Heft 
Band 12
Seite
99
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Zerning: Bestandsentwicklung von Greifvögeln von 1985 bis 2004

Bestandserfassung der Nebelkrähe im Jahre 2003 im südlich des UG gelegenen NSGNuthe-Nieplitz­Niederung ergab eine Konzentration der Nester um die Ortschaften und in Baumreihen oder Solitärge­hölzen an Gewässern bzw. eine Bevorzugung von Horstbäumen wie Pappel und Erle(s. auch MäDLOW 2004). Diese Biotope und Baumarten werden vom Baumfalken in Brandenburg nicht genutzt. Nach LANGGEMACH& SöMMER(in ABBO 2001) wird in Brandenburg vom Baumfalken fast ausnahmslos die Kiefer als Horstbaum gewählt. Sie war bei der Krä­henerfassung nur zu 7% als Horstbaum vertreten.

Hauptbeutetiere des Baumfalken in Brandenburg sind Mehl- und Rauchschwalbe, Feld- und Haus­sperling sowie Feldlerche und Mauersegler(LANG­GEMACH& SOMMER in ABBO 2001). Die Bestands­entwicklung der beiden Schwalbenarten ist unter­schiedlich. Während der Landesbestand der Mehl­schwalbe nach FıscHER(in ABBO 2001) trotz lokaler Rückgänge eher stabil ist und möglicherweise sogar zunimmt, werden für die Rauchschwalbe starke Bestandsrückgänge bis in die 90er Jahre festgestellt (HAUPT& MICHAELIS in ABBO 2001). Die Aufgabe der privaten Viehhaltung und der starke Rückbau gro­ßer Rinder- und Schweinestallanlagen in der Offenlandschaft könnten im UG Ursache eines Bestandsrückgangs beider Schwalbenarten sein. Andererseits werden Neubaugebiete in den Dörfern von Mehlschwalben wieder zahlreich besiedelt und die anhaltende Zunahme der Pferdehaltung bietet auch den Rauchschwalben neue Nistmöglichkeiten. Feld- und Haussperling haben nach Haupt bzw. Dürr(in ABBO 2001) in den letzten Jahren unter teilweise erheblichen Bestandseinbußen zu leiden. Als Ursachen werden Wegfall von Nahrungsquellen in den Ortschaften(z. B. Kleintierhaltung) und die Intensivierung der Landwirtschaft nach 1991 ange­geben. Untersuchungen dazu gibt es im UG nicht. Auf den vorhandenen Ackerbrachen um die Brutplätze und den militärischen Offenflächen ist ein hoher Lerchenbestand(Feld- und Heidelerche) Zu verzeichnen. Für den Mauersegler gibt es weder zur landesweiten Bestandsentwicklung(NoAH in ABBO 2001) noch zum Anteil an der Nahrung im UG (landesweit zwischen 6 und 10%) klare Aussagen.

Die Beurteilung der für den Baumfalken relevan­ten Umweltchemikalien ist ohne detaillierte Unter­suchungen kaum möglich. Zumindest haben sich Weder in der Landwirtschaft noch in der Forstwirt­Schaft(seit 1989 kein Einsatz mehr) die eingesetz­ten Mengen an diversen Spritzmittel im UG bemer­kenswert erhöht.

Den größten negativen Einfluss in den drei unter­suchten Revieren hat damit wohl das geringe Ange­bot an geeigneten Nistplätzen.

In einem Revier konnte eine illegale Horstbestei­gung festgestellt werden. Trotzdem flogen zwei Junge aus. Ob ein dritter Jungvogel ausgehorstet wurde, ist nicht bekannt, da eine Horstkontrolle zuvor nicht stattgefunden hatte.;

Literatur

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