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Band 15
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reich vertrieben. Unklar blieben mögliche Übergrif­fe durch Lachmöwen. Die Möwenpaare siedelten außerhalb des leucopterus-Brutverbandes. Einzelne einfliegende Lachmöwen wurden stark attackiert, könnten aber erfolgreich Eier und/oder Nestlinge erbeutet haben. Mit fortschreitender Brutzeit hör­ten die Anflüge von Corviden auf. Die Verluste an Eiern und pull. von Weißflügelseeschwalben wur­den hauptsächlich durch Bodenfeinde verursacht. Täglich zeigten kleine Pulks von Seeschwalben und Möwen den momentanen Standort eines Prädators an. Unter heftigem Feindalarm und Angriffsflügen versuchten Koloniemitglieder diesen dann zu ver­treiben. Für das Untersuchungsgebiet sind mir hauptsächlich Fuchs, Marderhund und Hermelin bekannt. Außerdem kommen hier als Bodenfeinde z.B. Dachs, Mink, Mauswiesel und Wanderratte vor.

Folgende Ergebnisse zu Verlusten notierte ich auf den Nestkarten:

* Das Gelege war aus dem Nest spurlos verschwun­den(14 Fälle). * Fraßspuren waren durch Eischalenteile im/am

Nest vorhanden(7 Fälle).

* Das Nest war leer und zerwühlt(1 Fall). * Es lagen tot gebissene Nestlinge in der Nestum­

gebung(1 Fall; Abb. 17).

Die ermittelten Bilder von den Verlusten entspre­chen den Befunden, wie sie im Rahmen von Unter­suchungen bei Wiesenlimikolen festgestellt wurden (BELLEBAUM& BOSCHERT 2003).

Die Bebrütung des Geleges erfolgte in der Regel ab dem zweiten Tag der Eiablage. Der Schlupfvorgang zog sich dementsprechend in 23 Fällen über zwei Tage hin. In 2 Fällen schlüpften die pull. an einem Tag. Ich beringte 44 nichtflügge Weißflügelsee­schwalben.

Durch aufwachsende Vegetation und Verteilung der juv. im Gelände, verbesserten sich die Überle­benschancen. Doch machte sich jetzt durch zuneh­mende Austrocknung des Bruthabitats bei hoch­sommerlichem Wetter der leichtere Zugang durch Prädatoren bemerkbar. Die Anzahl Futter tragender Altvögel nahm Ende Juni stark ab. Elternvögel mit gerade flüggen wanderten zu einer Nasswiese mit stagnierendem Wasser bzw. zum Sagitzsee ab. Insgesamt konnte ich 8 erfolgreiche BP mit mind. 12 flüggen juv. bis in die ersten Julitage hinein feststel­len. Danach wurde der Brutplatz aufgegeben.

Diskussion

Der Brutablauf der Seeschwalben war synchroni­

Otis 15(2007) siert. Die Brutkolonien der Weißbart- und Weiß­flügelseeschwalben lagen ca. 300 m getrennt von­einander. Im Bereich beider Kolonien und dazwi­schen nisteten Trauerseeschwalben.

Der Legebeginn letzterer fand zwischen dem 16. und 30. Mai, also zur selben Zeit wie bei der Weiß­bartseeschwalbe und etwas früher als bei der Weißflügelseeschwalbe statt. Letztere schließt sich häufig niger an(KAPocsy 1979).

Die Weißbartseeschwalben brüteten im FIB Unteres Odertal im Wiesenbereich mit der höchsten Überflutung. Bei Ansiedlungsbeginn lag der Wasserstand hier bei mind. 1,5 m. Im Peenetal vari­jerte die Wassertiefe an den Neststandorten zwi­schen 0,5 und 1,10 m(SELLIN& SCHIRMEISTER 2005). Die Weißflügelseeschwalben hingegen besetzten die Brutreviere im FIB Unteres Odertal im flachen Wasser(siehe Tab. 1). Das stimmt gut mit den Er­gebnissen von KaPocsy(1979) aus Ungarn überein. Die Weißflügelseeschwalbe bildet meist artreine Kolonien(ILICEV& FLINT 1985).

Im Moskauer Gebiet ist Legebeginn in manchen Jahren frühestens ab 18. Mai. In anderen Gebieten werden die ersten Eier ab Anfang Juni gelegt. In Nachgelegen ist die Eizahl kleiner(IL1CEv& FLINT 1985).

Raubfeinde werden von den Eltern aktiv angegrif­fen(ILICEv& FLINT 1985). Darüber hinaus beob­achtete ich aggressives Verhalten besonders gegenü­ber Lachmöwen und jungen Blessrallen. So fand ich in leucopterus-Brutverbänden vier tote Blessrallen­küken. Am 7. Juni beobachtete ich dann, dass ein Blessrallen-juv. zum Nest einer brütenden Weiß­flügelseeschwalbe schwamm. Diese reckte abweh­rend den Hals und drohte mit geöffnetem Schnabel. Dann flog sie zum Direktangriff auf. Dabei pickte sie auf den Kopf der Ralle. Da diese nach kurzer Flucht immer wieder auf das Nest wollte, ergriff die Weißflügelseeschwalbe die junge Blessralle und schleuderte sie vier Meter durch die Luft. Später lag sie tot in Nestnähe der Seeschwalbe. In der Artmo­nographie(KApPocsy 1979) und im Handbuch (GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1982) fand ich über dieses Verhalten keinen Hinweis.

Im Land Brandenburg unternahm die Weißbart­seeschwalbe erstmals 1996 einen Brutversuch im FIB Unteres Odertal(DITTBERNER 1996). Im benach­barten Land Mecklenburg-Vorpommern brütet die Weißbartseeschwalbe seit 2002 kontinuierlich im Peenetal mit maximal 53-55 BP im Jahre 2003 (SELLIN& SCHIRMEISTER 2004, 2005).

Von der Weißflügelseeschwalbe kam es im Land