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Band 17
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Schriftenschau

INTERESSENGEMEINSCHAFT SPERBER(Hrsg.)(2008): Der Sperber in Deutschland . Eine Übersicht mit Bei­trägen aus 15 Regionen. Books on Demand GmbH , Norderstedt . 333 Seiten. ISBN 978-3-8370-3271-0.

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Seit Ende 1990 gibt es die Interessengemeinschaft Sperber(IGS), einen losen Verbund von Enthu­siasten, die sich die Erforschung und den Schutz dieser kleinen Greifvogelart auf die Fahnen ge­schrieben haben. Über die damit verbundenen Strapazen in einer Jahreszeit, in der andere Men­schen am Strand liegen, berichtet schon das Vor­wort. 17 Autoren, unterstützt durch viele Helfer bei der Feldarbeit haben zu den darauf folgenden 21 Kapiteln beigetragen, welche die Ergebnisse lang­jähriger Feldarbeit repräsentieren. Über die schon im Untertitel erwähnten regionalen Beiträge hinaus enthält das Buch eine Übersicht über die Untersu­chungsgebiete sowie thematische Kapitel über die Biologie des Sperbers, das Finden von Sperbernes­tern, die Bestandsgrößen in den europäischen Staa­ten und den deutschen Bundesländern, Alters- und Individualbestimmung anhand von Mauserfedern und die Zusammensetzung der Nahrung von Sper­bern. Die räumliche Verteilung der Untersuchungs­gebiete ist nicht gleichmäßig, sondern entspricht bis auf eine Fläche in Nordvorpommern - einem Gürtel in der Mitte Deutschlands . Leider sind auch Berlin und Brandenburg nicht präsent, obwohl die IGS auch hier Mitstreiter hat(oder hatte?). Die Regionalkapitel sind durch den Herausgeber vereinheitlicht in Aufbau und Form, auch Karten, Grafiken und Tabellen sind weitgehendaus einem Holz, was das Lesen und den Vergleich erleichtert. Abweichend von diesem Standard enthalten einige der Arbeiten zusätzliche Informationen über Be­ringung und Wiederfunde, Legebeginn, Mauser usw., manche auch eine eigene Zusammenfassung. Die Methoden werden eigentlich schon im Kapitel 3 beschrieben; einige Autoren verweisen darauf, an­dere wiederholen den Inhalt teilweise oder stellen

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ggf. abweichende Details dar. Diese 15 sich doch weitgehend ähnelnden Kapitel hinterein­ander zu lesen, setzt schon überdurchschnittliches In­teresse voraus, auch wenn wohl die etwas beliebig einge­streuten thematischen Kapitel zur Auflockerung beitragen e sollen. Diese haben es allerdings in sich. Allein den Gefiedermerkmalen sind 24 Seiten gewidmet. Bei den Ernährungsstudien wurden mehr als 50.000 Beutetiere aus der Brutzeit und über 5.000 aus dem Winterhalbjahr ausgewertet. Hätten die Heraus­geber noch ein Jahr gewartet, hätten sie sogar den gigantischen Stichprobenumfang von UTTENDÖRFER (1952) überflügelt. Hier gibt es dann doch noch einen Beitrag aus Südbrandenburg, denn K.-D. Gıe­RACH hat seine Beutelisten von 1984 bis 2001 für das Ernährungskapitel zur Verfügung gestellt. Beein­druckend ist allerdings auch die Zahl von fast 5.000 Bruten, die die IGS auswerten konnte. Ein umfang­reiches Abschlusskapitel stellt die Brutdaten und viele weitere Ergebnisse übersichtlich zusammen, arbeitet Allgemeingültiges und Besonderes heraus und bietet dem eiligen Leser eine gelungene Essenz der vielen Einzelkapitel. Einen Anspruch auf Voll­ständigkeit erhebt die IGS dabei nicht, und Dinge, die man vielleicht erwartet hatte- etwa eine umfas­sende Ringfundauswertung- bleiben späteren IGS­Veröffentlichungen vorbehalten. Nicht zuletzt sind die 47 durchweg guten Farbfotos hervorzuheben, die den Sperber in allen Phasen seines Lebens zei­gen, aber auch seine- aus brandenburgischer Sicht teils unvorstellbaren- Lebensräume. Zwölf Seiten Literaturverzeichnis runden das Buch ab und zei­gen, dass hier nicht nur feldornithologisches Insi­derwissen präsentiert wird, sondern dieses auch in einem breitem Kontext diskutiert wird.

Torsten Langgemach

Der Sperber in Deutschland