Heft 
Band 12
Seite
131
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ABBO persönlich

Orientierung in Feld­ornithologie und Avi­faunistik.

Von 1958 bis 1980 war er in der Wasser­wirtschaftsdirektion Havel , danach im Bezirks-Hygiene­Institut Potsdam , jeweils als Abteilungs­leiter, tätig. Mit einer Dissertation über Ökologie und Sapro­biewert der Hirudi­neen(Blutegel) im Havelland wurde er promoviert und habi­litierte sich später mit dem ThemaNähr­stoff- und Produk­tionsverhältnisse in hocheutrophen Flach­seen. Im Landesum­weltamt Brandenburg leitete er von 1991 bis zu sei­ner Versetzung in den Ruhestand die Abteilung Zen­trallabor. In dieser Zeit hielt er auch über mehrere Jahre an der Universität Potsdam Vorlesungen zur angewandten Limnologie, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Obwohl somit beruflich sehr beansprucht, nahm er sich doch immer Zeit für die Vogelkunde.

Den Ornithologen unseres Landes ist Lothar Kalbe nicht nur durch seine Mitwirkung an den Projekten derVogelwelt Brandenburgs in der Interessengemeinschaft Avifaunistik und ihrer Nachfolgerin, der ABBO, bestens bekannt. Von 1991 bis 1993 war er in deren Vorstand tätig. Die Liste der von ihm bearbeiteten Arten in den nunmehr zwei Avifauna-Werken zeigt, dass er keineswegs nur auf Wasser- und Watvögel spezialisiert ist, selbstver­ständlich gehört aber einer seiner Lieblingsvögel, der Gänsesäger, dazu. Nur Wenigen dürfte noch bekannt sein, dass auch das Logo der ABBO, die Großtrappe, aus seiner Feder stammt.

Gemeinsam mit Erich Rutschke und weiteren Mit­streitern begründete Lothar Kalbe zu Beginn der 1960er Jahre die Wasservogelforschung in der DDR , entwarf den ersten Zählbogen, verbesserte ihn auf den damaligen Stand der Datenverarbeitung als Lochkarte, schuf das heute noch aktuelle Logo mit den beiden Schellenten. Beim Aufbau des Zähler­netzes(dem er seither angehört), wirkte er tatkräf­

Müller.

Lothar Kalbe 2003 in der norwegischen Tundra(Varanger-Halbinsel). Foto: M.

tig mit. In der Zentralen Arbeitsgruppe Wasservö­gel, die auch als beratendes Gremium des DDR­

Landwirtschaftsministeriums ehrenamtlich tätig

war, vertrat er die ornitho-ökologischen Belange mit einer eigenen Arbeitsgemeinschaft.

Maßgeblich war er am Zustandekommen des Ka­talogs der international und national bedeutsamen Feuchtgebiete der DDR - Grundlage für die Auswei­sung der Ramsar-Gebiete 1979- beteiligt und ist Autor zahlreicher Gebietsbeschreibungen und ökologischer Bewertungen von Wasservogel­Lebensräumen. Sein Wirken hier beschränkte sich nicht auf die Analyse von Gewässer-Ökosystemen; immer wieder nutzte er sein Wissen, um Einflüsse von Beeinträchtigungen und unverträglichen Nutzungen nachzuweisen und die Entwertung bedeutender Gewässer, wie Galenbecker See, Untere Havel mit dem Gülper See oder Krakower Obersee, zu verhindern. Seine berufliche Tätigkeit als Hydrobiologe kam ihm dabei zugute, er nutzte sie bewusst, wenngleich es unter den damaligen Bedingungen nicht einfach war, diese Art von akti­vem Vogel- und Naturschutz zu betreiben.

Dem ökologisch fundierten Vogel- und Naturschutz ist Lothar Kalbe treu geblieben. Sein bevorzugtes Exkursionsgebiet ist seit Jahrzehnten die Landschaft des heutigen Naturparkes Nuthe­Nieplitz mit dem Blankensee und seinen Nachbargewässern. Hier ist er unermüdlich unter­