Heft 
Band 11
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Otis 11(2003)

rung 1992/93 festgestellt) mit den Rubriken Gefährdung, Status, Lebensraum, Verbreitung, Bestand, Trend, Bemer­kungen, Kartierung 1992/93 dargestellt werden. In die Artkapitel flossen neben den Kartierungsergebnissen 1992/93 die langjährigen Beobachtungen, Beringungser­gebnisse und teilweise auch Siedlungsdichteerhebungen der Mitarbeiter ein. Zu den 1992/93 als Brutvogel festge­stellten Arten werden jeweils Verbreitungskarten abge­druckt. Besonders beeindruckend ist das bedeutende Vorkommen von Offenlandarten auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Zeithain. So wurden auf 11,7% aller Gitterfelder des Untersuchungsgebietes Ziegenmelker festgestellt. Der Bestand liegt bei ca. 100 Revieren. Die Art profitiert offensichtlich von den sich etablierenden Birkenvorwäldern. Ähnliche Verbreitungsmuster zeigen Heidelerche, Brachpieper, Schwarzkehlchen und Raubwürger. Wasservogelarten sind im an Standgewäs­sern armen Gebiet dagegen eher selten.

Dem speziellen Teil folgt die Bewertung der Ergebnisse (Artenbilanz und-verteilung, Verbreitung von Kennarten verschiedener Lebensraumtypen, Bestandsentwicklung der Arten, Schutzaspekte). Diesem Kapitel sind viele interessante Details zu entnehmen, die meist auch über­regional festzustellen sind(Rückgang von Wiesenbrü­tern, positive Trends bei vielen Waldvogelarten etc.).

Da die Kartierung relativ kurz nach der politischen Wende und den damit verbundenen Änderungen in der Landnutzung stattgefunden hat, kann(und sollte!) sie als hervorragende Grundlage für zukünftige Untersuchungen dienen, bei denen dann die Folgen der Nutzungs­änderungen für die Vogelwelt deutlich werden dürften. Die Riesaer Kollegen seien also ausdrücklich ermuntert, bald eine Wiederholungskartierung durchzuführen!

Beim ersten Blick auf das zweite Sonderheft kam beim Referenten zunächst die Frage auf, ob eine weitere

Stresemann-Biographie nach den umfangreichen Dar­stellungen von Leben und Werk des bedeutendsten deut­schen Ornithologen des 20. Jahrhunderts von HAFFER et al.(Acta Historica Leopoldina , Nr. 34, 2000) und in den Ornithologenbriefen(HAFFER, Ökol. Vögel 19, 1997) über­haupt noch nötig sei. Die Lektüre der sehr persönlich ge­schriebenen Biographie in den Mitteilungen des VSO zeigte aber, dass dieses Heft doch seine Berechtigung hat. Eugeniusz Nowak , selber in den 50er Jahren bei Stresemann Doktorand in Berlin , zeichnet das Leben Stresemanns in enger Beziehung zur Zeitgeschichte nach. Aufgewachsen in der Kaiserzeit, kurz vor dem ersten Weltkrieg auf großer Forschungsreise auf den Molukken, im ersten Weltkrieg an der Front(und dort ornithologisch tätig!), dann während der Weimarer Republik als Kustos der Vogelabteilung im Berliner Museum und dort seinen Weltruhm als letzter die Ornithologie umfassend beherr­schender Wissenschaftler begründend. Nach dieser kur­zen Blütezeit wieder Kriegs- und Nachkriegswirren und schließlich das Leben als Grenzgänger im geteilten Berlin . Nowak glorifiziert Stresemann erfreulicherweise nicht, sondern stellt auch die kritischen Seiten des großen Orni­thologen dar(z. B. seinen recht starken Nationalismus und seine deutliche Zustimmung zum ersten Weltkrieg). Dass Nowak mit dieser Biographie gleichzeitig auch ein Stück einer Autobiographie verfasst hat, schadet der Dar­stellung überhaupt nicht, zumal auch Nowaks Lebensweg als Grenzgänger zwischen Polen , Ost- und Westdeutsch­land in der Zeit des kalten Krieges durchaus spannend ist.

Beide Hefte sind dem Leser(auch in Anbetracht der geringen Preise) wärmstens empfohlen.

Stefan Fischer