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Otis 13(2005)
und Wiederfundzahlen. Die hohe Anzahl von Wiederfunden ergibt sich aus einer zunehmenden Spezialisierung der Beringer(z. B. durch das Schilfbrüterprogramm des Landes Brandenburg und das MRI-Programm am Galenbecker See), mehr Freizeit und Eigeninitiativen einzelner Beringer sowie teilweise durch örtliche Bestandsstabilisierungen der Art. Eine kontinuierliche Beringungs- und Kontrolltätigkeit am Rohrschwirl ist auch heute noch recht schwierig, da sich die Art meist im Bodenbereich aufhält und ihr Lebensraum oft sehr unzugänglich ist.
Die Hauptbrutgebiete des Rohrschwirls befinden sich in Deutschland in den Ländern MecklenburgVorpommern und Brandenburg . In diesen Ländern erfolgten auch erwartungsgemäß die meisten Beringungen und Wiederfunde. Aber auch kleinere Vorkommen in Sachsen-Anhalt erbrachten bei intensiver Bearbeitung gute Ergebnisse.
Blieben nach der Auswertung durch DÜRR et al. (1995) noch Fragen zu Ausbreitungsstrategien, Zugwegen(Umfliegen des Mittelmeeres), Lebenserwartung, geringer Wiederfangwahrscheinlichkeit sowie Brut- und Geburtsortstreue offen, können heute zumindest bei einigen Teilaspekten bessere Aussagen getroffen werden.
Ziel dieser Arbeit ist es, ein aktuelles Bild der Beringungsarbeit am Rohrschwirl im Bereich der Beringungszentrale Hiddensee darzustellen und einen Beitrag zu Fragen der Ökologie der Art und
500
‚m Gesamtberingungen EM Nestjung beringt DO Wiederfunde
450
Anzahl Vögel
sich daraus ergebenden Konsequenzen für den Artenschutz aufzuzeigen.
Material
Von 1964 bis zum 31. Dezember 2003 konnten 7.587 Rohrschwirle im Bereich der Beringungszentrale Hiddensee(neue Bundesländer) beringt werden. Davon wurden mindestens 181(2,4%) als nestjung bzw. eben flügge beringt(Abb. 1). Ein älterer Wiederfund aus dem Bearbeitungsgebiet aus dem Jahr 1962, damals noch Arbeitsbereich der Vogelwarte Radolfzell , wurde mit in die Auswertung aufgenommen. Weiterhin wurden vier Vögel von fremden Zentralen, die im Hiddensee -Bereich kontrolliert worden sind, berücksichtigt.
Bis zum 1. Dezember 2004 lagen 1.451 Wiederfunde(19,1%)(Abb. 1) von 813(10,7%) Vögeln vor. Dies ist für einen kleinen Singvogel ein erstaunlich hoher Wert und ergibt sich hauptsächlich aus der Beringungsarbeit am Galenbecker See. Ein Großteil der Wiederfunde(846= 58,4%) erfolgte als kurzfristige Ortsfunde am Galenbecker See.
Als Brutzeitfunde wurden alle Funde bis zum 30. Juli gerechnet, da zu dieser Zeit noch fast alle Altvögel Bruten betreuen. Zur Berechnung von Anund Umsiedlungen wurden nur Funde nach über 30 Tagen in die Auswertung mit einbezogen. Bisher liegen 86 Wiederfunde am Beringungsort in späteren Jahren(langfristige Ortsfunde), dreizehn Nahfunde
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Abb. 1: Beringungs- und Wiederfundzahlen des Rohrschwirls im Bereich der Vogelwarte Hiddensee.