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Otis 14(2006)
vier singende Männchen registriert. Am 26. und 27. Juni 2006 trafen sich in der Brandenburgischen Akademie Schloss Criewen im Nationalpark Unteres Odertal 30 Regierungsvertreter und Experten aus 13 europäischen und afrikanischen Staaten zur ersten Vertragsstaatenkonferenz des MoU. Auf einem wissenschaftlichen Symposium am 24. Juni wurden aktuellste Forschungsergebnisse für die Konferenz aufbereitet und Empfehlungen für die Vertragsstaatenkonferenz erarbeitet. Zwischen beiden Veranstaltungen führte eine Exkursion in die Brutgebiete der “pommerschen Population” beiderseits der Oder. Veranstalter der Konferenz waren das Sekretariat der Bonner Konvention und das Landesumweltamt Brandenburg in Zusammenarbeit mit BirdLife International . Zu den Tagungsergebnissen zählen ein Übersichtsbericht des Sekretariats der Bonner Konvention zum Stand der Umsetzung des MoU sowie eine Prioritätenliste der künftigen Aufgaben.
Als Opfer der Vogelgrippe wurden zwischen Februar und Mai 2006 21 Wildvögel in Brandenburg nachgewiesen: 4 Höckerschwäne, 3 Singschwäne, 3 weitere“Schwäne”, 1 Graugans, 2 weitere“Wildgänse”, 1“Wildente”, 1 Blessralle, 1 Turmfalke, 1 Mäusebussard, 1“Bussard”, 1 weiterer“Greifvogel” sowie 2 Weißstörche. Mehr als einhundert Kotproben von Weißstörchen, die im Rahmen eines gemeinsamen Projektes des Friedlich-Löffler-Institutes und der Beringungszentrale Hiddensee untersucht wurden, waren hingegen negativ. Um die untersuchten Vögel wenigstens bis auf Artniveau zu bestimmen, liegt dem Untersuchungslabor in Frankfurt (Oder) seit 2005 ein Angebot der Vogelschutzwarte zur Unterstützung vor: durch ein per E-Mail übersandtes Digitalfoto könnte jeder Vogel unverzüglich bestimmt werden. Im Rahmen des Beringungsprogramms WWI des NABU(J. J. Seeger und Kollegen) wurden während der Herbstsaison 2006 wiederum zahlreiche Tupferproben(625) bei Wat- und Wasservögeln am Gülper See genommen und damit die Arbeit der Veterinärbehörden maßgeblich unterstützt. Hinzu kommen 203 Proben von 46 Vogelarten, die überwiegend im Frühjahr in verschiedenen Gebieten durch die Vogelschutzwarte unter Anleitung durch T. Heinicke und mit Unterstützung durch die Naturwacht Westhavelland sowie ehrenamtliche Helfer gewonnen wurden. Alle Proben waren negativ. Aus der Vielzahl von Publikationen, die sich inzwischen mit dem Thema befassen, sei auf die Arbeiten von K. Steiof und W. Fiedler in“Berichte zum Vogelschutz” 42(2005) ver
wiesen. Zum Umgang mit toten und lebenden Vögeln gelten weiterhin die Ausführungen des Sonderrundschreibens der deutschen Vogelwarten zum Thema“Vogelgrippe” vom Februar 2006, das auf Anforderung zugemailt werden kann. Bei Verdacht auf Vogelgrippe bei erkrankten oder verendeten Vögeln sind in jedem Fall umgehend die örtlichen Gesundheits- und/oder Veterinärbehörden zu informieren.
Nach einem Vorfall im Jahr 2006 ist noch einmal das Problem von Störungen an Brutplätzen besonders gefährdeter Vogelarten zu thematisieren. Die nicht ganz sichere Wahrnehmung rufender junger Uhus war Anlass für einen Ornithologen, per E-Mail zahlreiche weitere Vogelkenner zur Bestätigung aufzurufen, von denen sich an den nächsten Abenden auch einige im vermeintlichen Brutgebiet begegneten. In dem Aufruf wurde darüber hinaus darauf hingewiesen, dass sich auch der Brutplatz eines Schreiadlers in der Nähe befindet, der möglichst nicht gestört werden soll. Gleichwohl wurden hier zwei Brutplätze von Arten bekannt gegeben, die zu den seltensten und am meisten gefährdeten Arten in Brandenburg gehören. Folgende Bemerkungen dazu:
+ Für jeden bekannten Brutplatz der besonders gefährdeten Großvogelarten gibt es einen ehrenamtlichen Horstbetreuer. Dies ist jeweils die an diesem Platz am besten geeignete Person, entweder ein Ornithologe oder auch der zuständige Revierförster, ein Naturwächter oder jemand anderes. Das Horstbetreuernetz wird durch das Landesumweltamt koordiniert. Für neu entdeckte Brutreviere wird versucht, so schnell wie möglich die Horstbetreuung zu organisieren.
* Der Horstbetreuer hat an seinem Platz eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen zu koordinieren, von forstlichen und jagdlichen Belangen über Planungen, die das Revier berühren bis hin zur Erholungsnutzung, Beringung der Jungvögel usw. Trotz einer Vielzahl von Nutzungsinteressen wird dabei angestrebt, den Kreis der informierten Personen gering zu halten. Die Horstbetreuung ist naturgemäß nicht immer konfliktfrei.
* Leider gibt es immer wieder auch von ornithologischer Seite Probleme an den Brutplätzen: unabgestimmte Doppelbetreuung, Kompetenzgerangel, nicht abgestimmte Forschungstätigkeit Dritter, “Ornitourismus” inkl. Fotografieren oder Filmen usw. Soweit möglich wird durch das Landesumweltamt versucht, darauf koordinierend einzuwir