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Otis 13(2005)
wahrscheinlich nach der Brutperiode direkt in Richtung SE ab.
In den letzten Jahren scheint es wie beim Teichrohrsänger(ToDTE et al. 2001, HARZ& LUGE 2004) auch beim Rohrschwirl eine Tendenz zu späterem Wegzug zu geben. In den letzten Jahren nahm die Anzahl der Oktobernachweise zu und erstmals erfolgte ein Fang im November. Die klassische Altersverteilung konnte durch mehr Wiederfunde gegenüber DÜRR et al.(1995) jetzt bestätigt werden. Es gibt aber immer noch zu wenig Nachweise von älteren Vögeln. Gerade ein Langstreckenzieher müsste einen höheren Anteil von älteren Vögeln erbringen, wie dies beim Teichrohrsänger der Fall ist(BEZZEL 1993). Der Wiederfund eines Vogels im Alter von über 8 Jahren deutet aber in diese Richtung. Die wenigen Nachweise alter Vögel könnten dadurch verursacht sein, dass selbst ortstreue Vögel bei nur geringfügiger Verlagerung ihres Reviers nicht mehr wiedergefangen werden(DÜRR et al. 1998, AEBISCHER & MEYER 1998). So konnten AEBISCHER& MEYER (1998) und TopTe(in Vorb.) Umsiedlungen von bis zu 200 m von einer zur nächsten Brutsaison ermitteln. In großen Schilfgebieten(z. B. Rietzer See, Galenbecker See, Schwielochsee ) gehen diese Vögel einfach“unter”. In kleinen übersichtlichen Gebieten (z. B. Teichgebiet Osternienburg- ToDTE(in Vorb.), Neuenburgersee - AEBISCHER& MEYER 1998) und bei zielgerichteter Kontrolltätigkeit sind Nachweise von Ortstreue keine Seltenheit. Dass Rohrschwirle relativ alt werden können, zeigt der Wiederfund im achten Jahr. Es dürfte sich damit um das bisher höchste nachgewiesene Alter eines Rohrschwirls handeln (STAAV 1998).
Gaben noch DÜRR et al.(1995) an, dass“Fragen zur Ansiedlerstreuung, Brutorts- und Partnertreue noch völlig unzureichend geklärt sind”, so können wir zumindest zur Ansiedlerstreuung und zur Brutund Geburtsortstreue heute etwas mehr aussagen. Rohrschwirle haben eine hohe Ortstreue und auch die Geburtsortstreue scheint recht hoch zu sein. Die Brutortstreue betrug 3%. Dieser Wert ist aber nicht real, da keine zielgerichteten Populations-Untersuchungen im Betrachtungsraum stattfanden. Gezielte brutbiologische Studien ergaben BrutortstreueRaten von 33%(AEBISCHER& MEYER 1998) und 7% (ToprTe in Vorb.). Wahrscheinlich ist in stabilen Populationen bei Schwirlen Ortstreue die Regel(z. B. Schlagwirl 5,6%; TopTE 2001). Jungvögel scheinen sich am Geburtsort und in der näheren Umgebung anzusiedeln, jedoch reicht das vorhandene Material für eine gesicherte Aussage noch nicht aus. Es konn
te eine Geburtsortstreue von 3% ermittelt werden. AEBISCHER& MEYER(1998) ermittelten einen Wert von 4,6%. Partnertreue wurde im Hiddensee -Bereich bisher noch nicht nachgewiesen und dürfte wohl bei der versteckten Lebensweise auch nur sehr schwer nachweisbar sein. AEBISCHER& MEYER(1998) konnten bei ihren Untersuchungen einmal Partnertreue und zweimal Bigynie nachweisen. Weiterhin ermittelten sie einen Anteil von 21 bis 41% unverpaarter Männchen in der dortigen Brutpopulation.
Trotz der Intensivierung der Beringungsarbeit am Rohrschwirl(MRI-Galenbeck, Schilfbrüter-Programm in Brandenburg ) können auch heute noch viele Fragen zum Zug, zur Überwinterung, zu Ausbreitungsstategien, zu Alter und Ortstreue nur unzureichend beantwortet werden. Eine weitere intensive und gezielte Beringungsarbeit an der Art sollte angestrebt werden. Auch nach 100 Jahren Vogelberingung wissen wir heute über manche Arten noch erstaunlich wenig und die Beringung wird auch in den nächsten Jahren ein wichtiges Hilfsmittel in der wissenschaftlichen Forschung bleiben.
Dank: Erst durch die Beringungstätigkeit der ehrenamtlichen Beringer der Beringungszentrale Hiddensee war es möglich, diese Auswertung zu erstellen. Dr. U. Köppen und den Mitarbeitern der Beringungszentrale Hiddensee danke ich für die Bereitstellung des Datenmaterials und die stets gewährte Unterstützung. Für Hinweise und Durchsicht des Manuskriptes danke ich Dr. V. Dierschke und S. Fischer .
Literatur
AEBISCHER, A.& D. MEYER(1998): Brutbiologie des Rohrschwirls Locustella luscinioides am Neuenbur gersee . Ornithol. Beob. 95: 177-202.
GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(1991): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 12. Wiesbaden.
BERTHOLD, P.& R. BARTH(1992): Eine neue ornithologische Untersuchungsstation am Galenbecker See: Aufgaben, Ziele und Möglichkeiten zur Mitarbeit. Falke 39: 194-196.
BEZZEL, E.(1993): Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Passeres Singvögel. Wiesbaden .
DÜRR, T., G. SOHNS& H. WAWRZYNIAK(1995): Analyse der Ringfunde in Ostdeutschland beringter Rohrschwirle Locustella Iuscinioides. Vogelwelt 116: 317-325.