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Die Genauigkeit bzw. das Ausmaß des Fehlers bei der Erfassung 2003 ist nicht leicht anzugeben. Eine Einschätzung dieses Fehlers ist mit Hilfe von Angaben zu Revieren möglich, die von den Kartierern außerhalb der Grenze ihrer eigenen Probeflächen notiert wurden. Von 32 derartigen Revieren wurden 24 vom jeweiligen Nachbarkartierer erfasst, 8 hingegen nicht. Allerdings konzentrieren sich diese Untererfassungen auf einzelne, offenbar weniger gründlich erfasste Probeflächen und dürften für die Gesamterfassung nicht repräsentativ sein. Wenn man von maximal 15% nicht erfassten Revieren ausgeht, dürfte der tatsächliche Bestand im Untersuchungsgebiet zwischen 380 und 450 Revieren liegen.
Interessant ist der Vergleich mit anderen Städten in der Region(Tab. 3). Potsdam liegt mit rund 7,4 kartierten Revieren pro km? in der gleichen Größenordnung wie die kleineren Städte Luckenwalde und Rathenow . Großflächige städtische Erhebungen erbringen dagegen deutlich niedrigere Werte. Das liegt daran, dass in solchen Zählgebieten in großem Umfang Flächen enthalten sind, die von der Nachtigall nicht besiedelt werden können, z.B. Innenstädte ohne die für die Nachtigall wichtigen Habitatstrukturen, geschlossene Wälder und Gewässer. Das ist in Potsdam nur in relativ geringem Maße der Fall.
Zur langfristigen Bestandsentwicklung berichten GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER(1988) über eine fortdauernde Bestandserholung nach einem Tiefstand in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. BECKER (in ABBO 2001) gibt für Brandenburg einen
Otis 16(2008)
stabilen bis leicht zunehmenden Bestand an. In West-Berlin hat der Bestand von 1970 bis 1976 deutlich zugenommen und ist dann bis 1983 leicht zurückgegangen(Wırr& RATzkE 1984). Die Gesamtzählungen 1983 und 1993-95 ergaben dann eine Zunahme von 26%, wobei in den einzelnen Stadtbezirken unterschiedliche Trends zu beobachten waren(Wırrt 1996). Von einem lokalen Rückgang berichten auch ILL1G& ScHoNERT(1995) aus Luckau , wo auf Probeflächen der Bestand von 29-30 Revieren 1975 auf 9 Reviere 1995 zurückging.
In Potsdam kann trotz der methodischen Unsicherheit beim Vergleich der Kartierungen 1965/66 und 2003 von einer starken Zunahme ausgegangen werden. Geschätzte 150 Rev. auf 100 km? 1966 stehen mindestens 380 Revieren auf 51 km? 2003 gegenüber, und auf den gemeinsamen Probeflächen betrug die Zunahme 79%. Dass es zwischen den beiden Erfassungen erhebliche Bestandsschwankungen gegeben haben kann, deutet eine Zahlenreihe aus dem Park Sanssouci an(Tab. 4). Demnach war der Bestand Mitte der 1990er Jahre etwas niedriger als 1965/66, um dann fast kontinuierlich anzusteigen.
Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT BERLIN-BRANDENBURGISCHER ORNITHOLOGEN(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf .
Bauer, H.-G., E. BEzzeL& W. FıEDLER(2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Wiebelsheim.
GLUTZ VON BLoTzHEIM , U, N.& K. M. Bauer(1988): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 11. Wiesbaden.
Tab. 3: Bestandserfassungen der Nachtigall in Städten der Region Berlin-Brandenburg . Table 3: Population survey of the Nightingale in cities of the Berlin-Brandenburg region.
Fläche km? Luckenwalde 1993 12,5 88 Rathenow 1995-99 13,5 Potsdam 2003 51 378 Stadtkreis Frankfurt 2004 148 270 Stadtkreis Brandenburg 1995 199 350 Berlin 1993-95 889 1.470
Stadt Jahr
Reviere
87-117
Dichte Erfasser
Rev./km? 7,0 P. Schubert in ABBO(2001) 6,4-8,7 FG Rathenow in ABBO(2001) 7,4 FG Potsdam
1,8 J. Becker in Havpr et al.(2006) 1,8 FG Brandenburg in ABBO(2001) 1,7 Wırrt(1996)
Forst 2000? 80-100? D. Ruhle in HavprT et al.(2002)
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