Kleine Mitteilungen
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Diskussion
Zur Einordnung der eigenen Beobachtungen im Altfriedländer Zwergdommelrevier wird vergleichend auf Daten zum Fortpflanzungsablauf in BAUER& GLUTZ VON BLOTZHEIM (1966) zurückgegriffen. Vorangestellt sei, dass sich dort über Polygynie keinerlei Hinweise finden. Dafür lediglich folgender Text:“In der Mehrzahl anscheinend eine Jahresbrut; nicht selten aber auch Zweitbruten, die dann meist ineinandergeschachtelt sein dürften..:’. Weiter wird mitgeteilt:“Zunächst beginnt nur das stärkste Männchen mit dem Nestbau und verteidigt das Revier so lange gegen Nebenbuhler, bis sein Weibchen mit der Eiablage begonnen hat. Erst jetzt darf ein weiteres Männchen dasselbe Revier mitbenützen...”.
Bei der derzeitigen Seltenheit der Art in Brandenburg wäre ein solches Ereignis, dass ein zweites Paar auf Abruf bereitsteht und sofort zur Brut schreitet, überaus unwahrscheinlich.
Ausführliche Beschreibungen machen BAUER& GLUTZ VON BLOTZHEIM (1966) zu den Nestbauaktivitäten. Hiernach gehen diese in mehreren Bauabschnitten vonstatten, wobei eine feste Arbeitsteilung zwischen den Gatten eingehalten wird. Ebenso geschieht die Bebrütung des Geleges etwa zu gleichen Anteilen. Legt man eine Brutdauer von 18- 20 Tagen und eine Frist von ca. 25 Tagen bis zur Erlangung der Flugreife der Jungen zugrunde, muss die Version von zwei Schachtelbruten eines Paares in so kurzer Zeit wie in diesem Fall als unrealisierbar beurteilt werden. Während einer Gelegebebrütung erneuter Nestbau, Paarungen und nach etwa zehntägiger Legepause das Zeitigen eines Zweitgeleges, anschließende Sololeistungen non
stop über mehrere Wochen hinaus, einbezogen die sensiblen Schlupf- und Huderphasen beider Bruten, ist weder von der Physiologie her vorprogrammiert, noch im Sozialverhalten koordinierbar, so dass zwangsläufig Vermehrungsausfall einträte. Die Faktenlage lässt also nur die Schlussfolgerung einer Doppelehe des Männchens(Polygynie) zu.
Gerade an der Verbreitungsgrenze einer Art sind abweichende Partnerbeziehungen(man denke auch an Hybridisierung bei anderen Vogelgattungen) eher zu erwarten als in Kerngebieten. In der Regel finden die Zwergdommeln in Brandenburg an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze wohl keinen geeigneten Partner. Infolge fehlender Konkurrenz durch andere Männchen könnte ein Revierinhaber aber auch leichter die Gunst zweier Weibchen gewinnen, wenn zufällig ein zweites erschiene. Eigenartigerweise wurde nach dem 7. August am Altfriedländer Brutplatz nur noch eine Weibchenfeststellung gemacht.
Entweder sind die Weibchen im Gegensatz zu unserem Männchen vorwiegend dämmerungsaktiv gewesen oder sie beteiligten sich mit zunehmenden Alter der Jungen immer weniger an der Aufzucht, zogen eventuell auch vorzeitig ab und überließen dem Vater das alleinige“Sorgerecht”.
Literatur