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Band 20
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Schriftenschau

BarTHEL, P. H.(Hrsg. , 2012): Limicola. Zeitschrift für Feldornithologie. Heft 4/2012, Band 26. Einbeck­Drüber. ISSN 0932-9153. (4)

Für viele Leser überraschend hat die Zeitschrift Limicola mit Band 26 ihr Erscheinen eingestellt. Damit geht eine Ära zu Ende, denn Limicola hat die Feldornithologie in Deutschland verändert. Als die Zeitschrift 1987 erstmals erschien, lag Deutschland in Sachen Bestimmungstechnik weit hinter anderen europäischen Ländern zurück. Eine niveauvolle Auseinandersetzung mit diesem Thema fand in der hiesigen Fachliteratur kaum statt. Die neue Zeitschrift gab Raum für Bestimmungsartikel über schwierige Arten, die weit über die in den Feldführen vermittelten Kenntnisse hinausgingen. Die Be­stimmungskriterien etwa bei den Laubsängern, bei manchen Limikolen und Möwen wurden Schritt für Schritt herausgearbeitet. Die Zeitschrift setzte sich kritisch mit den Beobachtungen seltener Arten auseinander und beinhaltete die Jahresberichte der Deutschen Seltenheitenkommission. Und sie bot mit Beobachtungsberichten aus den letzten Monaten eine(für damalige Verhältnisse) schnelle Information über aktuelle ornithologische Ereig­

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nisse, bevor dieser Service durch Internetangebote überholt wurde. Was heute unter kundigen Feldbeobachtern als selbstverständliches Wissen zur Bestimmung und zum Auftreten mancher Arten gilt, wurde vielfach erst durch Limicola bekannt. Und es ist gelungen, gediegenes Wissen auf hohem Niveau in unterhaltsamer und gut lesbarer Form zu vermitteln.

Inzwischen gibt es bei der Bestimmungstechnik nicht mehr viel Neues zu entdecken, und der Herausgeber hat wohl recht, wenn er schreibt, die Zeitschrift hätte ihre ursprüngliche Aufgabe erfüllt. Dennoch hinterlässt sie eine Lücke, die von anderen deutschsprachigen Zeitschriften kaum zu füllen ist. Ob eventuelle Internetangebote diese Lücke füllen können, bleibt abzuwarten.

Das allerletzte Heft ist nocheinmal ein Glanzstück: Neben der Beschreibung von Brutnachweisen der Chinadommel in Ägypten (als Erstnachweis für die Paläarktis überhaupt) wird bekannt gegeben, dass der afrikanische Zimtrohrsänger offenbar bis nach Südspanien hinein vorkommt, wie dies genetische Untersuchungen zutage befördert haben.

Wolfgang Mädlow