Heft 
Band 12
Seite
105
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Bock: Erstnach weis der Isländischen Uferschnepfe in Brandenburg

und vergleichsweise wenig Einsprenkelungen von Prachtkleidfedern zu sehen waren.

Die Brust und der Hals waren bei islandica voll­ständig ohne schwarze Bänderung einfarbig tun­drarot, was bei /imosa in dieser Ausprägung selten zu sehen ist.

Einzig die sichtbaren, hellgrau- bis graubraunen Armdecken des angelegten Flügels bildeten ein iso­liertes, zur Ober- und Unterseite stark kontrastieren­des, Flügelfeld und glichen im Farbton dem der Nominatform.

Die drei vermauserten Schirmfedern waren zwei­farbig(braunes Randmuster mit dunkelbraunem Zentrum) gemustert. Ob es sich bei dem Randmus­ter um eine Zackenmusterung(Zungen) oder Quer­bänderung handelte, ist nachträglich leider nicht mehr reproduzierbar. Die sichtbaren Handschwin­gen waren einheitlich schwarz.

Das Kopfgefieder war tundrarot gezeichnet. Der Vogel hatte einen hellen Augenstreif, der stark zum tiefroten Wangengefieder kontrastierte, was in Abb. 1 gut zu sehen ist. Bei extrem gefärbten islan­dica-Männchen ist oft der Augenstreif rot durch­setzt, wodurch der Kopf einfarbiger erscheint, was bei limosa-Männchen deutlich seltener zu sehen ist. Im Wangenbereich war keine Aufhellung zu sehen, was bei limosa zu dieser Jahreszeit häufig der Fall ist. Hierbei ist zu beachten, dass Wind das Kleinge­fieder dezentrieren kann, wodurch Schattierungen und Aufhellungen im Gefieder entstehen können. Des weiteren kontrastierte ein schwärzlicher Zügelstreif zum restlichen Kopfgefieder. Der Scheitel des islandica-Männchens war deutlich dunkler gezeichnet als bei limosa.

Unbefiederte Körperteile

Der Schnabel war zweifarbig, wobei basal zwei Drittel des Schnabels orange und das Spitzendrittel schwarz gefärbt war. Ein wichtiges Merkmal bei Is­ ländischen Uferschnepfen, insbesondere bei islandi­Ca-Männchen, ist die Kürze des Schnabels(BEAMAN & MADGE 1998, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1986, HAYMAN et al. 1986, ROSELAAR& GERRITSEN 1991), wie auch in diesem Fall. Die Augen- und Beinfarbe Wirkten im Feld schwarz.

Fazit

Die Beobachtung und Bestimmung von zwei Ufer­Schnepfen der isländischen Subspezies islandica erfolgte unter guten Bedingungen und unter Mithil­ mehrerer versierter Beobachter, die unabhängig

voneinander meinen Eindruck verifizierten und bestätigten, was sich letztendlich in der Anerken­nung des Erstnachweises widerspiegelte.

Die Bestimmung von adulten Männchen dieser Unterart ist im April gut durchführbar, vorausgesetzt man beschäftigt sich eingehend mit der Mauser und Gefiedervariation und den strukturellen Merkmalen von limosa! Nur typische islandica-Männchen sind recht auffällig und vergleichsweise leicht zu bestim­men, nachdem man sich mit der Fachliteratur (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1986, ROSELAAR& GERRITSEN 1991, SCHEEPEN& OREEL 1995) vertraut ge­macht hat. Die gängigen Feldführer, wie die beiden letzten Ausgaben des Kosmos-Vogelführers(JoNsson 1992, SVENSSON et al. 1999), sind für die Unter­artbestimmung nicht ausreichend detailliert. Wesentlich schwieriger gestaltet sich die Abgren­zung von nominaten Männchen und islandica­Weibchen, die sich nach dem derzeitigen Kenntnis­stand rein phänotypisch, aufgrund eines erheb­lichen Überschneidungsbereichs, nur sehr schwer bis gar nicht unterscheiden lassen(ROSELAAR& GERRITSEN 1991). Aus diesem Grund solltenGrenz­fälle auch weiterhin unbestimmt bleiben! Der beste Zeitraum islandica im Land Brandenburg zu ent­decken ist vom 10.-25.04., da in diesem Zeitraum der Heimzug der Uferschnepfe kulminiert und mitt­lerweile weitere Beobachtungen dieser Subspezies aus diesem Zeitraum vorliegen(eigene Beob.).

Von der Deutschen Seltenheitenkommission wur­den bisher wenige Nachweise von islandica aner­kannt, so dass der Status dieser Subspezies im Früh­jahr an der Küste und im Binnenland weiterhin unklar bleibt. Aus den Jahren 1997-1999 existieren mittlerweile einige dokumentierte Nachweise aus Nordwest-Niedersachsen(KRÜGER et al. 1999), u.a. aus dem Oldenburger Land und Bremen , von Trupps mit bis zu 26 Individuen aus dem Zeitraum vom 6. bis 24.4.(R. Aumüller, pers. Mitt.). Es darf angenommen werden, das islandica auf dem Heim­zug auch im Binnenland häufiger durchzieht, als das bisher bekannt ist(P. Barthel, pers. Mitt.). Zumin­dest in Nordwestdeutschland darf die Isländische Uferschnepfe als seltener, aber regelmäßiger Durch­zügler im Frühjahr gelten.

Literatur

ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und

Berlin . Rangsdorf . BEAMAN, M.& S. MADGE (1998): Handbuch der

Vogelbestimmung. Stuttgart .