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Otis 13(2005)
Schriftenschau
GNIELKA, R.(2005): Brutvogelatlas des Altmarkkreises Salzwedel . Apus 12, Sonderheft. 168 Seiten. Bezug: Ingolf Todte, Erwitter Str. 2, 06385 Aken. ingolf.todte@t-online.de(4)
Für diesen regionalen Brutvogelatlas wurden acht Jahre lang die Brutvögel des Kreises Salzwedel (knapp 2.300 km?) auf der Basis von MTB-Sechszehntel kartiert. Einer knappen, aber informativen Gebietsbeschreibung, der ornithologischen Charakterisierung der Lebensraumtypen und Angaben zur Methode folgt der spezielle Teil mit einer Seite pro Art. In der Gitterfeldkarte sind die Vorkommen halbquantitativ(nach Größenklassen) dargestellt. Für jede Art gibt es eine Bestandsschätzung. Der kurze Text kommentiert das Vorkommen und die Lebensraumnutzung, macht Angaben zu Besonderheiten bei der Erfassungsmethodik und nennt oft auch phänologische Daten und geht auf Schutz und Gefährdung ein. Der Altmarkkreis weist wenig größere Gewässer auf, doch viele Arten der“Normallandschaft” sind gut vertreten, teilweise in verblüffender Häufigkeit. Beispielsweise gibt es 1.800-3.900 Reviere des Ortolans, 120-260 Raubwürger-Reviere, 260-480 Steinschmätzer-Paare und 1.300-2.300 Reviere der Turteltaube. Das Buch gibt einen hervorragenden und detaillierten Überblick über die Brutvogelwelt, und die Texte treffen bei aller Knapp
heit das Wesentliche. Hilfreich wäre eine genauere Erläuterung gewesen, wie die Gesamtbestandsschätzungen vorgenommen wurden. Man kann sich nicht recht ein Bild machen, welcher Anteil der Reviere tatsächlich kartiert wurde und wie gut fundiert also die teilweise recht hohen Zahlen sind.
Das Besondere gegenüber anderen Regionalatlanten oder-avifaunen ist die Tatsache, dass dieses Buch überwiegend von Auswärtigen erarbeitet wurde. Der bevölkerungsarme Kreis Salzwedel gehörte nämlich vorher zu den ornithologisch kaum erfassten Gebieten Sachsen-Anhalts - ähnlich wie in Brandenburg die Prignitz . Das ist mit einem Schlag anders geworden. Reinhard Gnielka hat hier Enormes geleistet, denn er hat nicht nur eine ganze Anzahl von Mitstreitern motiviert, sondern fast die Hälfte der 307 Gitterfelder alleine bearbeitet und war nur in wenigen Gebieten nicht an der Feldarbeit beteiligt. Zu diesem Zweck hat er 724 mal im Gebiet übernachtet, davon 282 mal im Zelt, hat riesige Strecken mit dem Fahrrad zurückgelegt und tausende Stunden am Computer verbracht, und das alles im“Ruhestand” nach der Pensionierung! Die Motivation für diesen Kraftakt ist in der Einführung nachzulesen:“Die Geländearbeit brachte Entdeckerfreuden und befriedigte den Jagdtrieb.”
Wolfgang Mädlow