Schriftenschau
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NORDRHEIN- WESTFÄLISCHE ORNITHOLOGEN-GESELLSCHAFT(Hrsg. , 2002): Die Vögel Westfalens. Ein Atlas der Brutvögel von 1989 bis 1994. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalen , Bd. 37. Bonn. ISBN 3 931921-06-9. (5)
Offensichtlich erlebt die Zeit der Atlaskartierungen gerade eine Renaissance. Noch kurz vor den Ornithologen Schleswig-Holsteins (s. Otis 10: 131-132) legte die Nordrhein-Westfälische Ornithologen-Gesellschaft ihren Brutvogelatlas vor. Der Coup war der NWO gelungen. Pünktlich zur Jahresversammlung der DO-G in Münster (Westfalen !) konnte der druckfrische Westfalen-Atlas präsentiert werden. Vom Umschlag des Bandes sieht den Leser ein Steinkauz an, im Hintergrund seine Verbreitungskarte, die aus brandenburgischer Sicht nur beeindrucken kann.
Insgesamt kartierten die westfälischen Kollegen auf 723 Quadranten der TK 25 in der Osthälfte von Nord rhein-Westfalen die Brutvogelarten halbquantitativ in 8 Häufigkeitsstufen. Die Abschätzung der Häufigkeit erfolgte entweder auf Basis von Erfassungen auf Teilflächen, nach umfangreichen Exkursionen im Quadranten als Schätzung oder als ungefähre Angabe aufgrund der Erfahrungen der Kartierer. Alle Felddaten durchliefen dann nochmals eine intensive Kontrolle durch Arten- und Gebietskenner, so dass zu den eigentlichen Erhebungen in größerem Umfang Daten hinzukamen. Es handelt sich also um keine standardisierte Atlaskartierung, wie sie für den geplanten deutschen Brutvogelatlas vorgesehen ist.
151 regelmäßige Brutvogelarten Arten werden mit Verbreitungskarte und kurzem kommentierendem Text dargestellt, 32 ehemalige oder unregelmäßige Brutvögel nur verbal. Zu einigen Arten sind Abbildungen und Tabellen zu Siedlungsdichte oder Bestandsentwicklung aber auch zu Jagdstatistiken (Fasan) oder Verteilung von Brachvogelgelegen auf Nutzungstypen im Anhang abgebildet.
In der Synopse findet der Leser neben Karten zur Zahl aller Arten, der Rote-Liste-Arten und der Revierzahlen je Raster eine tabellarische Übericht aller regelmäßigen Brutvogelarten mit Angabe von Rasterfrequenzen, westfälischem Gesamtbestand und Anteil am deutschen Bestand. Besondere Bedeutung hat die Region mit 6% Flächenanteil an Deutschland für Steinkauz(38% des deutschen Bestandes), Mandarinente(38%) und Wiesenweihe(37%).
Das Layout ist übersichtlich und modern, manchmal vielleicht zu modern. Die schrägen Artnahmen an den Seitenrändern sind schon gewöhnungsbedürftig. Vignetten der Arten lockern den Text auf. 5 Overlayfolien erlauben den Vergleich der Verbreitung der Arten mit dem Gitternetz der TK 25 sowie mit wichtigen Lebensräumen und Bodentypen. Auf den Karten selber ist die Höhenstufung abgebildet. Leider sind zwischen dem Abschluss der Erhebungen im Feld und dem Erscheinen des Atlas fast zehn Jahre vergangen, was angesichts der sich inzwischen vermutlich in diesem Zeitraum ergebenden Veränderungen der Avifauna deutlich zu lange ist. Geschuldet ist diese»schwere Geburt« der fast ausschließlich ehrenamtlich erfolgten Auswertung und textlichen Bearbeitung. Dies unterstreicht wieder einmal die Notwendigkeit, Naturschutzbehörden des Bundes und der Länder hier in die Pflicht zu nehmen, denn schließlich bekommen sie für ihre Naturschutzarbeit mit solchen Atlaswerken hervorragende Arbeitsmittel in die Hand.
Der NWO, vor allem dem»Atlasteam« um Klaus Nottmeyer-Linden, ist zu danken, dass sie den langen Atem hatten, das Projekt in vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.
Stefan Fischer