se. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde in der Oderaue ein sogenanntes Poldersystem etabliert. Durch eine Kammerung der Aue mit Sommer- und Winterdeichen und darin integrierte Ein- und Auslassbauwerke wird das Überflutungsgeschehen in den Flutungspoldern auf einer Fläche von ca. 4.720 ha anthropogen gesteuert(KIESERITZKY et al. 1938/1939). In der Regel sind die Einlassbauwerke zwischen Mitte November und Mitte April geöffnet, nach der Schließung fallen die Flächen innerhalb einer Woche weitestgehend trocken(Auslassbauwerke und Schöpfwerksbetrieb). Der sich im Süden anschließende Trockenpolder mit einer Fläche von 1.680 ha und der Polder 5/6 mit ca. 650 ha im nordwestlichen Nationalparkbereich können nicht geflutet werden.
Klima
Das untere Odertal befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem atlantischen und kontinentalen Klima. Die Summe der Jahresniederschläge liegt bei 480-540 mm. Niederschlagsreichster Monat ist der Juni, während der Februar die geringste Niederschlagsmenge aufweist. Für das untere Odertal sind ausgeprägte Temperaturschwankungen sowohl im Tages- als auch Jahresverlauf und ein ausgeprägter Jahresgang der Niederschlagsmenge charakteristisch(INSTITUT FÜR ÖKOLOGIE UND NATURSCHUTZ 1997). Mit rund 18°C mittlerer Monatstemperatur ist der Juli der wärmste Monat, der Januar ist mit-1°C mittlerer Monatstemperatur am kältesten. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 8,0-8,5°C.
Naturausstattung
Die Talaue mit ihren vielfältigen Lebensraumtypen prägt den Nationalpark Unteres Odertal. Zur Zeit wird ein Großteil der Fläche als Feuchtgrünland wirtschaftlich genutzt(Beweidung und Mahd auf ca. 6.400 ha). Nach Aufgabe der Nutzung kommt es schon nach kurzer Zeit zu einer Veränderung der Vegetationszusammensetzung in Folge des natürlichen Sukzessionsgeschehens. In Abhängigkeit vom Geländerelief und den Bodenarten werden die vorwiegend von Wiesenfuchsschwanz(Alopecurus pratensis) dominierten Wiesen und Weiden von Seggenrieden[meist Schlanksegge(Carex gracilis)], Schilf-, Rohrglanzgras- und Wasserschwadenröhrichten sowie Zweizahngesellschaften abgelöst. Mittelfristig breiten sich in einigen Bereichen Weidengebüsche[Korbweide(Salix viminalis) und
Mandelweide(Salix triandra)] aus. Dieses aus eigendynamischen Entwicklungsprozessen hervorgehende Vegetationsmosaik findet sich beispielsweise im nördlichen Polder 10, wo auf einer Fläche von ca. 330 ha bereits die wirtschaftliche Nutzung eingestellt wurde(Schutzzone I). In den Flutungspoldern sind aktuell ca. 250 ha mit Gehölzen bestanden, neben Weidengebüschen handelt es sich hier vorwiegend um verschiedene Ausbildungen der Weichholzaue mit Fahl-(Salix x rubens), Silber(Salix alba ) und Bruchweide(Salix fragilis) (HorMAnn 2001). Die Hartholzaue spielt im unteren Odertal nur eine unbedeutende Rolle, im Nationalpark finden sich zwei kleinflächige Reliktbestände. Kennzeichnend für die Oderaue ist die große Zahl an Auengewässern und Altarmen mit freischwimmenden Stillwasser- sowie Laichkraut- und Schwimmblattgesellschaften. Am Stromufer selbst haben sich Schlammufersäume und Pioniergesellschaften offener Uferbänke ausgebildet.
Die Oderaue ist eines der wichtigsten binnenländischen Rast- und Durchzugsgebiete Ostdeutschlands mit bis zu 150.000 Wasser- und Watvögeln, darunter allein bis zu 35.000 Saat- und Blässgänsen (Anser fabalis und albifrons), sowie 15.000 Pfeifenten(Anas penelope). Eine nationale und zum Teil auch internationale Bedeutung haben die Auenbereiche des Nationalparks auch als Bruthabitat für hochgradig in.ihrem Bestand bedrohte Vogelarten wie Wachtelkönig(Crex crex), Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola) oder Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger)(DITTBERNER& KÖHLER 1998). Die Oderaue weist ein flächendeckendes Vorkommen des Bibers(Castor fiber) und des Fischotters(Lutra lutra ) auf. Berühmt ist die Oder mit ihren Nebengewässern für den Fischreichtum. Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es wieder vermehrt Nachweise für seltene Fischarten wie Meerforelle(Salmo trutta ) und Lachs(Salmo salar) oder für das zu den Rundmäulern gehörende Flussneunauge(Lampetra fluviatilis ).
Die in den Nationalpark einbezogenen Bereiche der Grundmoräne und Talsandterrasse werden großflächig von Wäldern dominiert(ca. 1.950 ha). Neben ausgedehnten Nadelholzforsten aus Kiefer (Pinus sylvestris ), Douglasie(Pseudotsuga menzie sii ), Fichte(Picea abies) und Strobe(Pinus strobus) wie im Schöneberger Wald zeichnet sich der Nationalpark auch durch das Vorkommen großflächiger naturnaher und zum Teil auch natürlicher Waldgesellschaften, wie im Gartzer Schrey oder Gellmersdorfer Forst, aus. Neben verschiedenen