Heft 
Band 10
Seite
157
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Kleine Mitteilungen 157

Der Bestand der Rauchschwalbe im Tierpark Cottbus hat sich von 1980 bis zum Jahre 2001 ver­vierfacht. Das ist zunächst etwas überraschend, entspricht es doch keineswegs dem allgemei­nen Trend in Mitteleuropa (BAUER& BERTHOLD 1996) und in Brandenburg (HAUPT& MICHAELIS in ABBO 2001). Dazu kommt, dass es innerhalb des Parkes keine gravierenden Veränderungen gab, die etwa der Art bessere Brut- und Nahrungsbedingungen gegeben hätten. Typisch für die allgemeine Entwicklung ist das Beispiel des Pferdestalles, wo mit der Aufgabe der Pferdehal­tung die Rauchschwalbe fast verschwand. Dafür fanden sich an allen anderen Brutplätzen mehr Paare ein. Am auffälligsten hat sich der Bestand im Elefantenhaus entwickelt. Diese Kolonie mit derzeit 32 Nestern(maximal bisher 25 Paare) ist eine der größten in Brandenburg , denn»nur sehr selten werden mehr als 20 Brutpaare in einem Gebäude registriert«(SCHRÖDER& NoAH 2000). Neben den vorhandenen Möglichkeiten des Anlegens von Nestern scheinen es hier vor allem die optimalen Nahrungsbedingungen zu sein, die den Ausschlag geben. Es gibt im Park sowohl Waldränder, Freiflächen, Wassergräben und Wasserflächen als auch Misthaufen in un­mittelbarer Nähe und schließlich den großen Stall als Jagdmöglichkeit bei Schlechtwetterbe­dingungen- also Faktoren, die den Schwalben in der modernen Landwirtschaft zunehmend entzogen werden(Loske 1998). Diese Bedingungen waren allerdings schon 1980 so vorhanden. Nach Aussagen der Mitarbeiter hat die Zahl der Paare erst in den letzten Jahren zugenommen. Die positive Entwicklung auch an anderen Tierhäusern des Parks zeigt, dass die Rauchschwal­ben dort ebenfalls offensichtlich noch gute Bedingungen vorfinden. Anscheinend ist hier eine typische Erscheinung eingetreten, die nach BAUER& BERTHOLD(1996) für ganz Mitteleuropa zutrifft: Die Rauchschwalbe konzentriert sich an günstigen Standorten. Inwieweit sich die Paare aus der näheren oder weiteren Umgebung rekrutieren, bleibt allerdings Spekulation.

Die derzeitige Entwicklung der bäuerlichen Betriebe innerhalb der EU dürfte kaum Anlass zu Optimismus geben. Deren weiterer Niedergang ist kaum aufzuhalten und damit wird die Rauchschwalbe weiter in Bedrängnis geraten.

Die Entwicklung im Tierpark Cottbus wird weiter verfolgt, denn bei noch nicht ausgeschöpfter Brutkapazität könnte diese noch weiter positiv verlaufen.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .

BAUER, H.-G.& P. BERTHOLD (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas . Wiesbaden .

Loske, K.-H.(1998):»Allerweltsvogel« Rauchschwalbe in Schwierigkeiten. Falke 45: 100-105. SCHRÖDER, E& T. NoAH(2000): Ungewöhnliche Brutkolonie der Rauchschwalbe(Hirundo rusti­ ca

). Otis 8: 142-144.

Anschrift des Verfassers Dr. Detlef Robel, Sanddornweg 6, 03044 Cottbus