Heft 
Band 12
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103
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Bock: Erstnachweis der KIsländischen Uferschnepfe in Brandenburg

Beide Vögel vom 19.4. hielten sich stets zusammen

auf und beschäftigen sich hauptsächlich mit Nah­

rungssuche. In Gestalt und Farbgebung glichen sich

die beiden Vögel im wesentlichen. Einzige Unter­

schiede des zweiten Vogels zum intensiver gefärbten

waren:

- einzelne Einsprenkelungen graubrauner Federn im Rückengefieder(1-2 Federn),

- weißliche Aufhellung am Unterbauch im Bereich des Beinansatzes etwas ausgedehnter,

- deutlich weniger markante Fleckung am Bauch und den Unterschwanzdecken,

- rostrote Flankenzeichnung nicht ganz so weit aus­gedehnt.

Der dritte(neue) Vogel vom 21.4. hielt sich in ca. 20­30 m Entfernung zu den beiden anderen Vögeln auf. Das Rückengefieder war stark marmoriert, Kopf, Hals und Brust intensiv rostrot. Was uns verblüffte, war die Ausdehnung des rostroten Gefiederanteils, denn es war im ventralen Übergangsbereich eine dezente Grenze zwischen der rostroten Brust und dem weißen Bauch zu erkennen, die allerdings von einer kräftigen Bänderung überlagert wurde und zuweilen der Ein­druck einer fast einheitlichen schwarzen Fläche ent­Stand. Insgesamt war dieser Vogel am dunkelsten ge­färbt und am kleinsten. Ferner erinnerte dieser Vogel aufgrund seiner geringen Größe, intensiven und dunklen Färbung an ein Männchen der ostasiati­schen Uferschnepfe L. I. melanuroides. Von dieser Subspezies liegen bis dato keine Nachweise aus Europa vor(P. Barthel, pers. Mitt.), weswegen das Auftreten dieser Unterart als sehr unwahrscheinlich angenommen werden darf. Aus diesem Grund wurde in diesem Fall die Bestimmung der Subspezies unter­lassen.

Merkmale

Im diesem Abschnitt wird lediglich auf das islandica­typische Exemplar vom 19.4.01 näher eingegangen, da es alle wichtigen Merkmale zur sicheren Bestim­Mung dieser Unterart exemplarisch aufzeigte.

Genereller Eindruck, Größe und Struktur

Die männliche islandica war im direkten Vergleich deutlich kleiner und zierlicher als die anwesenden Vögel der Nominatform. Der Vogel wirkte kurzbei­Niger und kurzschnäbliger, weswegen er gewisse Ähnlichkeiten mit einer männlichen Pfuhlschnepfe Limosa lapponica) hatte. Weitere Differenzierungs­Merkmale waren die steile Stirn und der flache

Scheitel, wodurch die Kopfform an sich etwas qua­dratisch wirkte(Abb. 1). Uferschnepfen der Nomi­natform zeigen meist eine deutlich flachere und dadurch längere Stirn, wodurch der Kopf häufig dreieckig bzw. spitzscheitelig erscheint. Dabei. ist zu beachten, dass erregte limosa das Kopfgefieder abspreizen können, wodurch der Eindruck einer steilen Stirn entstehen kann.

Im Flug

Auch im Flug wirkte islandica kurzbeiniger(geringe Fußprojektion), da der Tibiotarsus kaum bzw. gar nicht zu sehen war(islandica ca. 0-1 cm, limosa ca. 1,5-2 cm). Dieses Längenverhältnis konnte im direk­ten Vergleich beider Subspezies festgestellt werden. Auch insgesamt wirkte der männliche Vogel im Flug merklich kleiner als /imosa. Die Bein- und Schnabel­länge sind gute Merkmale zur Unterartbestimmung (ROSELAAR& GERRITSEN 1991, SCHEEPEN& OREEL 1995), aber im Feld oftmals schwierig zu bemessen.

Färbung des Gefieders

Das auffälligste Merkmal war die extreme Färbung der Unterseite. Von Kopf bis Bauch war sie intensiv rostrot(nachfolgend auch alstundrarot bezeich­net) und deutlich markanter als bei stark gefärbten Männchen der Nominatform(direkter Vergleich). Bei limosa wird im Frühjahr der Rotton als ziegel­steinrot bis zimtbraun bezeichnet(ROSELAAR& GER­RITSEN 1991). Das aufmerkende islandica-Männchen war von vorne gesehen vollständig tundrarot, wobei auf der Brust keine Farbgrenze zwischen rostroter Brust und weißem Bauch zu sehen war, wie es bei limosa-Männchen und Weibchen üblich ist. Auf den Flanken von islandica zog sich das Tundrarot poste­rior bis hinter den sichtbaren Beinansatz. Das Ende der Rotfärbung war an der hinteren Flanke schwie­rig zu sehen, da dieser Bereich öfter vom anliegen­den Flügel überdeckt wurde. Dennoch war in ein­zelnen Situationen klar und deutlich die große Ausdehnung des Rottons an der Flanke zu erken­nen, was sich von einer normalen limosa unter­schieden hat.

Die islandica-Uferschnepfe war am Bauch und den Flanken auffällig breit gebändert und auf der Brust war keine schwarze Fleckung zu sehen, die sich übli­cherweise bei limosa bis auf die Brust ausdehnt. Am oberen Bauch war eine schwache schwarze Bände­rung bzw. Fleckung erkenntlich, die zur mittleren Flanke hin wesentlich stärker wurde. Islandica war ebendort stärker gebändert als alle anwesenden Vögel der Nominatform. Zur hinteren Flanke wurde