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Band 15 Sonderheft
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Möckel& Wiesner: Wirkung von Windkraftanlagen auf Brut- und Rastvögel 9

2.2 Zug- und Rastgeschehen

Zur Erfassung von Durchzüglern, Rastvögeln und Wintergästen wurde der jeweilige WP zwischen Juli und November sowie im März/April im wöchent­lichen Abstand für zwei bis drei Stunden aufgesucht. Lediglich zwischen Dezember und Februar galten ein bis zwei Stunden im Abstand von zwei Wochen als ausreichend.

Zu Beginn jeder Kontrolle wurde der WP auf den Erschließungswegen vollständig abgefahren. Danach bezog der Beobachter einen festen Standpunkt. Dieser sollte eine gute Übersicht bieten und die Kontrolle aller WKA zulassen. Dabei lag der Schwer­punkt im Offenland. Das Innere angrenzender Wälder oder eingeschlossener Gehölze wurde nur gelegentlich aufgesucht.

Die Befunde waren in ein Erfassungsformular ein­zutragen. Neben der Anzahl der angetroffenen Vögel wurde auch notiert, ob sie zogen, rasteten oder Nahrung suchten. Bei Zugbewegungen kamen noch Richtung, geschätzte Flughöhe im Verhältnis zur Höhe der WKA und der ungefähre horizontale Abstand dazu. Außerdem wurde der Aktivitätsraum der Vögel in eine topografische Karte oder in ein Luftbild eingezeichnet.

Auf der Grundlage dieser Formulare wurde für je­den WP eine Liste der Durchzügler und Wintergäs­te erstellt. Dabei lag der Schwerpunkt bei den grö­ßeren Non-Passeres und den in Schwärmen ziehen­den Singvögeln. Hinsichtlich der Einschätzung der Häufigkeit des Auftretens galt- immer bezogen auf den Zeitraum ihres arttypischen Aufenthaltes in der Region- folgende Klassifikation:

sh- Art war zumindest zeitweise in größerer Anzahl

anzutreffen

h- Art war zumindest zeitweise in mittlerer Anzahl

anzutreffen

r-Art war regelmäßig, aber nur in kleinerer Anzahl

anzutreffen

s- Art trat gelegentlich in kleiner Anzahl in Erscheinung

ss- Art wurde nur sehr selten registriert

1.494 Stunden(47,5% des Untersuchungsaufwan­des) wurden dazu genutzt, das Verhältnis der Durch­zügler und Wintergäste zu den betriebenen WKA zu ermitteln(Tab. 1). Unberücksichtigt blieben dabei die Aufwendungen für die Zählungen an den Schlaf­plätzen der nordischen Gänse und Kraniche.

2.3 Kollisionsopfer

Im Nordraum(WP 1- 8; Abb. 2) wurde der Boden unter den WKA möglichst einmal pro Woche(De­zember-Februar jede zweite Woche) nach Schlag­

opfern abgesucht. Lediglich im WP bei Falkenberg wurde pro Woche nur eine Stichprobe von zehn bis 15 WKA kontrolliert. Durch einen rotierenden Wechsel gelang es jedoch, im Verlauf von max. drei Wochen jede WKA einmal zu überprüfen. Um auch Opfer in einem größeren Abstand vom Mast zu fin­den, wurde dieser ringförmig in unterschiedlicher Entfernung umlaufen.

Im Südraum(WP 9- 11; Abb. 2) erfolgte eine sys­tematische Suche von Kollisionsopfern im WP Klettwitzer Höhen(28 WKA 2003, alle 38 WKA 2004) sowie im WPProschim(alle vier WKA).

1.124 Stunden(35,7% des Untersuchungsauf­wandes) wurden dazu genutzt, unter den in Betrieb befindlichen WKA Kollisionsopfer zu suchen (Tab. 1). Unberücksichtigt blieben dabei weitere stichprobenartige Kontrollen vor und nach Ablauf des jeweiligen Studienzyklusses.

Aufgefundene Fledermäuse, bei denen es bezüg­lich der Artdiagnose Zweifel gab, wurden eingefroren und zur Bestimmung der Naturschutzstation Zip­pelsförde(Landesumweltamt Brandenburg) oder dem Museum der Westlausitz in Kamenz (Sachsen ) zugeführt. Ansonsten wurden die Schlagopfer(Vö­gel, Fledermäuse) außerhalb des WP vergraben.

Die Wahrscheinlichkeit verunglückte Vögel oder Fledermäuse im WP zu finden, war im Sommer ge­ring, da hoher Aufwuchs der Vegetation die Suche zu­meist stark erschwerte. Bis unmittelbar an die Mast­standorte reichende Felder- meist mit Raps, Mais oder Getreide bestellt- oder Stilllegungsflächen machten über mindestens drei Monate eine effektive Kontrolle unmöglich. Darüber hinaus erschwerten hochwachsende Wildkräuter um den Mastfuß fast jeder WKA(Abb. 3) die Suche nach Opfern bis weit in

Abb. 3: Hochstauden und hochwachsende Nutzpflanzen um den Fuß der WKA erschwerten im Sommer die Suche nach Kollisionsopfern, bei Dollenchen, 28.6.2005. Foto: R. Möckel.

Fig. 3: High and dense vegetation at the base of the turbines hinders the search for carcasses in summer.