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Band 19 Sonderheft
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mittelhäufige sowie überwiegend weit verbreitete Brutvogelarten.

Für über die Hälfte der während der zwei Kartie­rungszeiträume nachgewiesenen Brutvogelarten (57%) wurden allerdings deutliche Veränderungen der Verbreitung registriert(Abb. 18). Eine Zunahme in der Anzahl besetzter MTB(positive Veränderung der Rasterfrequenz von über 10%) ist für 73 Brut­vogelarten(37%) nachgewiesen. Davon konnten 53 Arten ihr Verbreitungsgebiet sogar deutlich um über 30% vergrößern. Darunter befinden sich viele Ar­ten, die insgesamt als nur gering verbreitete Brutvö­gel gelten(z. B. Brandgans, Kolbenente, Wiesenwei­he, Sturmmöwe, Grauspecht), und Arten, die sich in Ausbreitung befinden(z. B. Blaukehlchen, Bartmei­se, Karmingimpel). Die Neu- und Wiederansiedler (z.B. Singschwan, Nilgans, Wanderfalke, Schwarz­kopfmöwe, Weißbart- und Weißflügelseeschwalbe, Raufuß- und Sperlingskauz) weisen entsprechend die stärksten Zunahmen auf. Besonders bemer­kenswert ist allerdings die sehr deutliche räumliche Ausbreitung ursprünglich seltener Brutvogelarten, z.B. von Schwarzstorch und Hohltaube um> 30%, Kranich und Mittelspecht um> 50%, Wachtelkö­nig und Gebirgsstelze um> 75% und Gänsesäger, Wachtel, Fischadler, Sperber, Seeadler und Sommer­goldhähnchen um> 100%. Die größte Zunahme der Rasterfrequenz von einem Prozent(zwei besetzte MTB 1978-82) auf 68%(197 besetzte MTB 2005-09) konnte für das Schwarzkehlchen registriert werden. Überdurchschnittliche Zunahmen in der Rasterfre­quenz zeichnen sich besonders bei einigen Brutvo­gelarten der Feuchtgebiete und Wälder ab.

5.4 Anzahl der Rote Liste -Brutvogelarten

In Abb. 19 und Abb. 20 ist die Klassierung und flä­chige Verteilung der Artendichte in Bezug auf die 72 potenziellen Brutvogelarten der aktuellenRo­ten Liste der Brutvögel Brandenburgs dargestellt (RysLavy& MäpLow 2008). Die 20 Arten, die auf der Vorwarnliste stehen, blieben hier unberücksichtigt. Die überwiegende Anzahl der MTB weist Dichten zwischen 16 und 35 Rote Liste-Arten auf(85% aller Blätter). Mit Ausnahme von Teilen Berlins sind die MTB mit den niedrigen Dichten überwiegend ent­lang der Landesgrenzen angeordnet. Die Ergebnisse hier sind durch Randlageeffekte bestimmt und eher auf sehr geringe Flächenanteile zurückzuführen. Die Dichtezentren mit Rote Liste-Brutvogelarten entsprechen weitgehend den MTB mit den höchsten

Otis 19(2011), Sonderheft

Im Vergleich zur Kartierung 1978-82 haben hinge­gen 41 Brutvogelarten(20%) weniger Rasterfelder besetzt und mehr als 10% ihres Verbreitungsge­bietes aufgegeben. Die stärksten Veränderungen weisen Arten auf, die bereits bei der Kartierung 1978-82 nur eine kleine Zahl von MTB besiedelten oder unregelmäßig brüten. Fünf Arten und somit 12% der Brutvogelarten mit abnehmender Raster­frequenz, konnten überhaupt nicht mehr als Brut­vögel festgestellt werden. Von diesen gelten Korn­weihe, Blauracke und Auerhuhn inzwischen als ausgestorben und bei Bienenfresser und Rotdrossel handelt es sich um unregelmäßige Brutvögel. Über die Hälfte der noch vor 25 Jahren besetzten Raster­felder haben Spieß-, Löffel-, Moorente, Großtrappe, Uferschnepfe, Großer Brachvogel , Kampfläufer, Trauerseeschwalbe, Steinkauz, Sumpfohreule und Seggenrohrsänger aufgegeben. Ihr Vorkommen ist nur noch auf einzelne bis wenige Verbreitungsin­seln beschränkt. Von einer sehr starken räumlichen Ausdünnung der Brutvorkommen sind aber auch einst weit verbreitete mittelhäufige Arten betroffen. Arten wie z. B. Tafelente, Rebhuhn, Dohle und Ufer­schwalbe weisen eine Abnahme der Anzahl besetz­ter Rasterfelder von 31-50% auf. Bei Kiebitz, Be­kassine, Turteltaube, Mauersegler, Haubenlerche, Schilfrohrsänger und Steinschmätzer verringerte sich die Rasterfrequenz um 11-30%.

Insgesamt sind insbesondere Brutvögel der Feucht­wiesen und der Agrarlandschaft von überdurch­schnittlich hohen räumlichen Besiedlungsrückgän­gen betroffen.

Anzahl MTB

1-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 31-35 36-40 41-45 Anzahl Rote Liste -Arten

Abb. 19: Häufigkeitsverteilung der Anzahl von Rote Li­ ste -Brutvogelarten je MTB .

Fig. 19: Distribution of numbers of Red list breeding bird species per grid cell,