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Band 15
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Otis 15(2007)

Material

Die Methodik der Punkt-Stopp-Zählung und der Datenauswertung mit TRIM(PANNEKOEK& VAN STRIEN 1998) ist von SCHWARZ& FLADE(2000), FLADE & SCHWARZ(2004) und FISCHER et al.(2005) be­schrieben worden. Obgleich sowohl in Deutschland als auch in den Großschutzgebieten außer der Punkt-Stopp-Zählung auch noch die Methode der Revierkartierung zur Anwendung kam, beschränkt sich diese Auswertung auf die Punkt-Stopp-Daten, da diese zwar ungenauer sind(Durchzügler und Nichtbrüter können nur ungenügend getrennt wer­den), aber eine wesentlich größere Datenmenge lie­fern und durch die mögliche Selektion bestimmter Zählstopps vielfältiger und differenzierter auswert­bar sind.

Das systematische Brutvogelmonitoring in den Brandenburger Großschutzgebieten begann erst 1995, so dass für diese Auswertung Daten aus 10 Jahren(1995-2004) berücksichtigt werden konnten. Das folgende Vergleichsmaterial liegt der folgenden Analyse zu Grunde(Abb. 8):

Je Punkt-Stopp-Route 12-20 Zählstopps, in der Regel 5 Zählungen pro Jahr:

* Ostdeutschland außerhalb von Schutzgebieten: 97

Routen(32-83 Routen pro Jahr),

* BR Schorfheide-Chorin: 28 Routen(15-24 Routen pro Jahr),

* BR Spreewald: 17 Routen(6-15 Routen pro Jahr),

* BR Flusslandschaft Elbe : 19 Routen(12-16 Routen pro Jahr),

° 15 Brandenburger Großschutzgebiete insgesamt:

137 Routen.

Während die Lage der Routen in Ostdeutschland außerhalb der Großschutzgebiete der freien Wahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter unterlag, waren die Routen in den Großschutzgebieten weitgehend re­präsentativ für das jeweilige Reservat, d.h. deckten mit ihren Zählstopps alle Landschaftstypen und Teilbereiche des GSG anteilig annähernd so ab wie in der Realität vorhanden(gelenkte Routenwahl mit Zahlung von Aufwandsentschädigungen).

Ergebnisse

Gesamtbilanz

In einem ersten Auswertungsschritt wurde zu­nächst bilanziert, wie viele Arten insgesamt in Ost­ deutschland zugenommen oder abgenommen bzw. ihren Bestand nicht signifikant verändert haben. Diese Bilanzierung wurde zum einen für alle Arten,

zum anderen für typische Artengruppen bestimm­ter Landschaftstypen vorgenommen(Abb. 9). In einem zweiten Schritt wurde verglichen, für welche Arten die Bestandsentwicklung in GSG günstiger (Beispiele: Abb. 10), in etwa gleich(Beispiele: Abb. 11) oder ungünstiger(Beispiele: Abb. 12) verlaufen ist als in Ostdeutschland außerhalb GSG. Günstiger kann bedeuten, dass die betreffende Art in GSG zu­nimmt, während sie in Ostdeutschland abnimmt oder gleich geblieben ist, oder auch, dass die Zu­nahme in GSG stärker oder die Abnahme weniger stark war; d.h., die Bestandsentwicklung kann z.B. in GSG günstiger sein, obwohl die Art auch in GSG signifikant abnimmt(z.B. Feldlerche Alauda arven­ sis ). Entsprechendes gilt für ungünstigere Entwick­lungen. Entscheidend für die Bewertung war, ob der Unterschied im Gesamttrend(mittlere jährliche Zu­oder Abnahme mit 95%-Vertrauensbereich) signi­fikant verschieden war oder nicht(TRIM, Prüfung der Überschneidung der Vertrauensbereiche).

Zunächst ist auffallend, dass in Ostdeutschland außerhalb der Großschutzgebiete(GSG) etwa drei­mal so viele Arten abgenommen wie zugenommen haben(Abb. 9a, Verhältnis 33: 11). Besonders stark von Abnahmen betroffen sind die Langstreckenzie­her(Abb. 9a: 16 Abnahmen und 1 Zunahme; vgl. FLADE& SCHWARZ 2004). Dagegen ist das Verhältnis abnehmender zu zunehmenden Arten in den GSG fast ausgewogen(20: 18), also das Gesamtbild be­deutend günstiger. Aber auch in den GSG sind die Langstreckenzieher besonders stark von Bestands­rückgängen betroffen(11: 1; die Schafstelze Mota­cilla flava ist der einzige Transsaharazieher mit sig­nifikanter Zunahme).

Bei der Prüfung auf die Anzahl insgesamt günsti­gerer oder ungünstigerer Bestandsentwicklungen fällt die Bilanz ähnlich aus: in GSG ist die Bestands­entwicklung bei wesentlich mehr Arten günstiger als ungünstiger verlaufen(Abb. 13a), das Verhältnis ist 28 zu 4(inkl. Tendenzen) bzw. nur bei den signi­fikanten Trendunterschieden 14 zu 2. Dabei fällt be­sonders auf, dass diese günstigeren Entwicklungen ganz besonders auch die Langstreckenzieher betref­fen, obwohl diese auch in GSG insgesamt überwie­gend abnehmen(Abb. 9a).

Aufschlussreich ist die Bilanzierung der signifikan­ten Zu- und Abnahmen für Artengruppen, die für die Landschaftstypen Siedlungen/Grünanlagen (Städte, Dörfer, Industriegebiete, Parks, Gärten, Obstwiesen), Offen- und Halboffenland(= landwirt­schaftlich genutzte Kulturlandschaft aus Äckern und Grünland mit offenem oder durch Hecken und Feld­