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Band 15
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Noah: Singschwanbrutnachweis im Spreewald im Jahr 1990 17

den Stradower Teichen besetzt war, führte dort der Verlust eines Altvogels(durch Beringung belegt, DEGEN& NoaH in Vorb.) dazu, dass im Jahr 2003 erstmals seit mindestens neun Jahren keine Sing­schwäne im Spreewald brüteten. Seit der erneuten Verpaarung des Weibchens im folgenden Winter ist dieser Brutplatz wieder besetzt.

Der Brutversuch im Sommerpolder südlich von Leipe (5 km nordwestlich Stradower Teiche) 2004 hatte keine dauerhafte Ansiedlung zur Folge, denn dieses Areal wurde seit Mitte der 1990er Jahre all­jährlich intensiv kontrolliert. Mit der Neuansiedlung eines Singschwanpaars am Dutzendsee(Kreis Dahme-Spreewald ; ca. 10 km nordöstlich der Stra­dower Teiche) brüteten 2006 wiederum zwei Paare im Oberspreewald , die Familie wanderte kurz nach dem Schlupf der Küken zum 1,2 km entfernt gelege­nen Byhleguhrer See ab(H. Deutschmann u.a.).

Diskussion

Die hier beschriebene, erst nachträglich bekannt gewordene Brut aus dem Jahr 1990 stellt den ersten Brutnachweis des Singschwans für Deutschland dar. Sie erfolgte vier Jahre früher als die bislang als erster Brutnachweis für Brandenburg und Deutschland geltende Brut von 1994 an den Dammer Teichen bei Lieberose (vgl. DEUTSCHMANN 1994, 1997). Dem Ereignis bei Lieberose gingen seit 1991 alljährlich Übersommerungen eines adulten Singschwanpaars in diesem Fischteichgebiet(Kreis Dahme-Spree­ wald ) voraus, das etwa 25 km nordöstlich der Stra­dower Teiche liegt.

Wenngleich der genaue Brutort und nähere Um­stände der Brut von 1990 im Spreewald leider unbe­kannt blieben, bestehen doch hinsichtlich der Plau­sibilität der Beobachtung und auch an der Glaub­würdigkeit der Gewährspersonen keinerlei Zweifel. Die Melder waren sich nach eigenen Aussagen damals nicht darüber bewusst, dass die Vögel im Spreewald erbrütet worden waren, sondern vermu­teten eher, dass es sich um Durchzügler handeln müsse. Diese Möglichkeit kann aber außer acht gelassen werden, denn der Durchzug des Sing­schwans setzt in Brandenburg im allgemeinen erst gegen Mitte/Ende Oktober ein(früheste Daten: 30.9. und 8.10.), wobei die ersten Familienverbände sogar noch ein bis zwei Wochen später eintreffen (DEUTSCHMANN& ZECH in ABBO 2001).

Daher erscheint auch eine eventuelle Zuwande­rung bereits um Mitte August von anderen Brut­plätzen jenseits der Ländergrenzen, etwa den min­

destens 180 km entfernten Brutgebieten Südwest­polens, wo der Singschwan erstmalig schon 1982 oder 1983 gebrütet hat und seit 1994 dauerhaft nistet(TOMIALOJC& STARWARCZYK[2003], vgl. auch DEUTSCHMANN[1997] mit weiteren Daten), extrem unwahrscheinlich. Alle bisher intensiver beobachte­ten Familienverbände im Spreewald(n= 10) hiel­ten sich bis weit in den Oktober, teilweise auch deut­lich länger an ihren Brutplätzen auf(siehe auch DEUTSCHMANN 1997, KöPPEN& SCHEIL 2001), ehe sie diese gemeinsam verließen. Uns ist kein Fall von früherer Abwanderung der seit 1999 zum großen Teil beringten und individuell kenntlichen Brut­und Jungvögel im Spreewald bekannt(DEGEN& Noag, in Vorb.). Die Jungvögel erreichen ihre Flug­fähigkeit frühestens um Mitte August, üblicher­weise jedoch erst ab Ende des Monats. Der mit Ab­stand früheste Schlupf erfolgte etwa drei bis vier Wochen früher als gewöhnlich, nämlich etwa am 5.5.2002 an den Stradower Teichen; diese Jungen waren gegen Ende Juli flügge geworden.

Ein weiteres Argument für die Herkunft der Sing­schwanfamilie von 1990 bezieht sich auf die räumli­che Nähe des Beobachtungsorts amGroßen Fließ zu dem nur etwa 2 km entfernten BrutgebietLeiper Wiesen. In Anbetracht der häufig langjährigen Brutortstreue und Lebenserwartung(DEGEN& Noay, in Vorb.) könnten die Altvögel von 1990 durchaus mit dem Paar derLeiper Wiesen iden­tisch sein, für das von 1995 bis 1996 Brutnachweise dokumentiert sind. Ferner ist der Singschwan eini­gen aufmerksamen Bewohnern am aufgelockerten Rand der Streusiedlung Burg/ Kolonie eine bekann­te sommerliche Erscheinung. Bei mehreren, sich zu­fällig ergebenen Gesprächen mit Anwohnern 1995 und 1996 unweit des Brutgebiets versicherten diese, dass siedie Schwäne mit den gelben Schnäbeln schon seit Jahren in jedem Sommer hin und wieder auf den Fließen sehen, in manchen Jahren auch mit (größeren) Jungen. Vor dem Hintergrund der nun­mehr bestätigten Brut durch zwei angehende Bio­logen gibt es keinen Grund an den Aussagen der Bewohner zu zweifeln, auch wenn im nachhinein keine verwertbaren(genau datierten) Angaben zur Verfügung stehen.

In der bisher mindestens 16-jährigen Besied­lungsgeschichte durch den Singschwan wurden an vier verschiedenen Orten im Oberspreewald Brut­paare festgestellt. Der konstanteste(und lückenlos dokumentierte) Brutplatz befindet sich an den Stra­dower Teichen. Dort brüten die Schwäne, mit ein­jähriger Unterbrechung, seit 1997, nachdem ein