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Band 15 Sonderheft
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Fliegende Trupps vom Kiebitz tangierten WP in einer Entfernung von 100 bis 200 m(z.B. bei Lan­ gengrassau , Bischdorf, Woschkow). Nur selten durch- oder überflogen sie einen WP. Während der Nahrungssuche hielten große Trupps einen Abstand von wenigstens 300 m zu den WKA(bei Falkenberg, Dollenchen), oft sogar von 500 m und mehr(bei Duben , Wittmannsdorf, Dollenchen). Kleinere Trupps wurden gelegentlich in einer geringeren Ent­fernung von WKA angetroffen, z.B. nur 80 m bei Dollenchen, 100 m bei Proschim oder 100 bis 200 m bei Duben und Ogrosen . Sehr ähnlich verhielten sich Lach-, Schwarzkopf- und Sturmmöwen sowie Silber-, Steppen- und Mittelmeermöwen bei der Nahrungssuche im Umfeld der WP. Fliegende Kor­morane näherten sich bis max. 150 m(bei Wosch­kow), fliegende Singschwäne bis auf 180 m(bei Dol­lenchen) den WKA. Beide Arten überflogen in gro­ßer Höhe gelegentlich auch einmal einen WP(bei Falkenberg).

Ein deutlich größerer Abstand zu den WKA wurde bei den nordischen Gästen Goldregenpfeifer (400­450 m bei Langengrassau , 800 m bei Duben ) und Großer Brachvogel(300 m bei Falkenberg) festge­stellt. Im Inneren der WP wurden sie nie angetrof­fen. Im WPProschim ließen sich abweichend davon mehrfach kleine Trupps des Großen Brach­ vogels in 80 bis 200 m Abstand zu den WKA im Grünland nieder.

Eine gewisse Scheu gegenüber WKA wurde beim Kranich festgestellt. Er näherte sich ihnen fliegend zuweilen auf 150 bis 200 m(bei Bischdorf, Langen­ grassau ). Auf dem Boden suchten kleinere Trupps meist aber erst 400 m von WKA entfernt Nahrung (bei Wittmannsdorf, Langengrassau , Ogrosen ). Größere sahen sogar erst bei über 1.000 m Abstand ihr Sicherheitsbedürfnis erfüllt(bei Duben , Witt­mannsdorf, Dollenchen).

Bei den Wildgänsen gab es große Unterschiede zwischen den Wintergästen(vor allem Saat- und Blessgänse) und der im Umfeld brütenden Grau­gans. Letztere zeigte eine vergleichsweise geringe Scheu. Fliegende Trupps tangierten einen WP zu­weilen in einer Entfernung um 100 m(bei Bisch­dorf,Proschim), während kleinere Trupps schon in 100 m(WPProschim) und größere in 500 m Entfernung zu WKA Nahrung suchten(bei Wittmannsdorf). Nordische Gänse flogen im Aus­nahmefall auch einmal nahe an einer WKA vorbei (50-100 m im WPProschim, 100-150 m bei Bisch­dorf, 200 m bei Ogrosen ), hielten ansonsten aber einen Abstand von wenigstens 350 bis 400 m ein.

Otis 15(2007), Sonderheft

Bei der Nahrungssuche mieden große Gänsescharen im Herbst die Nähe von WKA in auffälliger Weise (Abstand im Regelfall deutlich über 1.000 m). Nur kleinere Trupps wurden gelegentlich in geringerer Entfernung angetroffen(150 m bei Wittmannsdorf, Proschim; 200 m bei Duben ). Je länger sich die Gänse aber in der Niederlausitz aufhielten, um so mehr schwand im Spätherbst die Scheu vor den WKA. So näherten sich im Dezember/Januar auch einmal größere Trupps bis auf 200 m zumindest den niedrigen WKA vom TypE 40 bei Dollenchen.

5.3 Kollisionsverluste an Windkraftanlagen Während der Laufzeit dieser Studie verunfallten an den untersuchten WKA in der Niederlausitz mind. 34 Vögel(Tab. 49). Da die Suche durch hochwach­sende Pflanzen im Umfeld der WKA stark erschwert war(Abb. 3 und 70) und Aasverwerter ständig prä­sent waren, ist allerdings davon auszugehen, dass diese Zahl nur einen Bruchteil der tatsächlichen Opfer widerspiegelt.

So wurde der Rotfuchs bei Wittmannsdorf, Ogro­ sen und Dollenchen sowie in den WPProschim, Klettwitzer Höhen undKlettwitz III tagsüber unmittelbar unter den WKA bei der Nahrungssuche beobachtet, ebenso der Dachs bei Wittmannsdorf und Dollenchen. Unweit vom letztgenannten WP gab es drei vom Rotfuchs und einen vom Dachs bewohnten Bau mit Jungtieren(Abb. 61). Auch im WP bei Bischdorf wurden zwei besetzte Fuchsbaue gefunden(Abb. 71).

Die 34 Funde gelangen hinsichtlich des Abstandes von den Masten der WKA relativ gleichmäßig ver­teilt(bis über 100 m entfernt; Tab. 49). Die Häufung in der Entfernungsklasse bis zu 5 m vom Mast (Abb. 72) geht wohl darauf zurück, dass verunfallte Vögel auf dem Betonring am Fuß der WKA beson­ders auffallen. Selbiges gilt für Fledermäuse(s.u.). Etwa ein Drittel der Funde erfolgte in der Brutsaison der Vögel(April-Juli). Zwei Drittel sind dem Zug bzw. der Überwinterung zuzuordnen.

Bis auf Mäusebussard(sechs Funde), Feldlerche (vier Funde), Lachmöwe(drei Funde), Weißstorch, Rotmilan, Wintergoldhähnchen und Goldammer(je zwei Funde) wurden die meisten Vogelarten nur einmal gefunden. Kleinvögel sind mit Sicherheit unterrepräsentiert. Zugleich betraf es vor allem Ar­ten, die gegenüber den WKA wenig Scheu zeigten (s. Kap. 5.1.2). Sie unterliegen einer größeren Ge­fahr, mit den sich drehenden Rotoren zu kollidieren.

Bezogen auf die Entfernung zum nächsten Wald bzw. Feldgehölz verunglückten 44% der Vögel unter