Heft 
Band 6 Heft 1/2
Seite
155
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OTIS 6(1998) 1/2: 154-155 1533

Bogen allein flog, war von ihm zwei Mal ein Einzelruf etwa wiekiek oderkiiik zu hören. Im Flug war ein vom Bürzel weit auf den Rücken reichender weißer Keil ähnlich wie beim Dunklen Wasserläufer sichtbar, die Armschwingen hatten einen schmalen weißen Hinterrand und die Beine überragten den Schwanz nur ein wenig. Besonders beim Abfliegen und Landen konnten eine schwarzweiße Querbänderung.des Schwanzes und der Oberschwanzdecken erkannt werden, wobei auf den Schwanzfedern die schwarzen Anteile etwas überwogen. Als bei der Gefiederpflege die Schwanzoberseite mehrfach schräg zu mir zeigte, konnte sie nochmals gut betrachtet werden. Wieder überwog in der schwarzweißen Querbänderung der Schwarzanteil und die schwarzen Bänder waren erkennbar breiter als die weißen.

Obwohl es keine eigenen Erfahrungen mit der Bestimmung der Schlammläuferarten gab, sprachen nach dem Literaturvergleich(GLUTZ et al. 1977, KÖNIGSTEDT& MÜLLER 1981, WILDS& NEWLON 1988) alle wesentlichen Kennzeichen für einen Großen Schlammläufer. Es handelte sich um einen Altvogel im abgetragenen Prachtkleid. Die Beobachtung wurde von der Deutschen Seltenheitenkommission als ausreichend dokumentierter Nachweis anerkannt.

Der Große Schlammläufer brütet in West- und Nordalaska, im äußersten Nordwesten Kanadas und im nordöstlichen Sibirien . Die hauptsächlichen Durchzugs- und Überwinterungsgebiete liegen im Bereich der pazifischen Küsten und an den westlichen sowie nördlichen Küsten des Golfs von Mexiko(GLUTZ et al. 1977, WILDS& NEWLON 1988). Aus Europa liegen die meisten Feststellungen von den Britischen Inseln vor, und in Mitteleuropa ist die Art eine seltene Ausnahmeerscheinung. In Deutschland wurden zuvor nur zwei Große Schlammläufer sicher bestimmt(ELVERS 1988, BUNDESDEUTSCHER SELTENHEITENAUSSCHUSS

1990). Erstaunlicherweise glückten im September und Oktober 1996 je ein weiterer Nachweis an der Ostsee - bzw. Nordseeküste(BARTHEL 1996).

Literatur

BARTHEL, P. H. 1996: Bemerkenswerte Beobachtungen, Wegzug 1996.- Limicola 10: 322­337.

BUNDESDEUTSCHER SELTENHEITENAUSSCHUSS 1990: Seltene Vogelarten in der Bundesrepublik Deutschland 1987 und 1988.- Limicola 4: 183-212

ELVERS, H. 1988: Ein Großer Schlammläufer Limnodromus scolopaceus in Berlin (West). ­Limicola 2: 145-147

GLUTZ von BLOTZHEIM, U. N ., BAUER, K. M.& BEZZEL, E. 1977: Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Bd. 7. Wiesbaden

KÖNIGSTEDT, D.& MÜLLER, H. E. J. 1981: Wurde der Große Schlammläufer(Limnodro­mus scolopaceus) in Mecklenburg nachgewiesen?- Beitr. Vogelkde. 27: 1-11

WILDS, C.& NEWLON, M. 1988: Die Unterscheidung von Großem und Kleinem Schlamm­läufer Limnodromus scolopaceus und L. griseus.- Limicola 2: 125-145

HARTMUT HAUPT, Hannemannei 8, 15848 Beeskow