Heft 
Band 12
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Zerning: Bestandsentwicklung von Greifvögeln von 1985 bis 2004 93

wirkungen auf die Bestandsstruktur der Greifvögel in siedlungsnahen Waldbereichen. Im Potsdamer Raum waren sowohl die östlich gelegenen Misch­waldbereiche, wie auch die südlich gelegenen Kiefernforste einem erhöhten Druck von Spazier­gängern ausgesetzt, die aus den neu entstandenen großen Wohngebieten kommen. Im Stadtgebiet kam es zu Rekonstruktionsmaßnahmen an vielen histo­rischen Bauten, die zum Wegfall mehrerer traditio­neller Turmfalkenbrutplätze führten. Daneben machte sich der forcierte Straßenausbau(insbeson­dere Autobahn A 10, A 115 und Umgehungsstraßen) negativ auf die davon betroffenen Waldgebiete bemerkbar.

Die Änderung des Jagdsystems mit Übernahme des heutigen Jagdrechtes ab der Wiedervereinigung 1991 zeigte im UG keine nachweisbare Wirkung. Einzelabschussgenehmigungen für Greife sind nicht bekannt und trotz entsprechender Äußerungen ein­zelner Jagdpächter überunnormal hohe Greif­vogeldichten wurden auch illegale Abschüsse bisher nicht festgestellt.

Greifvogelbestände

Die Brutbestände von Mäusebussard, Habicht, Rot­und Schwarzmilan, Rohrweihe, Baumfalke sowie Sperber dürften mit einem Erfassungsgrad von 90%, die von Turmfalke und Wespenbussard mit einem Erfassungsgrad von 80% im UG erfasst wor­den sein. In diesem Beitrag wird nur die Bestands­entwicklung im Untersuchungszeitraum dargestellt. In den Bestandsgrafiken(Abb. 3-8) werden neben der jährlich erfassten Siedlungsdichte der Mittel­wert über den gesamten Zeitraum und der Be­Standstrend in linearer Form angegeben. Angaben zur Reproduktion sind KEHL& ZERNING(1993) und den jährlichen Berichten des Monitorings Greifvögel und Eulen zu entnehmen.

Mäusebussard(Buteo buteo): Der Mäusebussard ist von allen bearbeiteten Greifvögeln die häufigste Art. In Abb. 3 ist ein ständiger Wechsel der Revierzahl erkennbar, was den bekannten Gründen (schwankendes Nahrungsangebot, Winterverluste usw.) entspricht. Die durchschnittliche SD von 17,4 BP/63 km?(27,6/100 km?) liegt über der des Lan­desdurchschnitts von 22,9/100 km?(Hauvpr in ABBO 2001). Das relativ reich strukturierte Gebiet Mit hohem Niederungsanteil trägt sicher dazu bei. FRANKE& FRANKE(1991) stellen nach Untersu­chungen von 1986-1990 auf 120 km? Ackerland­

schaft fest, dass der Strukturwandel in der Land­wirtschaft in den letzten Jahrzehnten den Mäuse­bussard begünstigt hat. Es wurden relativ hohe SD zwischen 35 und 46,7 BP/100 km? ermittelt. Mit nur 4% Waldanteil für die Horstanlage und 29% der Gesamtfläche als mögliches Nahrungsrevier(Grün­land, Unland, Wald und Feldgehölze) wird aufge­zeigt, wie der Mäusebussard auch unter den Bedin­gungen intensiver Landwirtschaft hohe SD errei­chen konnte und alle vorhandenen Strukturen zur Horstanlage(vom Wald bis zum Einzelbaum) nutzt. Alle großen Ackerschläge(63,7% der Gesamt­fläche) wurden fast nicht für die Nahrungssuche während der Brutzeit aufgesucht. Auch darin ent­haltene Feldgehölze wurden nicht besiedelt.

WEBER& STUBBE(2000) stellen im Gegensatz zum Rotmilan eine geringere Abhängigkeit des Mäuse­bussardbestandes von dem Säugerangebot fest, da er wesentlich flexibler reagiert und auch Vögel bzw. Beutetiere im Wald(Rötelmaus) nutzt. Neben den verschiedenen Mäusearten sind Maulwurf und Star Hauptbeutetiere.

Obwohl für die Jahre 2000-2002 keine exakten Er­fassungen im UG vorliegen, scheint sich der Bestand seit 1994 auf etwas niedrigerem Niveau zu bewegen. Dies wird durch die Tatsache gestützt, dass vormals gut besiedelte Gebiete weniger BP aufweisen und 2003 auch keine weiteren alten Horste vorhanden waren, die auf höhere Brutpaarzahlen in den drei Jahren davor schließen ließen. Die ehemaligen Rieselfeldkomplexe mit Erlenbrüchen ebenso wie die Randbereiche ehemaliger militärischer Übungs­gelände werden nur noch von 1-2 BP gegenüber 3-4 BP zuvor besiedelt. Obwohl die Änderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung auch den Mäusebus­sard benachteiligen dürften, sind signifikante Bestandseinbrüche im UG nicht ersichtlich. Der leicht positive Bestandstrend wird durch die niedri­gen Werte in 1985/86 bewirkt und spiegelt nicht die Realität wider.

Die Ausführungen von MAMMEN& STUBBE(2002) über den kontinuierlichen Bestandsanstieg von 1987 bis 2001, mit Einbrüchen 1997 und 2000, kön­nen zumindest für den Einbruch 1997 nachvoll­zogen werden.!

Die Feststellung von REICHHOLF(2001) bezüglich des Rückgangs der Greifvögel bei Straßenzählungen (vorrangig Mäusebussard 73,5%, Turmfalke 12,7% und Rotmilan 10,9%) um etwa 60% Mitte der 90er Jahre gegenüber 1989 bis 1991 kann für den Mäusebussard nicht mitgetragen werden. Dies zeigt auch die Bestandsanalyse der wesentlich grö­