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Schriftenschau
BORCHERT, W.(19227): Die Vögel des Harzes und seines Vorlandes. Reprint 2007. Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von H. KOLBE (2007). Bezug: Ornithologenverband SachsenAnhalt, Ingolf Todte, Erwitter Str. 2, 06385 Aken . EMail: Ingolf. Todte@t-online.de.(1)
Der“BORCHERT”, die bislang leider immernoch einzige Avifauna des heutigen Landes Sachsen-Anhalt war lange vergriffen und auch antiquarisch kaum zu bekommen. Es ist deshalb ein großes Verdienst von Hartmut KOLBE, dass er sich die Mühe gemacht und ein Reprint dieses Buches produziert hat. Er folgt damit den Vorbildern aus Brandenburg und dem damaligen Ostpreußen . Für beide Regionen sind jüngst die Klassiker von SCHALOW und TISCHLER als Reprint erschienen.
KOLBE hat der eigentlichen Avifauna- mit anderem Papier geschickt vom BorcHERTschen Urtext abgehoben- ein Vorwort, eine kurze Skizze des Lebensweges des eigentlich mehr entomologisch als ornithologisch interessierten Lehrers Walter BORCHERT sowie Besprechungen des Buches, die seinerzeit erschienen waren, vorangestellt.
Schon aus diesen Besprechungen, aber auch aus dem soeben erschienenen Briefwechsel zwischen Rudolf ZIMMERMANN und Richard HEYDER(s. Besprechung auf S. 78 in diesem Heft) wird deutlich, dass BORCHERTS Buch schon zum Zeitpunkt des Erscheinens nicht unumstritten war. Da BORCHERT selbst nur wenig ornithologisch im betrachteten Gebiet, das neben großen Teilen des heutigen Sachsen-Anhalts auch Bereiche in Niedersachsen umfasst, unterwegs war und sich auf eine Vielzahl unterschiedlich versierter Gewährsmänner stützte, schlichen sich nicht unbeträchtliche Fehler ein. Diese müssen natürlich- soweit immer erkennbar
Otis 15(2007)
bei der Verwertung BorCHERTscher Angaben kritisch betrachtet werden. So ist eine Winteransammlung von 30 Schreiadlern im Jahr 1921 natürlich zu streichen. Viele andere Beobachtungen, für die keine Belege vorliegen, sind sicher schwieriger zu bewerten.
Interessant sind die Ausführungen zu den Grundlagen für die Verbreitung der Brutvögel des Gebietes, auch wenn sie natürlich nicht auf dem Stand des heutigen Wissens sind. BORCHERT entwickelt eine dem heutigen Leitartenkonzept ähnelnde Idee der Vogelgemeinschaften.
Detailliert geht BorcHERT auf die Verbreitung der Vögel im Harz ein, besonders auf die Höhenverbreitung. Diese Angaben sind inzwischen allerdings überholt.
Trotz dieser kritischen Bemerkungen ist“der BORCHERT” ein wichtiges Zeitdokument, in dem man immer wieder gerne lesen wird, z.B. um“der guten alten Zeit” nachzutrauern, in der die Großtrappe noch weit verbreitet und die Blauracke noch recht häufig waren.
Den Ornithologen Sachsen-Anhalts möge diese Reprintausgabe als Ansporn für die baldige Inangriffnahme einer aktuellen Landesavifauna dienen.
Der Herausgeber, der das finanzielle Wagnis der Herstellung der Reprintausgabe privat getragen hat, ist zu beglückwünschen zu diesem auch optisch sehr ansprechenden Buch.
Stefan Fischer