Ornithologische Diplomarbeiten und Dissertationen
Untersuchungen zum Brut- und Rastgeschehen von Watund Wasservögeln im Nationalpark Unteres Odertal unter dem Einfluss des Flutungsregimes
Diplomarbeit im Studiengang Landschaftsentwicklung an der Fachhochschule Osnabrück, 2004
Lena Havermeier
Das Untere Odertal ist ein bedeutender Rastplatz für nordische Zugvögel und Brutplatz heimischer Wasservögel. Insbesondere durch die Überschwemmungen im Frühjahr bilden sich wichtige Habitate. Über ein Poldersystem können diese Überschwemmungen gezielt beeinflusst werden. Die Polderflächen werden ab November/Dezember von der Oder durchflossen, bis in der derzeit gängigen Praxis Mitte April jeden Jahres die Einlassbauwerke zur Oder geschlossen werden und die Polderflächen binnen weniger Tage trocken fallen. Unterstützt wird das Trockenfallen mit Schöpfwerken. Der Termin Mitte April wurde in der Vergangenheit mehrfach als stark negativer Einfluss sowohl auf das Rast- als auch auf das Brutgeschehen der Watund Wasservögel angesehen. Längere Überflutungszeiten bis Mitte Mai, die auch im Entwurf des Pflege- und Entwicklungsplanes für den Nationalpark vorgesehen sind, wurden gefordert. Im Jahr 2004 erfolgte im Rahmen dieser Diplomarbeit eine detaillierte Untersuchung über die Auswirkungen des Schließungstermins Mitte April.
Vom 1. April bis 9. Mai 2004 wurden auf drei zwischen 50 und 90 ha großen Probeflächen in den Flutungspoldern Anzahl und Verhalten aller vorhandenen Wat- und Wasservogelarten aufgenommen, zudem wurden als Faktoren des Flutungsregimes Wasserstand und Wasserbedeckung erfasst.
Die Auswertung erfolgte in zwei Schritten: Mit einem statistischen Verfahren wurde eine Korrelation zwischen beobachteter Anzahl und Wasserstand bzw. Wasserbedeckung getestet. Des Weiteren wurde die Anzahl der im Verlauf des Untersuchungszeitraumes festgestellten Individuen mit den Zug- und z. T. Brutzeiten der jeweiligen Art in der Uckermark verglichen. Dadurch konnte festgestellt werden, ob ein Einfluss des Flutungsregimes auf die jeweilige Vogelart stattfindet und ob längere Flutungszeiten der Polder einen positiven Effekt hätten.
Insgesamt wurden 45 Wat- und Wasservogelarten
beobachtet, wobei bei fünf Arten neben dem Rastgeschehen auch Brutgeschehen kartiert werden konnte. Dies waren Rothalstaucher(Podiceps grisegena), Schwarzhalstaucher(Podiceps nigricollis), Höckerschwan(Cygnus olor), Blessralle(Fulica atra) und Lachmöwe(Larus ridibundus ). Bei keiner Art konnte Bruterfolg festgestellt werden.
Die 45 Vogelarten konnten bezüglich eines Einflusses des Flutungsregimes auf ihr jeweiliges Rastund/oder Brutgeschehen in Gruppen eingeordnet werden. Für 15 Arten konnte aufgrund der geringen Beobachtungsdaten keine Aussage bezüglich eines möglichen Einflusses des Flutungsregimes gemacht werden. Für 15 weitere Arten konnte keine Beeinflussung durch das Flutungsregime festgestellt werden(z. B. aufgrund eines frühen Heimzuges). Diesen Arten würde auch ein verlängertes Öffnen der wasserwirtschaftlichen Bauwerke keinen Vorteil bringen. Für die Arten der nächsten Gruppe konnte zwar im Jahr 2004 ebenfalls kein negativer Einfluss des Flutungsregimes festgestellt werden, es ist aber dennoch wahrscheinlich, dass ein solcher auftritt. Folgende 13 Vogelarten würden demnach von einer verlängerten Flutungszeit profitieren: Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis), Rothalstaucher(Rast), Graureiher(Ardea cinerea), Weißstorch(Ciconia ciconia ), Pfeifente(Anas penelope), Spießente(Anas acuta), Knäkente(Anas querquedula), Löffelente (Anas clypeata), Reiherente(Aythya fuligula), Rotschenkel(Tringa totanus ), Grünschenkel(Tringa nebularia), Bruchwasserläufer(Tringa glareola) und Lachmöwe(Rast). Für sechs Vogelarten musste ein klarer negativer Einfluss des derzeitigen Flutungsregimes konstatiert werden. Das sind Rothalstaucher(Brut), Schwarzhalstaucher(Brut), Höckerschwan(Rast und Brut), Tafelente(Ayfhya ferina), Kampfläufer(Philomachus pugnax) und Lachmöwe (Brut). Es wurde für keine Art ein positiver Einfluss des derzeitigen Flutungsregimes auf Rast- oder
Brutgeschehen nachgewiesen.;; Für die wahrscheinlich und nachgewiesen negativ