Heft 
Band 11
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Kleine Mitteilungen

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sachsen ausgehend- kam es nicht ganz unerwartet zu dieser Ansiedlung in Brandenburg . Der Brutplatz liegt im Päwesiner Lötz(PM), einem großräumi­gen, inzwischen auf ca. 450 ha ausgedehnten Sumpf- und Schilfgebiet mit eingestreuten Weidenbüschen und flachen Wasserflächen. Der 25 km westlich von Berlin gelegene Standort markiert die bisher östlichste bekannte Brut in Deutschland .

Zunächst erschien das Nilganspaar seit minde­stens dem 5.5.2003 fast täglich morgens zwischen 6 und 8 Uhr zur Nahrungsaufnahme von Maissilage in einem Betonsilo der Gemarkung Wachow (HVL ) am Nordteil des Lötzes(J. Hügel, R. Selig, H.-M. Wilke u.a.). Das an der einen Schmalseite offene Silo ist ca. 55 m lang, 20 m breit und 3,50 m hoch. Dort wurden die beiden Vögel auch am 23.5.2003 von M. Kolbe und am 30.5.2003 von M. Löschau angetrof­fen und als Nilgänse identifiziert. Die Neigung von Nilgänsen, neben sonstigen Futtermitteln aus land­wirtschaftlichen Mieten auch Silage als Nahrung aufzunehmen, ist in anderen Regionen ebenfalls festgestellt worden(M0o01J& BRÄSECKE 2000). Nach­dem die Maissilage für die Viehfütterung aufge­braucht und das Silo geleert war(1.6.2003), konnten die beiden Gänse Anfang Juni 2003 noch mehrmals etwa 1 km entfernt auf kleinen Seichtwasserflächen des Wachower Lötzes beobachtet werden(J. Hügel, H.-M. Wilke).

Anlässlich einer Exkursion im Bereich des Päwesiner Lötzes am 13.7.2003 entdeckten die Teilnehmer(M. Prochnow, J. Rathgeber, B. Ratzke, W. Schreck und K. Urban) dann unerwartet die bei­den Nilgänse getrennt sitzend in zwei nebeneinan­der liegenden verlassenen Graureiherhorsten einer kleinen Reiherkolonie. Die Horste befanden sich in etwa 2 m Höhe auf niedrigen Weidenbüschen inner­halb eines großräumigen Schilf- und Sumpfgebiets. Da bekannt ist, dass die Nilgans auch nicht mehr belegte Baumnester anderer Vögel als Nistplatz nutzt(SNOW& PERRINS 1998), bestand begründeter Brutverdacht. Von einer besonders ausgeprägten Neigung, Brutplätze in oder auf Gehölzen zu wäh­len, wird unter anderem auch aus Nordrhein-West­ falen berichtet(Mo01J& BRÄSECKE 2000). Die Entfer­nung zwischen den von den Nilgänsen genutzten Nestern und dem oben beschriebenen Maissilo betrug nur 3 km.

Bei einer erneuten Kontrolle am 16.7.2003 ent­deckte M. Löschau von einer erhöhten Beobach­tungswarte aus eine schwimmende Nilgans in einem schmalen, langgezogenen Seichtwasserhabi­tat, welches sich unmittelbar vor den Büschen der

genannten Graureiherkolonie befand. Sie hielt sich ständig auf engbegrenztem Raum am Rande locke­rer Schilfvegetation auf. Ein zweiter Altvogel war in dem schwer einsehbaren Gelände nicht zu ent­decken. Nach einigen Minuten kamen plötzlich zwei kleine Dunenjunge aus dem Vegetationsbereich her­vor und schwammen eilig zum Altvogel. In diesem Augenblick flog, aus größerer Entfernung kom­mend, eine Stockente(Anas platyrhynchos ) heran und wasserte etwa 20 m neben den Gänsen. Die adulte Nilgans zeigte sofort ausgeprägtes Aggres­sionsverhalten, schwamm mit vorgestrecktem Hals und Kopf, zum Schluss flügelschlagend, auf die Ente zu und vertrieb sie. Ein Junge führender Haubentaucher(Podiceps cristatus) konnte dagegen kurz zuvor die betreffende Stelle unbehelligt passie­ren. Aggressives Verhalten während der Zeit der Jungenaufzucht ist offenbar typisch für die Nilgans (BRÄSECKE 1997, SNOoW& PERRINS 1998). Die Aggression kann sich dabei auf alle möglichen ver­meintlichen Feinde bis hin zu Jungrindern(Moo1j& BRÄSECKE 2000) und Damhirschen(SCHRAMM 1997) richten. Negative Auswirkungen des Aggressions­verhaltens der Nilgans auf andere Vogelarten ließen sich bisher nur selten nachweisen(vgl. HÜPPELER 2000, Mo01J& BRÄSECKE 2000, VÖGELE 1997).

Da die Beobachtungsstelle mit den zwei Jungvö­geln in unmittelbarer Nähe der beiden Reiherhorste liegt, in denen drei Tage zuvor die Altvögel saßen, gehen wir davon aus, dass der eine Horst der Nistplatz war und das daneben liegende Großnest die Funktion eines Ruheplatzes für den nicht brü­tenden Partner hatte.

Da das Nilganspaar am 6. und 13.8.2003 ohne Junge beobachtet wurde(T. Ryslavy), muss davon ausgegangen werden, dass die Brut erfolglos verlief.

Der hier beschriebene Brutnachweis ist im Zusammenhang mit den gegenwärtigen dynami­schen Ausbreitungstendenzen dieser in Westeuropa zu den Neozoen(seit Beginn der Neuzeit- 1492 ­durch den Menschen eingeführte Tierarten) gehö­renden Vogelart zu sehen. So konnte G. Wagner in NW-Mecklenburg bereits 1992 eine erste Brut am Santower See(nördlich von Grevesmühlen ) bele­gen. Brutnachweise aus den Jahren 2002 und 2003 bei Rostock dokumentieren die sich nach Osten ausdehnende Verbreitung der Nilgans in Mecklen­ burg-Vorpommern (S. Müller, mündl. Mitt.). Auch in Sachsen wurde 2002 eine erste Brut nördlich von Leipzig von M. Schulz& A. Krüger gemeldet(J. Steudtner, mündl. Mitt.). Für Sachsen-Anhalt liegt uns bisher nur ein publizierter Brutnachweis der