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Winterbeobachtungen oder gar Überwinterungen wesentlich seltener(H. Haupt, nach Daten der ABBO-Kartei). Aus dieser Sicht ist die erfolgreiche Überwinterung von bis zu zwei Vögeln im UG (Winter 1999/00) bemerkenswert. Im UG gipfelt der Wegzug im letzten Septemberdrittel, die Durchzugbeobachtungen reißen um Mitte Oktober jäh ab. In Westberlin ist das Muster nahezu identisch, doch exakt um eine Dekade nach hinten verschoben(OAG Berlin(West ) 1990). Im niedersächsischen Küstenbereich erreicht der Wegzug erst Anfang/Mitte Oktober seinen Höhepunkt und läuft gegen Ende des Monats aus(ZAnG 2001). Der zeitlich versetzte Gipfel erklärt sich aus der Zugrichtung, denn Ringfunde der Vogelwarte Helgoland streuen im Herbst in westliche bis südwestliche Richtungen(ZANG 2001). Aus lokalen Beringungsarbeiten in Brandenburg wurden bislang allerdings keine Analysen vorgelegt(T. Dürr, mündl.), weshalb die Klärung derartiger Fragen aus regionaler Sicht noch offen bleiben muss.
Zusammenfassung
Im Naturraum Spreewald wurden 2002 29 Reviere der Gebirgsstelze kartiert(2,9 Rev./100 km’), der Bestand für das 1017,5 km? große Untersuchungsgebiet wird aktuell auf 33-36 Reviere(ca. 15% des Landesbestandes Brandenburgs) geschätzt. Außer der Spreeniederung, wo über 90% der im Untersuchungsgebiet ermittelten Reviere liegen, werden die Flüsse Dahme und Berste an wenigen Plätzen besiedelt. Sämtliche Vorkommen waren sehr eng an Stauanlagen gebunden. Auf der 18,8 km’ großen Teilfläche»Unterspreewald « stieg der Bestand seit der erneuten Besiedlung 1993(1 Brutversuch) auf 12 Reviere im Jahr 2002 an. Eine sehr ähnliche Tendenz wird für den Oberspreewald angenommen. Dort sind 2002 13 Reviere erfasst worden. Die Bestandsentwicklung findet in Brandenburg offenbar keine Parallelen, zumal die Art im Spreewald nicht mit speziellen Hilfsmaßnahmen(Nisthilfen) unterstützt wurde und die Habitatvoraussetzungen als eher suboptimal(u.a. geringe Fließgeschwindigkeit) eingeschätzt werden. Die Kartierungsergebnisse werden mit früheren Feststellungen aus dem Untersuchungsgebiet verglichen und im Kontext mit überregionalen Bestandsangaben betrachtet. Während des Heimzuges wurden Gebirgsstelzen nur sehr selten abseits von Brutplätzen registriert, der wesentlich ausgeprägtere Wegzug zeigt einen herausragenden Gipfel in der letzten Septemberdekade. Durchzügler rasten vor allem in abgelassenen Fischteichen und an Fließgewässern. Es wurden nur wenige Winterbeobachtungen bekannt, für Südbrandenburg ist eine Überwinterung von zwei Vögeln an den Schlepziger Teichen bemerkenswert.
Literatur ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf . BAUER, H.-G.& P. BERTHOLD (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas: Bestand und Gefährdung. Wiesbaden . BECKER, J.(2000): Die Vögel des Stadtkreises Frankfurt (Oder ). Frankfurt/0 . BIBBY, C. J., N. D. BURGESS& D. A. HıLL(1995): Methoden der Feldornithologie: Bestandserfassung in der Praxis. Radebeul .