Otis 20(2012): 91- 92
Otis 20: 91-92.
In Ergänzung zum bisher beim Mittelspecht beschriebenen Aufnehmen des Baumsaftes von Hainbuche und Birke gelang im NSG Mulknitz- Euloer- Teichgebiet(Spree- Neiße- Kreis), die Beobachtung des Saftleckens an der Schadstelle einer Eiche.
_ Krücer,H.(2012): Middle Spotted Woodpecker Dendrocopos medius sucking oak tree sap.
In addition to the known behavior of sap-sucking Middle Spotted Woodpecker on the sap of birches and hornbeams, this paper deals with an observation of a Middle Spotted Woodpecker feeding on the
tree sap of an oak.
In der Lausitz ist der Mittelspechts ungleichmäßig verbreitet und fehlt in den großen, trockenen Kiefernforsten. Sein Vorkommen ist hier an das inselartige Vorhandensein von Laubwaldungen gebunden, wie sie im Spreewald, in der Neißeaue oder in der Umgebung von Teichgebieten stocken (Noay 2001). In den vorliegenden Avifaunen des Mulknitz-Euloer Teichgebietes findet sich nur ein Nachweis von ScHMIipDT(1970). Auch RuHLE(unveröff.) weist auf die Seltenheit der Art hin. Mittelspechte ernähren sich überwiegend animalisch, wobei im Herbst und Winter der pflanzliche Anteil in Form von Samen unterschiedlichster Art an Bedeutung gewinnt. Das von verschiedenen Spechtarten praktizierte Ringeln von Bäumen zur Saftaufnahme bedarf beim Mittelspecht weiterer Untersuchungen. Das Auflecken von Saft der Hainbuche und Birke scheint bei der Art im Frühjahr eine bedeutsame Rolle zu spielen(GLUTZ von BLoTZHEIM& BAUER 1980). Eine in diesem Zusammenhang Mitteilens werte Beobachtung der Eichensaft-Aufnahme eines Mittelspechtes gelang während einer Exkursion am 24.Juni 2012 im Mulknitz-Euloer Teichgebiet bei Forst(Lausitz, LK SPN): Im Euloer Bruch östlich des Mützelteiches hatte sich in etwa acht Meter Höhe am Stamm einer Stiel-Eiche(Quercus robur) in einer Astabzweigung eine Schadstelle mit Hohlraum gebildet, der Hornissen(Vespa crabro) als Nistplatz diente. Die Insekten hatten offensichtlich an der beschädigten Rinde Zellulose für ihren Wabenbau gewonnen und damit den Baum zum Saftfluss angeregt. Genau an
dieser Stelle landete ein Mittelspecht, nahm etwa zwei Minuten lang Saft auf, flog kurz ab und danach erneut und zielgerichtet wieder an. Während des Saftleckens umflogen den Specht zeitweilig bis zu drei Hornissen, ohne diesen ernsthaft abwehrend zu attackieren. Der Specht seinerseits hackte mehrfach nach den fliegenden Insekten. Im Kronenbereich der Eiche und im Nachbarbaum hielten sich zeitgleich drei weitere Mittelspechte auf, so dass von einem Familienverband ausgegangen werden kann.
Außer dem Verfasser waren an der Beobachtung M. Krüger(Jena ) und J. Steffens(Karlsruhe ) beteiligt.
Literatur
GLUTZ VON BLoTzHEIM , U. N. & K. M. Bauer(1980): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 9 Columbiformes- Piciformes. Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden .
Noay, T.(2001): Mittelspecht Dendrocopos medius (L. 1758). In: Arbeitsgemeinschaft Berlin - Brandenburgischer Ornithologen(ABBO): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin. Rangsdorf, .
RuHLE, D.(unveröff.): Zur Vogelfauna des Mulknitz-Euloer Teichgebietes und seiner Umgebung im Zeitraum von 1970 bis 2000.
ScHMIDT, R.(1970): Zur Avifauna des MulknitzEuloer Teichgebietes- Beiträge zur Tierwelt der Mark IV, Veröff. Bezirksheimatmus. Potsdam , H.
18: 108-132.