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OTIS 6(1998) 1/2: 151 151
Zwei Kohlmeisenpaare(Parus major) brüten in Verkehrskegel in enger Brutnachbarschaft
WALDEMAR KOZLOWSKI
Im Juni 1997 wurde ich durch Herrn E. Balske(Jänschwalde ) auf dessen Grundstück auf einen ungewöhnlichen Brutplatz der Kohlmeise aufmerksam gemacht. Unter einem Verkehrskegel, der zur Einfahrt auf dem Grundstück steht, befanden sich zwei Nester der Kohlmeise. Der Nestabstand betrug lediglich 7 cm! In beiden Nestern befanden sich 5 bzw. 4 bebrütete Eier. Der Kegelfuß hatte einen Durchmesser von 25 cm und an die Kegelspitze eine Öffnung von knapp 5 cm Durchmesser. Die Einfahrt wurde zur Brutzeit von Fußgängern und Autos an den Wochenenden stark frequentiert, da der Weg zu einem Motorcross-Gelände führt.
Als wir uns vom Verkehrskegel ca. 10 m entfernt hatten, suchten die Altvögel sofort den Kegel auf und schlüpften durch die Öffnung hinein. Sie verließen das Nest in der Zeit meiner Anwesenheit an diesem Tag nicht mehr.
Später teilte mir Herr Balske mit, daß die Jungvögel einer der beiden Bruten möglicherweise einer Hauskatze zum Opfer fielen. Die andere Brut verlief dagegen erfolgreich.
Da die Erstbruten nach BLASCHKE(1987) in der Regel im April getätigt werden und zudem die durchschnittliche Eizahl der Erstbruten weitaus höher ist, wird es sich bei diesen beiden Bruten um Zweitbruten handeln.
Nach BLASCHKE(1996) werden neben natürlichen Höhlen und Nistkästen auch“Höhlen” aller Art wie Briefkästen, Straßenlampen, Rohre, Sessel auf Müllkippen u.a.m. besetzt. Der Brutplatz“Verkehrskegel”(mit Öffnung an der Kegelspitze) kann als eine solche“Ersatzhöhle” angesehen werden.
Noch interessanter erscheint jedoch die unmittelbare Brutnachbarschaft zweier brütender Weibchen, da beide Nester nur 7 cm auseinanderlagen und sich in ein- und derselben “Bruthöhle” befanden. Ähnliches war in der Literatur nicht zu recherchieren.
Literatur BLASCHKE, W.(1987): Kohlmeise- Parus major L., 1758.- In: RUTSCHKE, E.(Hrsg.): Die
Vogelwelt Brandenburgs.- 2. Aufl., Fischer-Verlag Jena BLASCHKE, W.(1996): Kohlmeise- Parus major L., 1758.- ABBO-Grünbuch Nr. 3: 54-55