Heft 
Band 15
Seite
92
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Schriftenschau

BERGMANN, H.-H., H. KRUCKENBERG& V. WILLE (2006): Wilde Gänse. Reisende zwischen Wildnis und Weideland. G. Braun Buchverlag, Karlsruhe . 108 S., 132 Farbabb., ISBN 3-7650-8321-1.(4)

Das sechste Buch in seiner Reihe ornithologischer Bildbände hat der Verlag den Wildgänsen gewidmet. Wie seine Vorgänger besticht das Bucht zunächst durch die(bis auf ganz wenige Ausnahmen) hervor­ragenden Fotos verschiedener Fotografen, darunter beeindruckender Bilder aus der russischen Arktis (z.B. 40 Rothalsgänse auf S. 8). Der Text ist(wie bei den Autoren zu erwarten) gut lesbar, allgemein ver­ständlich und lässt trotzdem kein heißes Eisen aus, das im Zusammenhang mit Wildgänsen anzufassen wäre. Zu den kontroversen Themen Jagd, Fraßschä­den und Lebensraumverlust durch Windkraft oder Hochspannungsleitungen wird fundiert informiert und eindeutig Stellung bezogen- aus Sicht der Gänse. Aber auch zu der innerhalb der Naturschutz­verbände mit erheblichenBefindlichkeiten bela­denen Frage, wie denn Gänseschutz in Zukunft aus­sehen soll, vertreten die Autoren klare Positionen. So wird das Projekt derAktion Zwerggans auf mehre­ren Seiten(mit Fotos von C. Moullec) dargestellt und der Plan desVogelschutzkomitees(VsK), die Linumer Teiche endgültig in ein Reservat für Gänse und Kraniche zu überführen, kurz angerissen. Wohl deshalb findet sich auf diesem Buch auch nur das Logo des VsK(das die Pubikation auch finan­

Otis415(2000

ziell gefördert hat), wäh­

rend die NABU -Bundes­

geschäftsstelle ein Buch

mit einer Darstellung des

Zwerggansprojektes

nicht einmal ideell unter­

stützen wollte. Es bleibt

zu hoffen, dass man aus

diesem weder fachlich noch politisch begründeten Schmollwinkel bald wieder hervorkommt.

Es gibt aber auch viele interessante Informationen über Gänse als bevorzugtes Objekt der Verhaltens­forschung oder ihre kulturelle Bedeutung. So dürfte das Buch vom professionellen Ornithologen bis zum nur nebenbei an Natur interessierten Leser viele Freunde finden und eignet sich bestens als Ge­schenk in aufklärerischer Absicht. Einziges Ärgernis ist die Karte von Gänserastgebieten auf S. 81. Man mag die erstaunlichNordwanderung der Linumer Teiche und die Tatsache, dass es im Westen zwar Bruxelles undNijmegen , aber am Ostrand nur kernig-deutsch Stettin gibt, noch als Schlamperei ignorieren. Dass allerdings der offenbar völlig des­orientierte Grafiker das Oderbruch in Polen zwi­schen Schwedt und der Ostseeküste ansiedelt ist nicht mal ein schlechter Witz und hätte auch den Autoren auffallen können. Für diese versuchte Volksverdummung sollte sich der Verlag schnell­stens mit einer Korrektur entschuldigen.

Jochen Bellebaum

" Anmerkung der Schriftleitung: Aufgrund langjähriger Kenntnis der Verhältnisse in Linum seien hierzu einige An­merkungen gemacht.

Dass die Linumer Teiche bereits seit Jahren ein Reservat für Gänse und Kraniche sind, ist den seit vielen Jahren im Gebiet engagierten Naturschützern zu verdanken. So ist nach der Wende die exzessive Gänsejagd insbesondere durch die Öffent­lichkeitsarbeit des NABU Berlin beendet worden. In den Folgejahren haben die intensiven Bemühungen des Kranichrast­platzbetreuers Eckart Hinke zu weitgehender Jagdruhe während der Rastzeiten beigetragen. Vereinzelte Versuche von Jagdpächtern, erneut verstärkte Gänsejagd im Gebiet durchzuführen, sind von den zuständigen Naturschutzbehörden unterbunden worden.

Neben der Jagdruhe im Gebiet organisieren die in der Arbeitsgruppe Kranichschutz zusammengeschlossenen örtlichen Verbände und Behörden(Landschaftsförderverein Oberes Rhinluch, Storchenschmiede des NABU Berlin und Natur­schutzstation Rhinluch des LUA) in den vergangenen Jahren sowohl die Zählungen der Kraniche, Gänse und anderen Wasservögel als auch die Besucherlenkung(Absperrungen, Beschilderung, Führungen), die Konfliktvermeidung mit Landwirten(z.B. durch das Betreiben von Ablenkfütterungen) sowie das Wassermanagement in den Teichen und den Linumer Wiesen(hauptsächlich durch Mittel des Vertragsnaturschutzes finanziert), durch das in den vergangenen Jahren deutlich größere Schlafplatzbereiche für Kraniche und Gänse geschaffen wurden.

Über den Umfang der in den letzten Jahren von der AG Kranichschutz realisierten und geplanten Maßnahmen im Linumer Raum informiert aktuell SCHNEEWEIß(Naturschutz Landschaftspflege Brandenburg 16(1) 2007, 19-24).

An dieser Stelle soll das Engagement des VsK nicht geschmälert werden. Das enorme ehren- und hauptamtliche Engagement der Aktivisten vor Ort, das hier in den vergangenen Jahren große Erfolge für Gänse und Kraniche erzielt hat, darf aber nicht ignoriert werden! SF