Kleine Mitteilungen
Otis 14(2006): 87-94
Ungewöhnliches Jagdverhalten eines Habichts
(Accipiter gentilis)
Torsten Blohm
BLOHM, T.(2006): Ungewöhnliches Jagdverhalten eines Habichts(Accipiter gentilis). Otis 14: 87
88.
Am 6. Januar 2006 konnte ein adultes Habichtsweibchen in der Uckermark zweimal dabei beobachtet werden, wie es versuchte, Kohlmeisen aus einem Fledermauskasten zu greifen, die sich dort um
einen Schlafplatz stritten.
BLOHM, T.(2006): Unusual hunting behaviour by a Goshawk (Accipiter gentilis). Otis 14: 87-88. In the Uckermark region a female Goshawk was twice observed attempting to catch Great tits r00s
ting in a bat box.
(1983) beschäftigt sich in seiner Monographie ausführlich mit dem Beuteerwerb des Habichts. Neben den häufig zu beobachtenden Pirschflügen aus der Deckung heraus, der Wartenjagd, der Bodenjagd auf Kleinsäuger, Insekten, Amphibien und Reptilien sowie dem Rüttelflug verweist er auch auf die von SCHNURRE(1973) erwähnte Bejagung der Mehlschwalbenansiedlungen an den Rügener Kreidefelsen. Dieser vermutet, dass die Habichte sich an die Felsen ankrallende Schwalben greifen bzw. mit dem Sammeln von Lehm beschäftigte Schwalben fangen. Direkte Beobachtungen gelangen ihm allerdings nicht.
Vom Turmfalken sind mir aus eigener Erfahrung mehrere Fälle bekannt, in denen sich jagende Falken an Storchenhorsten, Mehlschwalbennestern oder Dachkästen festkrallten und mit den Fängen in den Nestern befindliche Schwalben oder Sperlinge herauszerrten. Um so überraschender erscheint es, dass entsprechende Berichte vom Habicht offenbar fehlen, obwohl die Art doch gerade für ihre vielseiti8° und ungestüme Jagdweise bekannt ist[“Der Habicht ist der vollendetste, vielseitigste Raubvogel, der Räuber schlechthin. An Verschlagenheit, an unerhörter Dreistigkeit und wildem Ungestüm erreicht ihn kein anderes Geschöpf... Mag ihm der Adler an Kraft, der Edelfalk an Schnelligkeit und Stoßsicherheit in der Luft, der Fischadler im Wasser, die Bodenweihe in der irdischen Kleinarbeit überle&°N sein, so übertrifft er sie alle doch an kühner
‘Unverschämtheit’, jähem Wesen und bewundernswerter Vielseitigkeit auf der Jagd.”(ENGELMANN 1928)].
Aus diesem Grunde erscheint mir die Mitteilung der nachfolgenden Beobachtung interessant. Am 6.1.2006 kontrollierte ich gegen 16.20 Uhr- es dämmerte bereits- ein Fledermauswinterquartier in der Großen Heide, ca. 12 km südwestlich von Prenzlau (Landkreis Uckermark ). Noch vor dem Verlassen des unter Geländeniveau liegenden Bunkers wurde ich auf Meisengezeter aufmerksam, das aus einem etwa 15 m entfernten Fledermauskasten drang(in Fledermauskästen des Typs FS-1- mit Einflug von unten- übernachten regelmäßig Meisen und Kleiber). Gerade als ich den Bunker verlassen wollte, tauchte im rasanten Jagdflug plötzlich ein Habichtweibchen auf und flog den Kasten von unten her direkt an. Das Tier krallte sich unter beständigem Flügelschlagen mit dem linken Fang am Anflugbrett des Fledermauskastens fest und langte mit dem rechten Fang ohne Zögern wiederholt tief in den Kasten. Unmittelbar darauf herrschte im Kasten absolute Ruhe. Der Kasten geriet durch die ungestümen Bewegungen des Habichts in Bewegung. Nach ca. 10 Sekunden flog der Vogel in eine etwa 5 m entfernte Kiefer und fixierte von dort bewegungslos den Kasten. Nach knapp zwei Minuten drang erneut lautes Gezeter aus dem Kasten. Dies veranlasste das Habichtweibchen, den Kasten in der oben beschriebenen Weise sofort wieder anzufliegen und hinein