Heft 
Band 12
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Zum Gedenken an Jan Fleschner ( 1968- 2004)

Viel zu früh verstarb im Frühjahr 2004 im Alter von 36 Jahren der Ornithologe und unser ABBO- Mit­glied Jan Fleschner.

Jan Fleschner wurde am 19.4.1968 in Branden­ burg geboren. Als junger Mensch interessierte er sich für Flugtechnik und Karten. Ursprünglich woll­te er Kartograph werden. Diese berufliche Entwick­lung blieb ihm jedoch verwehrt. Über diese Interessen fand Jan um 1985 zur Ornithologie und streifte mit Gleichgesinnten wie Rene Jasch, Thomas Hellwig und Uwe Alex, aber auch allein, durch die Natur. Bevorzugte Beobachtungsgebiete waren dabei die Havelniederung bei Pritzerbe , der Fläming, das Marzahner Fenn, die Halbinsel Münchwerder bei Brandenburg am Quenzsee, aber auch Truppenübungsplätze. Seine Lieblingsvogelart war die Elster. Mit 460 Individuen erfasste er am 30.11.1998 bei Brandenburg / Wilhelmsdorf eine der größten Schlafplatzansammlungen der Art im Land. Neben der Elster faszinierten ihn aber auch der Raubwürger und die Wiesenbrüter.

Jan war mehrere Jahre bis 1993 ehrenamtlicher Kreisbetreuer für den Weißẞstorch. Mit dem Fahrrad radelte er jährlich den Altkreis Brandenburg ab, kontrollierte die Horste und befragte Anwohner.

Als aktiver Feldornithologe war Jan Mitglied der Fachgruppe Ornithologie Brandenburg und hielt mit den anderen Mitgliedern überwiegend einen losen Kontakt. Beruflich eingebunden, hatte er nur begrenzt Zeit für die Ornithologie. Dies war wohl auch ein Grund dafür, dass er die Veranstaltungen der Fachgruppe nur sporadisch besuchte. Am regio­nalen ornithologischen Kartenatlas 1990-1992 der Fachgruppe hat er intensiv mitgewirkt und eine Reihe von Arten bearbeitet.

Ende der 90er Jahre war eine berufliche Neuorien­tierung notwendig. Die Möglichkeit, jetzt am PC arbeiten zu können, traf sein Interesse ebenso wie im Rahmen von Auftragskartierungen Einkommen zu erzielen. Dies verschlug ihn oft in andere Gegen­den und forderte viel Zeit, so dass für ornithologi­sche Arbeiten in und um Brandenburg kaum noch Gelegenheit war.

Otis 12( 2004)

Seine PC- Kenntnisse vertiefte Jan als Autodidakt ständig und erarbeitete sich Expertenwissen, das er für die Ornithologie beruflich und ehrenamtlich einsetzte. Das Landesumweltamt und die ABBO unterstützte er mit seinen Kenntnissen." Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin "( ABBO 2001) trägt auch seine Handschrift: Er erarbeitete die Verbreitungskarten.

Seit dem Jahr 2002 war Jan Fleschner auch für den Förderverein für Wasserökologie und Feuchtge­bietsschutz tätig. Er hatte die Pflege und Aktualisie­rung der Datenbank des Wasservogelmonitorings mit dem wertvollen Datenbestand rastender Was­servögel aus mehreren Bundesländern übernom­men. Diese anspruchsvolle Aufgabe hat er mit viel Umsicht, fachlicher und technischer Kompetenz erledigt und bis zu seinem plötzlichen Tod daran gearbeitet. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter hat Jan Fleschner auch bei den Wasservogelzählungen mit­gewirkt und damit zur Kenntnis der Vogelwelt sei­nes Heimatkreises beigetragen. Der Förderverein ist ihm zu großem Dank verpflichtet.

In den letzten Jahren war Jan viel damit beschäf­tigt, die umfänglichen Daten der ABBO in die Anwendungssoftware" Winart" einzugeben, ein wichtiger und unschätzbarer Dienst. Auf der ABBO­Tagung im Herbst 2002 führte er eine Einweisung ins Winart- Programm für interessierte Mitglieder durch, die wohl vielen in Erinnerung bleibt, verzau­berte doch eine kleine Katze auf dem Bildschirm die Vogelfreunde. Freundlich und sachlich begegnete er anderen Menschen und dass seine Arbeit so wert­voll für die Brandenburger Ornithologie geworden war, wird ihm wohl mit Recht selbst Freude bereitet haben.

Wir haben Jan Fleschner als kundigen Ornitholo­gen, zuverlässigen, verantwortungsbewussten und hilfsbereiten Mitarbeiter, Mitstreiter und Freund sehr geschätzt und bewahren ihm ein ehrendes Gedenken.

Bodo Rudolph