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Band 12
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Bestandes im Zeitraum 1978-1999. Die in Abb. 2 dar­gestellte Bestandsentwicklung zeigt demnach ver­mutlich die letzte Phase einer bereits wesentlich frü­her beginnenden starken Bestandszunahme. Nach 1992 ist für Brandenburg insgesamt jedoch von einer deutlichen Bestandsabnahme auszugehen, die jedoch bereits ab 1996 wieder in eine Bestandszunahme umschlug.

Die hier für Brandenburg ermittelten Ergebnisse liegen in Übereinstimmung mit überregionalen Trends. Eine starke Bestandszunahme seit Ende der 70er Jahre wurde in ganz Mitteleuropa festgestellt (Übersicht in MEBs 1995), für Ostdeutschland ermit­telte NICOLAI(1995) im Zeitraum 1980/82 bis 1990/91 eine Zunahme um 50%.

Die Auswertung der bundesweiten Erfassung im Jahr 2000 durch FRANZ& HORMANN(2003) ergab einen deutschen Gesamtbestand von 11.500 BP mit einer Spanne von 10.314-12.825 BP. Dieser Bestand liegt im oberen Bereich der Bestandsschätzung für das Jahr 1994(WırTT et al. 1996). Damals wurde der Bestand, basierend auf einer Umfrage des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten(DDA), mit 9.000-12.700 BP angegeben.

Der Vergleich der Bestandszahlen für die einzelnen Bundesländer von 1995(Me8s 1995) mit denen aus dem Jahr 2000(FRANZ& HORMANN 2003) zeigt erheb­liche Unterschiede bezüglich des Bestandstrends. Starke Zunahmen wurden in Hessen , Baden-Würt­ temberg , Bayern und Sachsen festgestellt. In den Län­dern Schleswig-Holstein , Niedersachsen , Nordrhein­ Westfalen , Saarland , Mecklenburg- Vorpommern , Brandenburg und Thüringen blieb der Bestand in etwa konstant. Starke Abnahmen wurden lediglich in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt festgestellt. Dieser Vergleich zeigt, dass flächenbezogen von einer generellen Abnahme des deutschen Rotmilanbestan­des seit 1990 keine Rede sein kann. Die für Deutsch­ land z. B. von MAMMEN(2000) dargestellte, vor allem auf Änderungen der Landbewirtschaftung zurückge­führte Bestandsabnahme in den 90er Jahren dürfte wesentlich durch die starke Bestandsabnahme in Sachsen-Anhalt bedingt sein. Diese Abnahme ist aber aufgrund der hier dargestellten Ergebnisse als regionales Phänomen zu betrachten, das nicht auf die gesamtdeutsche Situation übertragbar ist. Entschei­dend für den starken Rückgang in Sachsen-Anhalt War vor allem der weitgehende Wegfall mehrjähriger Futterkulturen auf sehr fruchtbaren Böden nach 1990. Diese Bewirtschaftungsform führte zu sehr hohen, im bundesweiten Vergleich einmalig hohen Siedlungsdichten in den dortigen Kerngebieten(vgl.

NicoLAI 1993). NıcoLAr(1995) gab den Bestand in einem 1.500 km? großen Teil des Harzvorlandes mit 630+ 75 BP an, dies entspricht einer Siedlungsdichte von 42+ 5 BP/100 km?. Derartige Siedlungsdichten wurden in Brandenburg mit seinen wesentlich ärme­ren Böden nie erreicht. Die höchste in Brandenburg festgestellte Siedlungsdichte waren 28 BP/100 km? in den Jahren 1991/92 auf einer Probefläche bei Rathenow/HVL (ALTENKAMP& LOHMANN in ABBO 2001). Insgesamt liegt die im Harzvorland festgestell­te Siedlungsdichte etwa um den Faktor 10 höher als die durchschnittliche Dichte in Brandenburg (vgl. Ergebnisse). Dessen ungeachtet war zwar auch in Brandenburg im Zeitraum 1992-96 ein deutlicher Bestandsrückgang festzustellen. Dieser war jedoch nur im westlichen Teil des Landes, also im Grenzbereich zu Sachsen-Anhalt sehr deutlich und langfristig ausgeprägt(ALTENKAMP& LOHMANN in ABBO 2001). Im übrigen Land Brandenburg waren Änderungen bei der Landbewirtschaftung offenbar keine wesentliche Einflussgröße, da ab Mitte der 90er Jahre wieder eine Bestandszunahme erfolgte.

Den Weltbestand des Rotmilans hat zuletzt CARTER (2001) anhand einer fundierten Quellenauswertung auf 18.240-24.240 BP geschätzt. Damit lebten auch im Jahr 2000 ca. 50% des geschätzten Weltbestandes in Deutschland . Auch der Bestandstrend in den ein­zelnen Staaten ist sehr unterschiedlich. Deutliche Bestandszuwächse wurden in den 90er Jahren vor allem in Mittel- und Westeuropa festgestellt, so in Großbritannien , Schweden , Dänemark , Belgien , Luxemburg , der Schweiz , Italien , Polen und Tsche­ chien (CARTER 2001). Insbesondere in Schweden , der Schweiz und Polen waren die Bestandszunahmen auch quantitativ erheblich, so stieg der Bestand in Schweden von unter 50 Paaren in den 60er Jahren auf ca. 850 Paare im Jahr 1999, in der Schweiz von 90 Paaren 1969 auf 800-1200 Paare Mitte der 90er Jahre (MÜLLER 1995, WINKLER 1999, CARTER 2001). Mehr oder weniger stabile Bestände werden aus Frank­ reich , Portugal und- Korsika gemeldet, in Spanien , Lettland , Litauen , der Slowakei , dem früheren Jugo­ slawien , Weißrussland und der Ukraine nahmen die Bestände in den 90er Jahren ab. Quantitativ bedeut­sam ist dabei vor allem die Abnahme in Spanien auf etwa 3.000-4.000 BB, wobei nicht ganz klar ist, wie hoch der Bestand dort in früheren Jahrzehnten war (ViNUvELA et al. 1999, CARTER 2001). Insgesamt stuft CARTER(2001) den Weltbestand des Rotmilans in den 90er Jahren als stabil ein, dies gilt nach den Ergebnis­sen von FRANZ& HormAnn (2003) auch für den deut­ schen

Bestand.