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Band 15 Sonderheft
Seite
111
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Möckel& Wiesner: Wirkung von Windkraftanlagen auf Brut- und Rastvögel

schuf der Bau der WKA sogar für verschiedene Vogelarten nutzbare Strukturen, die zuvor in der einförmigen Acker- und Wiesenlandschaft nicht vorhanden waren(Abb. 70). Positive Wirkungen wurden nicht nur auf Finkenvögel und Rebhühner (MENZEL 2001, SINNING 2004a), sondern auch bezüg­lich des Feldhasen festgestellt. Bei Schneelage führ­ten viele seiner Spuren gezielt zu solchen Wildkraut­fluren am Fuße von WKA.

Männliche Feldlerchen stiegen regelmäßig neben einem Mast der WKA zum Singflug auf und sangen auf Höhe der sich drehenden Rotoren. Die lokal etwas größeren Abstände bei verschiedenen Arten gehen in der Regel auf fehlende Habitatrequisiten in unmittelbarer Nähe der WKA zurück.

Diese positive Aussage gilt auch für den Raubwür­ger, der bei Duben in einem Abstand unter 50 m von einer WKA sein Nest baute(Tab. 48) und während der Brutzeit in den WP bei Falkenberg, Woschkow, Ogrosen ,Klettwitz III undKlettwitzer Höhen in unmittelbarer Nähe der WKA der Nahrungssuche nachging.

Die zunehmenden Bestände bei Grauammer und Ortolan können allerdings nicht als positiver Effekt des Aufstellens der WKA gewertet werden. Vielmehr unterliegen beide Arten in der Niederlausitz einer großräumigen Zunahme seit Mitte der 1990er Jahre. Besonders die Grauammer war vorher bis auf kleine Rückzugsgebiete in den Bergbaufolgeland­schaften verschwunden. Als dann ein allmählicher Bestandsanstieg einsetzte, zeigte sich der auch in den WP. So gab es um 1990 im Landkreis Spree­Neiße nur 10 bis 15 Reviere, während es 2002 etwa 670 waren(BEscCHoW& HanseıL 2002). Auch der Ortolan nahm zu, wenn auch nicht in diesem Maße.

Obgleich im Rahmen dieser Studie vor allem Wert auf bestandsgefährdete Arten gelegt wurde, konnten keine Hinweise gefunden werden, dass die Verhält­nisse bei nicht in den RL D und RL BB aufgeführten Singvögeln anders wären.

5.2 Durchzügler und Überwinterer

Außerhalb der Brutzeit gab es hinsichtlich des Ver­haltens von Vögeln gegenüber WKA große Unter­schiede. Eine Reihe von Arten ignorierte sie einfach und suchte ohne Scheu zwischen ihnen Nahrung. Dazu zählten die meisten Singvögel. Insbesondere Finken, aber auch Stare, Drosseln, Pieper, Stelzen und Schwalben näherten sich ihnen zuweilen unter 10 m. Stimmten die sonstigen Voraussetzungen (Nahrungsangebot, Sitzwarten) nutzten Singvögel auch die unmittelbare Nähe der WKA. Selbst für

den Raubwürger wurde kein Meiden dieser sich be­wegenden Strukturen festgestellt.

Dies gilt auch für Rebhühner, die bei Woschkow 80 m, bei Duben um 10 m neben WKA Nahrung suchten. In den WP jagten ohne Scheu ebenfalls Greifvögel, wie Turmfalke, Mäusebussard, Sperber, Rot- und Schwarzmilan sowie Rohrweihe. Bei Du­ben und auf den Klettwitzer Höhen nutzten Turm­falken die WKA sogar als Ansitzwarte. Als wenig sensibel gegenüber WKA erwiesen sich selbst See­adler und Habicht, die sich auf 100 bis 200 m näher­ten(bei Bischdorf, Ogrosen ,Klettwitz IIP). Ein Fischadler bezog im WPProschim mehrfach sei­nen Schlafplatz auf einem Elektromast nur 100 m neben einer WKA.

Greifvögel, die aus dem hohen Norden als Winter­gäste zu uns kamen, verhielten sich regional unter­schiedlich. So wurden im Raum Luckau/Calau Mer­lin und Raufußbussard nie im Inneren eines WP gesehen, die Kornweihe nur selten. Die beiden letzt­genannten Arten näherten sich kleinen WP auf 100 bis 200 m(bei Langengrassau , Ogrosen ), hielten zu den großen WP aber einen Abstand von wenigstens 1.000 m(bei Duben). Lediglich im großflächigen WP bei Falkenberg jagten Kornweihen häufiger in dessen Zentrum. In den WPKlettwitz IIT und Klettwitzer Höhen hingegen wurden Merlin, Rau­fußbussard und Kornweihe regelmäßig und in teil­weise hoher Konzentration zwischen den WKA bei der Nahrungssuche beobachtet. Dies lag wohl an der im Vergleich zum Umland hohen Kleinsäugerdichte im WP(Stilllegungsflächen).

Waldohreule(100 m WPKlettwitz III) und Uhu (200 m WPKlettwitzer Höhen) wurden jagend oder ruhend in relativ geringer Entfernung zu WKA beobachtet.

Ringel- und Hohltauben suchten in Ausnahmefäl­len auch einmal unter 100 m von einer WKA ent­fernt Nahrung(bei Wittmannsdorf, Langengras­ sau ), hielten sonst aber meist einen Abstand von 150 bis 300 m ein. Dies gilt auch für den Graureiher (Minimum 100 m bei Wittmannsdorf).

Während der Kolkrabe das Innere der WP regel­mäßig durchflog und sich dabei häufig unter 10 m den WKA näherte, wurden bei Nebelkrähe, Elster und Eichelhäher meist um 100 m als maximale An­näherung registriert. Noch vorsichtiger waren als Wintergäste auftretenden Saatkrähen und Dohlen, die sich im Minimum bis auf 250 m dem kleinen WP bei Ogrosen näherten, ansonsten auf dem Zug den großen WP(z.B. bei Falkenberg, Abb. 44) aber

auswichen.