146___ LANGGEMACH, T.: Zweitbrut beim Turmfalken im Havelland
liegt wohl darin, daß für die meisten Betreuer vön Brutplätzen oder Monitoringflächen die Saison mit der Beringung, spätestens aber mit dem Ausfliegen der Jungen beendet ist.
So lassen sich die wenigen bisher beschriebenen(wenn auch nicht in allen Fällen bewiesenen) Zweitbruten schnell aufzählen. ORTLIEB(1968) berichtete von zwei Zweitbruten im Jahr 1966 (Eisleben/Sachsen -Anhalt ) und zieht die gute Nahrungssituation(Mäusejahr) und das außergewöhnlich warme Wetter als Ursache in Erwägung. Dieselben Gründe nennt GÜNTHER (1993/94), der eine Zweitbrut im Jahr 1993(Ronneburg/Thüringen ) verfolgen konnte. Hier gab es eine zusätzliche Begünstigung durch Zufütterung aus Menschenhand. KOSTRZEWA, R.& A.(1993) erwähnen(nach Information von H. Hasenclever) mehrere Zweitbruten und sogar eine Schachtelbrut, bei der die Jungen der ersten Brut noch nicht ausgeflogen waren, während im hinteren Teil des Nistkastens das Weibchen erneut ein Gelege bebrütete(1990, Bielefeld/Nordrhein -Westfalen ). Unveröffentlicht sind die Informationen von G. Klammer, der 1998(also im Jahr der Zweitbrut im Havelland) zwei erfolgreiche Zweitbruten im östlichen Saalkreis (Sachsen-Anhalt ) in Gittermasten fand. Ein dritter Platz mit einer wahrscheinlichen Zweitbrut in diesem Jahr wurde in Leuben(Sachsen ) bekannt. Nach erfolgreichen Bruten zweier Paare an einer Kirche(je 7 Junge!), gab es an einem der beiden Plätze ein zweites Gelege mit 3 Eiern, die jedoch nicht befruchtet waren und nach langer Überbütung verlassen wurden(B. Hartung). Ebenfalls erfolglos war die Zweitbrut, die U. Hein im Jahr 1989 im Kreis PotsdamLand fand. Das Zweitgelege in einem am Baum hängenden Nistkasten wurde verlassen. Zumindest scheint diese Zweitbrut der erste beschriebene Fall für die Mark Brandenburg zu sein.
Alle übrigen Informationen im Schrifttum werden als unsicher bezeichnet(GLUTZ et al. 1989, ESCHHOLZ 1993, ERDMANN et al. 1998) oder finden nur allgemeine Erwähnung ohne genauere Beschreibung von Fällen(BEZZEL 1985, PIECHOCKI 1991). Auch die Befragung verschiedener Turmfalkenkenner in Berlin und Brandenburg erbrachte keine weiteren Resultate, bestenfalls wurden Nachgelege nach Verlust der ersten Brut erwähnt.
Soweit bekannt, fanden die bisher dokumentierten Zweitbruten überwiegend am selben Nistplatz statt. 13 Bruten im selben Nest steht nur ein einziger Wechsel gegenüber, indem ein Paar zuerst in einem Kunsthorst 12 m hoch in einem Gittermast brütete und für die zweite Brut einen Kolkrabenhorst im selben Mast in 28 m Höhe nutzte(G. Klammer, schr.).
Abschließend sei noch einmal dazu aufgerufen, die Möglichkeit von Zweitbruten beim Turmfalken im Auge zu behalten und ggf. Zweitbruten durch späte Kontrollen der Nistplätze zu bestätigen. Vor allem auf Kontrollflächen, auf denen die Brutvögel zu hohem Prozentsatz markiert sind und individuell identifiziert werden können, sind so sichere Belege zu erbringen. Die Wahrscheinlichkeit für solche Zweitbruten ist in guten Turmfalkenjahren, zu denen das Jahr 1998 zweifellos gehört, größer als in anderen.
Literatur
BEZZEL, E.(1985): Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Nonpasseriformes.- Aula-Verlag, Wiesbaden }
ERDMANN, G., GLEINICH, W.& WERNER, F.(1998): Turmfalke- Falco tinnunculus L., 1758.- in STEFFENS, R., SAEMANN, D.& GRÖSSLER, K.(1998): Die Vogelwelt Sachsens.- Gustav Fischer Verlag , Jena , Stuttgart , Lübeck , Ulm
ESCHHOLZ, N.(1993): Ergebnisse des Nistkastenprogramms für Turmfalken Falco t. tinnunculus, L. 1758. Naturschutz Landschaftspfl. Brandenb., Sonderh. 2/1993: 19-23
GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. , BAUER, K.M. und BEZZEL, E.(1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes.- Aula, Wiesbaden