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Band 6 Heft 1/2
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102 HAUPT, H.& NOAH, T.: Ornithologische Ereignisse Ziltendorfer Niederung 1997

4. Diskussion

Im Zuge einer immer intensiveren Nutzung der Landschaft blieben auch die Flußniederungen Brandenburgs mit ihren periodisch wiederkehrenden Überschwemmungen nicht von einer nahezu vollständigen Umgestaltung verschont. Bis auf wenige naturnahe Fragmente, die vorwiegend an den Unterläufen von Havel und Oder erhalten geblieben sind, befinden sich heute sämtlich Flüsse durch die Eindeichung und die Errichtung von Stauseen in der steten Gewalt des Menschen. Der ökologische Wert und insbesondere die avifaunistische Bedeutung dieser Gebiete fußt jedoch ganz wesentlich auf regelmäßige Überflutungen. In der Regel beschränken sich die hohen Wasserstandsverhältnisse auf den Winter und das Frühjahr und eher ausnahmsweise auf den Sommer. N

Ornithologische Auswertungen über die Ereignisse bei Sommerhochwassern liegen für 1977 von der Oder(DITTBERNER et al. 1981) und für 1981 von der Spree (HAUPT& SCHMIDT 1986) vor. Jedoch wurde ein, dem Charakter und. der Intensität des Sommers 1997 entsprechendes Jahrhundertereignis bislang nicht registriert. Binnen kurzer Zeit entwickelten sich die für Wat- und Wasservögel äußerst attraktiven Rastflächen zur überregionalen Dreh­scheibe des Vogelzuges. Unter Einbeziehung der gesamten Oderregion erreichten die Rastbestände verschiedener Arten selbst bei mitteleuropäischer Betrachtung herausragende Größenordnungen.

Während aus den östlich der. Oder gelegenen Regionen bislang keine Ergebnisse bekanntgeworden sind, wurde das Geschehen im Nationalpark Untere Oder aktuell ausgewertet(DITTBERNER 1998). Beim Vergleich der Ziltendorfer Niederung mit dem Unteren Odertal fallen die deutlich geringeren Gesamtsummen der festgestellten Vögel in der Ziltendorfer Niederung auf. Zum einen durfte der Einfluß des nur wenige Kilometer weit entfernten Oderhaffs mit der sich unmittelbar anschließenden Ostsee eine nicht zu unter­schätzende Rolle spielen. Desweiteren wurde in der Ziltendorfer Niederung bereits Anfang September mit dem Abpumpen der Flächen begonnen. Daraus ergaben sich vergleichsweise kleine Konzentrationspunkte der Vögel, während im Unteren Odertal durch zögernden Abfluß und späteres Abpumpen noch bis in den Oktober ausgedehnte Schlick- und Wasserflächen vorhanden waren(DITTBERNER 1998). Darüberhinaus gibt jedoch die mitgeteilte Erfas­sungsmethodik Anlaß zu erheblichen Zweifel an der Authentizität diverser Rastbestands­summen bei häufigen Arten im Unteren Odertal. So halten wir es in Anbetracht der Größe des Gebietes für unmöglich, ein realistisches Gebietsmaxima für häufige und mobile(!) Arten (z.B. Graureiher, Krick-, Stock, Knäkente, Kiebitz, Alpenstrandläufer, Kampfläufer, Bekas­sine, Bruchwasserläufer, Schafstelze) bei gleichzeitiger Präsenz von bis zu 40 Seeadlern, 31 Rohrweihen und 4 Wanderfalken(vgl. DITTBERNER 1998) durch Summierungen der Teil­zählungen von mehreren Tagen zu erhalten. Aus diesem Grund durfte auch eine zusammen­fassende, für naturschutzrelevante Konzepte, Zielstellungen und Maßnahmen sicher wün­schenswerte Gesamtdarstellung des Hochwassereinflusses im Oderraum 1997 auf wandernde Vogelarten, nur eingeschränkt verwertbar sein.

Während sich insbesondere der Limikolendurchzug im Odergebiet, einschließlich der kleinen Aue zwischen Genschmar und Kienitz(S. Fahl, M. Fiddicke, eigene Beobachtungen), in bislang unbekannte Größenordnung bewegte, wurden an anderen wichtigen Rastplätzen Brandenburgs lediglich beim Alpenstrandläufer und Dunklen Wasserläufer überdurchschnitt­liche Rastzahlen festgestellt. Ansonsten widerspiegelte sich auch in anderen Regionen Deutschlands. ein eher unterdurchschnittlicher Watvogelwegzug(z.B. BARTHEL 1997). Vor diesem Hintergrund gewinnen die in der Ziltendorfer Niederung ermittelten Daten zusätzlich an Bedeutung und beweisen erneut, in welchen ansonsten unbemerkten Größenordnungen die

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