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Otis 15(2007)
Das Luzernegras bleibt dann vier Jahre lang in Kultur. Es dient ausschließlich der Bodendurchwurzelung/Bodenlockerung und der Stickstoffanreicherung im Boden. Die Flächen werden in dieser Zeit nicht beerntet. In der Regel erfolgt nur einmal im Jahr eine Mahd. Das Mähgut wird auf der Fläche gemulcht. Somit kennzeichnen diese Flächen geringe Störungsereignisse durch Bewirtschaftung. Fehlender Einsatz von Chemie fördert gleichsam die Entfaltung einer zumindest individuenreichen Insektenfauna. Das hieraus offensichtlich resultierende, reiche Nahrungsangebot auf den Kippenstandorten dürfte einer der entscheidenden Faktoren für die Ansiedlung zahlreicher Offenlandarten sein, für die das Braunkehlchen hier stellvertretend dargestellt wird. Dass das Nahrungsangebot ein Schlüsselfaktor für eine positive Habitatwahl vieler Arten des Agrarraumes ist, haben zahlreiche Untersuchungen gezeigt(BLocK et al. 1993, LITZBARSKI et al. 1993, FISCHER& SCHNEIDER 1996, FISCHER 1999, OPPERMANN 1999a, 1999b).
In den letzten Jahren wurde mehrmals die Feststellung gemacht, dass insbesondere die drei- bis sechsjährigen Rekultivierungsflächen mit der Zielnutzung Landwirtschaft(Fruchtfolge Luzernegrasgemisch) sehr dicht vom Braunkehlchen besiedelt werden können(Abb. 6). Damit verbunden sind kurzzeitig deutlich erhöhte Siedlungsdichten in Teilgebieten(8 bis 15 Rev./km?). Der Luzerneanbau auf älteren Flächen hat gleichfalls Einfluss auf die räumliche Verteilung der Reviere. Flächen mit Ackerfutterproduktion und Grünland für Rinderweide werden dauerhaft besiedelt. Für das Jahr 2006 schwanken die Siedlungsdichten in den drei KF von 2,4 bis 4,2 Rev./km?2. Der Mittelwert liegt bei 2,8
Rev./km?2. Lediglich bei FRANKENVOORT& HUBATSCH (1966) wird für das Rheinland ebenfalls auf eine zunehmende Bedeutung des Brütens von Braunkehlchen in Raygras-Luzernefeldern verwiesen. Landwirtschaftliche Flächen im Tagebau WelzowSüd, die nach der Anlaufrotation mit anderen Kulturen bestellt sind, werden vom Braunkehlchen meist nicht mehr als Brutplatz gewählt. Demzufolge ist für den Erhalt und für die Stabilität der Braunkehlchenpopulation in der Bergbaufolgelandschaft der Folgenutzer und sein Bewirtschaftungskonzept von entscheidender Bedeutung. Im Tagebau Welzow-Süd ist derzeitig der günstige Umstand festzustellen, dass ein Landwirtschaftsbetrieb über 700 ha Landwirtschaftsflächen zu etwa gleichen Anteilen als Weideland und zur Ackerfutterproduktion nutzt. Als Hauptkultur dient die Luzerne, Medicago sativa. Großflächige, fast ganzjährige extensive Beweidung in Kombination mit strukturreichen, linearen Randstrukturen bieten dem Braunkehlchen einen günstigen Lebensraum(OPPERMANN& LuIcK 1999, RICHTER& DÜTTMANN 2004). Sofern in der nächsten Zeit keine gravierenden Änderungen in der Flächennutzung im UG eintreten, dürfte sich die Lokalpopulation des Braunkehlchens im Tagebau Welzow-Süd mit ihren 30-40 Rev. weiterhin stabil bis positiv entwickeln. Damit ist die Bestandsentwicklung in diesem Fall genau gegenläufig z.B. zum Vorkommen am Steinhuder Meer (BRANDT& NAGEL 1999, RICHTER in ZANG et al. 2005). Da bis 2010 weitere 400 ha landwirtschaftliche Flächen neu angelegt werden sollen, dürfte sogar ein weiterer Populationsanstieg im UG möglich sein.
Wenn man in aktiven Bergbaufolgelandschaften gesicherte Angaben zu Brutbeständen vom Braun
Tab. 6: Populationsgrößen ausgewählter Offenlandarten im UG Tagebau Welzow-Süd im Zeitraum 2002 bis 2006.
Table 6: Breeding population size of selected bird species of the open countryside in the Welzow South opencast mining study area.
Art Revierzahlen im Gesamt-UG
Siedlungsdichten in Rev./km? (großflächig- aus Übersichts
Siedlungsdichten aus Revierkartierungen”
(Rev./100 ha) 16,9— 113,7(1998) 0,00— 12,10(2004) 0,00- 4,10(2001) 0,00— 27,60(2004)
(1998) (
kartierungen) 53-64(2005) 1,6— 3,4(2004) 0,5 0,9(2004) 1,7- 6,7(2004) 1,5— 3,4(2003) 0,9—- 2,3(2005)
)
)
)
950— 1150 18- 40 6- 11
20- 80 22- 48 15- 35 25.- 45 4-9
Feldlerche Braunkehlchen Schwarzkehlchen Schafstelze Brachpieper Steinschmätzer Neuntöter Raubwürger
0,24— 10,80(1998
0,00- 7,30(2004)
0,06— 25,20(2004) 0,00- 2,70(mehrfach) Ortolan 22- 40 1,9— 3,5(2003 0,00- 12,00(2000,2004) Grauammer 79— 127 6,6-10,6(2005) 0,00— 22,80(2003)
1) Probeflächen 84 bis 477 ha Größe; Klammerwert entspricht dem Jahr mit der bisher höchsten ermittelten Siedlungsdichte.
1,9-— 3,2(2005 0,3— 0,8(2005