Zerning: Bestandsentwicklung von Greifvögeln von 1985 bis 2004 97
In der Kontrollfläche der AG Greifvogelschutz Potsdam hat die Rohrweihe auch in vormals gut besiedelten Gebieten stark abgenommen. Zwischen 1986 und 1994 lag die SD auf der 680 km? großen Fläche zwischen 4,1 und 5,0 BP/100 km2. Von 1995 bis 2002 ergab sich auf 442 km? nur noch eine SD von 1,2 bis 4,0 BP/100 km?(unveröff.).
Brandenburgweit stellte SCHMIDT(in ABBO 2001) bei einer SD von 4,1 Rev./100 km? keine deutlichen Bestandsverluste durch Melioration, Grünlandumwandlung, Stilllegung von Rieselfeldern und großflächige Bebauung fest. Lokale Bestandsverluste durch Trockenfallen der Brutgewässer werden durch schnelle Besiedlung von neu entstandenen Brutbiotopen wieder ausgeglichen.
MaAMMEN& STUBBE(2002) stellten dagegen drei Phasen der Bestandsentwicklung von 1988 bis 2001, mit konstantem Trend bis 1995, mit deutlichem Rückgang bis 1998 und mit Bestandserholung bis 2001, fest.
Turmfalke(Falco tinnunculus ): Mit Beginn der Untersuchungen der AG Greifvogelschutz Potsdam 1982 wurde eine starke Diskrepanz zwischen der SD des Turmfalken in der freien Kulturlandschaft und dem Stadtgebiet festgestellt. Während der Turmfalke aus dem ländlichen Bereich fast verschwunden war(SD unter 2,0), hatte sich die Potsdamer Population mit geringer Bestandsverminderung (um 10 Brutpaare im Stadtbereich) erhalten(KEHL & ZERNING 1993). 1985 und 1986 waren nur drei Brutplätze im UG bekannt. Danach nahm die Art deutlich zu und erreichte 1991 bis 1993 mit 24 bis 26 Paaren ihr Maximum(Abb. 7). Zu dieser Zeit Waren etwa 15 Turmfalkenkästen installiert. Wie durch das Angebot künstlicher Nisthilfen, besonders in der freien Landschaft, die Siedlungsdichte erheblich erhöht werden konnte, stellte ZERNING (1991) dar. Freibruten in Krähennestern bilden bis
DS n
“20 Abb. 7: Bestandsentwicklung des Turm-£ falken im Untersuchungsgebiet. Dünne x. Linie: mittlerer Brutbestand; dicke Linie: S 10 linearer Bestandstrend. m Fig, 7 Development of Kestrel breeding 5 Pair numbers in the study area. Thin line: 0
“Verage number of pairs; thick line: linear
s. 1985 Trend of breeding pair numbers.
heute im UG die Ausnahme. Sie wurden vorrangig in den Pappeln an der Nuthe registriert. Durch Alterung und Entfernen von Kästen bei Instandsetzungsmaßnahmen an Hochspannungsmasten(z. B. 1998 6 Kästen) ist die Anzahl der vom Autor angebrachten Kästen 2004 auf fünf an Bäumen und einem an einem Gebäude in Potsdam gesunken. Dazu kommen vier weitere Kästen(drei davon besetzt), die von Mitarbeitern einer Baumschule betreut werden. Mit der Wiedervereinigung fand eine Welle von Restaurierungsmaßnahmen an historischen Bauten in Potsdam statt, die bisher mind. vier traditionelle Brutplätze im UG ersatzlos zerstörte. Der in Abb. 7 dargestellte leicht positive Gesamttrend spiegelt nicht die reale Bestandsentwicklung wider, die nach 1993 negativ verläuft. Der Bestand liegt aber immer noch über dem der Anfangsjahre. Zumindest in den durch Grünland geprägten Bereichen hat auch der Turmfalke unter der veränderten Landnutzung zu leiden. Besonders die späten Mahdtermine führen zu Futtermangel, da die Erreichbarkeit von Kleinsäugern verschlechtert ist. Die Falken nutzen verstärkt Randbereiche, Brachen, jagen aber auch Kleinvögel. Der Anteil an Vogelfedern in den Kästen ist bei den einzelnen Paaren sehr verschieden.
Die mittlere SD liegt bei 15,9 BP/63 km? und damit über dem Landesdurchschnitt von 13,2 BP/100 km? im urbanen Bereich(ZERNING in ABBO 2001).
Bundesweit stieg der Bestand bis 1995 kontinuierlich an, um nach einem Abfall mit Tiefstand 1997 wieder anzusteigen. Die letzten Jahre blieb der Bestand bei steigenden Reproduktionswerten stabil (MAMMEN& STUBBE 2002).
Die Bestandslimitierung scheint bei dieser Art weniger vom Nahrungsangebot als vom Brutplatzangebot bestimmt zu sein, da sie auch kleine, ortsnahe oder innerstädtische Flächen zur Nahrungssuche nutzt, die von den Veränderungen in der Land
1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003