Heft 
Band 21
Seite
81
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Otis 21(2014): 81-90

Erfolgreiches Management zum Erhalt der Artenvielfalt auf einer Insel mit Großmöwenkolonie im Gräbendorfer See

Reinhard Möckel

MöckeL, R.(2014): Erfolgreiches Management zum Erhalt der Artenvielfalt auf einer Insel mit Großmöwenkolonie im Gräbendorfer See. Otis 21: 81-90.

Im Süden Brandenburgs entstand im Zuge des Braunkohlebergbaus in den letzten 30 Jahren eine neue Seenlandschaft. Die wechselvolle Geschichte der Besiedlung durch Brutvögel auf der seit dem Jahr 2000 im Gräbendorfer See(457 ha Wasserfläche) bestehenden, rund 22 ha großen Insel wird beschrieben. Anfängliche Bewohner der Rohböden waren Rebhuhn(Perdix perdix), Wiede­hopf(Upupa epops ), Brachpieper(Anthus campestris) und Steinschmätzer(Oenanthe oenanthe). Diese, den besonderen Wert des Europäischen Vogelschutzgebietes ausmachenden Arten ver­schwanden, als sich nach sieben Jahren zunehmend Bäume auf der Insel ausbreiteten. Verschie­dene Möwenarten und die Flussseeschwalbe(Sterna hirundo) siedelten sich in nur geringer Zahl an und fluktuierten im Bestand. Der Gehölzbewüchs der Insel wurde in den Jahren 2010 und 2011 beseitigt. In der Folge fand Beweidung durch Ziegen statt und führte unmittelbar zur Etablierung einer Kolonie von Großmöwen mit der Steppenmöwe(Larus cachinnans) als dominierende Art sowie Bruten der Silbermöwe(Larus argentatus), Mittelmeermöwe(Larus michahellis) und seit 2013 auch der Heringsmöwe(Larus fuscus intermedius). Sturmmöwe(Larus canus), Lachmöwe (Larus ridibundus )(nur 2013) und Flussseeschwalbe nisteten in kleinen, eigenständigen Kolo­nien und nicht alljährlich auf der Insel. Die Freistellung führte auch zur Wiederansiedlung von Watvögeln wie Kiebitz (Vanellus vanellus ) und neu hinzu kommend Rotschenkel(Tringa totanus ). Ohne die Beseitigung der schnell wachsenden Kiefern und Robinien wäre der Wert der Insel als Vogelschutzgebiet kurzfristig verloren gegangen. Der gegenwärtige, baumfreie Zustand soll auf Dauer erhalten bleiben.

MöckezL, R.(2014): Successful management of biodiversity conservation on an island with a large gull colony on the Gräbendorfer See. Otis 21: 81-90.

As a result of opencast lignite mining over the past 30 years, a new lake district was created in Sou­thern Brandenburg. The chequered history of colonization by breeding birds on the Gräbendorfer See(457 ha of water surface and islands approx. 22 ha in area) since the year 2000 is described. The initial resident birds of the raw, unweathered soil were Grey Partridge (Perdix perdix), Hoopoe (Upupa epops ), Tawny Pipit(Anthus campestris) and Northern Wheatear(Oenanthe oenanthe). These species, on which the special value of the European bird reserve was based, disappeared after seven years due the spread of trees on the island. Various gull species and the Common Tern (Sterna hirundo) settled in small numbers, with fluctuating population size. The woody vegetati­on ofthe island was eradicated in 2010 and 2011. Subsequently, grazing by goats led to the imme­diate establishment of a colony of gulls with the Caspian Gull(Larus cachinnans) as the dominant species with, in addition, Herring Gull(Larus argentatus), Yellow-legged Gull(Larus michahellis) and, since 2013 the Lesser Black-backed Gull(Larus fuscus intermedius). Common Gull(Larus canus), Black-headed Gull (Larus ridibundus )(2013 only) and Common Tern nested, but not an­nually, on the island in small, independent colonies. Removal of vegetation also led to resettlement of wading birds such as Northern Lapwing (Vanellus vanellus) and new settlement of Common Redshank (Tringa totanus). Without the removal of the fast-growing Scotch Pine (Pinus sylvestris ) and Black Locust (Robinia pseudoacacia), the value of the island as a bird reserve would have been lost in the short term. The present, treeless status should be retained permanently.

Dr. Reinhard Möckel, Langes Ende 8, 03249 Sonnewalde ; E-Mail: reinhard.moeckel@gmx.de

1 Einleitung Sachsens (Oberlausitz ) grundlegend. Zunächst

kam es zur Herausbildung weitflächiger Kippen­Der großflächige Abbau von Braunkohle in Tage- areale und tiefer Restlöchern. Die Vertiefungen bauen veränderte in den letzten 100 Jahren aufeiner füllten sich, beginnend Mitte der 1970er Jahre Fläche von etwa 50km? die Landschaft im Süden zunehmend mit aufgehendem Grundwasser oder Brandenburgs (Niederlausitz ) und im Nordosten wurden mit Beginn der 1990er Jahre im Rahmen