Heft 
Band 11
Seite
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gegen recht konstant zwischen 19 und 24% (November n= 1.050, Dezember n= 500, Januar n= 1.120). Ähnliche Größenordnungen ergaben sich auch bei sehr kleinen Stichproben am Schwielochsee und an der Talsperre Spremberg.

Mantelmöwe(Larus marinus): Das Zählergebnis bildet das bekannte Vorkommensmuster in Branden­ burg ab(MäDLoWw in ABBO 2001). Der Schwerpunkt liegt im Berlin -Potsdamer Raum mit weiteren Vor­kommen bei Brandenburg , in der nördlichen Uckermark und im Oder-Spree -Gebiet. Noch etwas höhere Zahlen wären in der Prignitz und an der Oder zu erwarten, wo leider keine Zählungen stattfanden.

Anmerkungen zu ausgewählten Gebieten: Kom­pliziert stellte sich die Situation an den Großseen bei Brandenburg/Havel dar. Die Zählungen am Möserschen See, Plauer See und Breitlingsee erfolg­ten nicht alle gleichzeitig bis in die späte Abend­dämmerung, so dass die Tabellen hier evtl. nicht den richtigen Schlafplatzbestand wiedergeben. Der Ort des Schlafplatzes oder der Schlafplätze scheint sich innerhalb der Saison zu verändern. Am Breit­lingsee wurde im Februar ein Schlafplatztrupp von 2.000-2.500 Vögeln erst in der späten Dämmerung entdeckt, so dass eine artliche Differenzierung nicht mehr möglich war(in der Tabelle nicht enthalten). Am langgestreckten Beetzsee können sich Schlaf­plätze an verschiedenen Stellen bilden, so dass eine synchrone Erfassung erschwert wird.

Für den Trebelsee wird eine Abnahme des Schlaf­platzbestandes an Möwen gegenüber den 90er Jahren auf 25% angegeben. Dies wird auf veränder­te Müllverbringung auf der benachbarten Kippe Vorketzin zurückgeführt.

Leider konnte in der Uckermark nur der Unter­Uckersee in die Stichtagzählungen einbezogen wer­den. Ergänzende Angaben für das Winterhalbjahr 2000/2001 lieferte U. Kraatz(briefl.). Demnach waren Felchowsee, Mündesee, Fischteiche Biesen­ brow und Fischteiche Angermünde nur Tagesrast­plätze, aber keine Schlafgewässer. Hingegen befand sich am Grimnitzsee(Kreis Barnim ) ein Schlafplatz, an dem am 19.1.01 1.000 Silbermöwen gezählt wur­den. J. Bellebaum erfasste am 21.12.00 auf dem Parsteiner See(Kreis Barnim ) 288 Silbermöwen, 44 Sturmmöwen und 1 Mantelmöwe am Schlafplatz.

Diskussion

Möwenschlafplätze sind von einer hohen Dynamik gekennzeichnet. Während einige Gebiete seit Jahr­zehnten konstant genutzt werden, gibt es andern­orts ständige Wechsel der Schlafgewässer innerhalb einer Saison und zwischen den Jahren. Die Lage der Schlafplätze hängt sehr stark von der Witterung ab. So ist aus Berlin bekannt, dass Lachmöwen in Käl­teperioden aus den Stadtrandgebieten in die Innen­stadt fliegen, während Sturm- und Silbermöwen auch dann weiter an der Unterhavel nächtigen (MäDLOW 1994). Die Zahl der Möwen hängt von Fut­terquellen der Umgebung ab(Fütterungen, Müllde­ponien). In Kälteperioden kann es zur großräumi­gen Verlagerung von Möwenbeständen und zu einem stärkeren Vordringen in die Städte kommen.

Vor diesem Hintergrund ist eine viermalige Stich­tagserfassung in einem einzigen Winterhalbjahr nur bedingt aussagekräftig und nicht auf andere Jahre übertragbar. Sie diente der Inventarisierung der Möwenschlafplätze Brandenburgs und soll Ver­gleichsmaterial für eine spätere, kontinuierliche Erfassung zur Verfügung stellen. Welche interessan­ten Ergebnisse zum Auftreten(hier in Abhängigkeit von Nahrungsquellen) langfristige Erfassungen lie­fern können, zeigen z.B. BELLEBAUM et al.(2000). Deshalb wird die ABBO anstreben, im Rahmen der ab 2003 durchgeführten bundesweiten Schlafplatz­erfassung ein Zählernetz für die wichtigen märki­schen Möwenschlafplätze einzurichten.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .

BELLEBAUM, J., A. BUCHHEIM, J. NOWAKOWSKI& M. SELL (2000): Was tun, wenn der Müll knapp wird? 25 Jahre überwinternde Möwen(Laridae) im Ruhrge­ biet . Vogelwelt 121: 165-172.

MäDpLow, W.(1994): Winterbestand der Möwen (Laridae) in der Berliner Innenstadt. Berl. ornithol. Ber. 4: 110-128.