Möckel& Wiesner: Wirkung von Windkraftanlagen auf Brut- und Rastvögel 35
Die reich mit Wildkräutern und Hochstauden bestandenen Erdhügel an deren Fuß stellten für sie sogar bevorzugte Nahrungsquellen dar. Dies galt auch für die im WP lebenden Rebhühner.
Greifvögel reagierten verschieden auf die WKA. Die im Oktober eingetroffene Kornweihe bejagte— zusammen mit dem Raufußbussard— bevorzugt einen Rapsschlag südlich vom WP(Abb. 26). Nur im Februar 2004 wurde eine Kornweihe im WP beobachtet, während sich Raufußbussarde nie weiter als 1.000 m einer WKA näherten. Im Gegensatz dazu waren Mäusebussard, Sperber und Turmfalke desöfteren zwischen den Masten anzutreffen. Turmfalken nutzten diese sogar als Sitzwarte, während ein junger Seeadler im Januar im Abstand von 300 m an der niedrigen Anlage vom Typ“E 40” vorbeiflog.
Wacholderdrosseln traten im Oktober/November auf(Tab. 9). Da beerentragende Bäume weitgehend fehlten, verließen sie die KF bald wieder. Während ihres Aufenthaltes durchflogen sie den WP jedoch nicht, sondern tangierten ihn an seinen Flanken (Mindestabstand zu den WKA etwa 200 m). Dies gilt auch für zwei ziehende Trupps des Kiebitzes (130 und 150 Ind.), die den WP am 10.3.03 passierten(Abb. 25). Lediglich ein Trupp von etwa 50 Lachmöwen flog am 20.4.04 während des Pflügens eines Ackers direkt in den WP. Ein Raubwürger erschien im Dezember 2003 und blieb bis zum Frühjahr. Mitte März kamen drei weitere hinzu, so dass die beiden BP—- wie eine Nachkontrolle am 14.6.04 zeigte- wieder ihre vorjährigen Reviere bezogen hatten.
Insgesamt wurden im Winter 2003/04 im WP bei Duben 46 Vogelarten als Durchzügler oder Überwinterer registriert. Das Maximum lag im März bei 29 Arten, gefolgt vom Oktober mit 17(Tab. 9). Das Innere des WP nutzten vor allem Finkenvögel und Stare. Alle anderen Besucher gaben nur Gastrollen in der Randzone oder zogen lediglich darüber hinweg.
Obwohl zwei Jahre später, im Herbst 2005, im WP erneut sehr gute Rastbedingungen auf den Feldern existierten, nutzten ziehende Vogelscharen(z.B. Kiebitz, Kranich , Wildgänse) dieses Angebot kaum. Ursache dafür ist offenbar die Scheu vor der 380 kVTrasse sowie den sich drehenden WKA. Während der Kranich auch im näheren Umfeld des WP fehlte, wurden dort Saatgänse, Kiebitze und Goldregenpfeifer angetroffen(s.u.).
So flogen am 10.11.05 rund 570 Feldgänse bis auf Ackerflächen südlich der 380 kV-Trasse. Die Vögel
scheuten dann aber vor dieser weithin sichtbaren Sperre(max. Annäherung 200 m) und den sich dahinter drehenden WKA. Sie flogen einen Bogen und verließen größtenteils das Vorfeld des WP wieder in Richtung Süden(Abb. 27). Nur etwa 150 Ind. gingen vor der 380 KkV-Trasse auf einem Rapsschlag nieder und nutzten nicht die“attraktiven” Maisstoppeln im WP. Am 18.10. sind hier bereits 2 x 100 und am 6.11.05 etwa 200 Feldgänse gesehen worden. In beiden Fällen flogen sie in einer Höhe von 150 bis 200 m.
Hauptnahrungsgebiet für die nordischen Gänse waren die großen Feldschläge etwa 2 km nordöstlich von Karche(Abb. 27). Dort wurden gezählt:
+ 13.10.05: 240 Saat- und 10 Blessgänse auf Maisstoppeln, + 16.10.05: 13 Saatgänse auf Maisstoppeln,
- 18.10.05: 420 Saatgänse auf Raps,
+ 22.10.05: 400 Saatgänse auf Maisstoppeln,
+ 10.11.05: 420 Saat- und Blessgänse auf Maisstoppeln.
Der WP bei Duben wurde von den Gänsetrupps gelegentlich hoch überflogen(mind. doppelte Masthöhe, meist höher). So querten am 4.10.05 etwa 40 Ind. den WP. Am 13.10. waren es 60, am 18.10. zweimal 100, am 22.10. rund 150, am 26.10. etwa 200 sowie am 6.11.05 insgesamt viermal 50 Ind . Im“Schlepptau” der Gänsetrupps saß zweimal (16. und 22.10.05) je ein Seeadler südlich der KF auf einem Acker(Abb. 27), während am 22.10.05 Saatkrähen(zweimal 100 Ind.) den WP in großer Höhe passierten.
Bemerkenswert ist ferner. der längere Aufenthalt größerer Kiebitz-Verbände auf einem Acker nordwestlich Freiimfelde(Abb. 27). Erstmals wurden 100 Ind. am 12.9.05 registriert. Neun Tage später waren es 400 plus sieben Goldregenpfeifer(ebenso am 26.9.05). In den folgenden Tagen erhöhte sich die Zahl der Kiebitze auf 1.000 Ind.(4.10.05). Danach nahm deren Zahl wieder ab. Die letzte Feststellung erfolgte am 22.10.05(rund 50 Ind. auf frisch gepflügtem Feld, 800 m minimaler Abstand zur Anlage“E 40”).
Unter den Greifvögeln waren Mäusebussard(bis 8 Ind.) und Turmfalke(bis 3 Ind.) regelmäßig im WP (auch in dessen Zentrum) anzutreffen. Deutlich seltener traf dies auf Habicht und Sperber zu. Die aus Nordost-Europa zur Überwinterung einfliegenden Greifvögel Kornweihe, Raufußbussard und Merlin wurden im Herbst 2005 nie im WB, aber in seinem Umfeld notiert(Abb. 26).
Vor Errichtung des WP bei Duben wurden im Winterhalbjahr 1999/2000 auf der Dubener Platte 55 Arten Durchzügler und Wintergäste registriert